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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war, verschwand er wieder.
    Ohne auch nur vor Aufregung einen einzigen Laut über seine Lippen gebracht zu haben, befand sich der ,Philosoph' wieder allein in dem Raum.
    Hätte der alte Mann die Uhrzeit gekannt, so wäre er sehr erstaunt darüber gewesen, daß er an diesem Abend schon um zehn Uhr den Tag beendet hatte. Aber, wie schon gesagt: Er wußte es nicht, er ahnte auch nicht, daß er soeben den Besuch eines gemeinen Mörders gehabt hatte. Kein anderer hätte den Raum des finsteren Hauses in der Silver-Walk so schnell wieder verlassen können, wie er ihn betreten hatte, nämlich wie der heimtückische Schütze vom Commercial-Docks. Dort in dem Kamin war das Päckchen versteckt, für dessen Besitz schon ein Mensch sein Leben hatte lassen müssen. Das Päckchen sollte die Ursache noch weiterer ruchloser Taten werden. Es war mehr Erstaunen als Neugier des alten Mannes, daß er nun, da der geheimnisvolle Fremde das Haus wieder verlassen hatte, sich langsam aufrappelte und zu der sich etwas von der Finsternis abliebenden Fensteröffnung schritt. Was aber seine Augen unten auf der Straße zu sehen bekamen, war nichts Besonderes. Lediglich ein Wagen stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nun wurde auch sein Besucher sichtbar; er eilte auf das Fahrzeug zu. Wenig später tauchte der Wagen in der Nacht unter. Nur eine Kleinigkeit fiel dem ,Philosophen' auf: Das Fahrzeug des
    Fremden, der es sehr eilig zu haben schien, hatte keine gleichfarbenen Schlußlichter, sondern eine hellgelbe und eine rote Leuchte. Diese Feststellung sollte dem ,Philosophen' einige Stunden später zu denken geben. —
    Wieder war der Alte aus seinem Schlaf gerissen worden! Motorengeräusch auf der Straße ließ ihn an den seltsamen Fremden sich erinnern. Erneut tastete er sich zu dem Fensterloch hin; dann erstarrte er förmlich. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können! Das war doch das gleiche Fahrzeug, dieselben ungleichen Schlußlichter, die unten auf der Silver-Walk an seinem Quartier vorbeirollten? Aber nicht der Umstand, daß dieses ihm inzwischen bekannte Fahrzeug wieder aufgetaucht war, ließ das Herz des ,Philosophen' pochen, sondern die rätselhaften Handlungen des Fahrers. Dieser hatte inzwischen das Ende der Sackgasse erreicht und sein Fahrzeug zum Halten gebracht. —
    Einen Augenblick lang war nur sein gekrümmter Rücken zu erkennen. Aber dann, als er sich wieder aufrichtete, sah der ,Philosoph', daß der Fremde etwas Unförmiges auf seinen Schultern trug. Nur etwa zehn Schritte weit entfernte sich der geheimnisvolle Mann von seinem Wagen. Dann, gerade als er vom Licht des Scheinwerfers gestreift wurde, machte er halt. Seine Last glitt von den Schultern. Mit einigen hastigen Schritten rannte er zu seinem Wagen zurück. Die Scheinwerfer erloschen. Stockdunkle Nacht herrschte wieder in der Silver-Walk. Was der .Philosoph' nun nicht mehr sehen konnte, glaubte er zu ahnen. Während seine Gedanken um das zufällig Gesehene kreisten, vergingen mehrere Minuten. Minuten, in denen er wie angewurzelt an seinem Fensterplatz stand und nicht fähig war, sich auch nur einen Schritt zu rühren. Immer noch war sein Blick auf das im Dunkel stehende Fahrzeug des Fremden gerichtet, bis es endlich erneut in Betrieb gesetzt wurde. Nun aber kam Bewegung in den alten Mann, hastig drückte er sich tiefer in den Raum. Näher kamen die Lichter des Wagens. Doch bevor der .Philosoph' sich nach einem Versteck umsehen konnte, in dem er sich notfalls vor dem Fremden in Sicherheit bringen wollte, fuhr der Wagen ohne Unterbrechung an dem Haus vorbei. Was der ,Philosoph' vermutete, war nicht eingetreten. Der Fremde, der sich dort hinten am Ende der Silver-Walk seiner Last entledigt hatte, war nicht noch einmal zurückgekommen, um das hier in dem Kamin verborgene Gut wieder an sich zu nehmen. Der Kamin!
    Den Philosophen' bewegte der Gedanke, was wohl im Kamin verborgen sei. Was mochte hinter all dem Geschehen stecken, von dem er zufällig Zeuge geworden war? Welches Geheimnis barg der Kamin? Nur wenige Schritte, und er stand vor der einstigen Feuerstelle dieses Raumes. Seine Hände glitten vorsichtig über das Mauerwerk, sie fuhren dann in das Innere des Kamins. Da! Mehrere Steine waren aus der Innenseite des Kamins herausgefallen. Es hatte sich ein freier Raum gebildet. Und in diesem Raum lag ein handliches Päckchen! Der ,Philosoph' überlegte, was er mit seinem Fund anfangen sollte. Abwägend hielt er das Päckchen in der Hand; dann wickelte er

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