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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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es um ihre eigene Haut ging. Schweigen war besser als sterben.
    „Noch etwas“, sagte Judd Bramas nach längerem Grübeln. „Was ist mit den Lords aus Busters Hafenasyl? Bleiben sie bei der Stange? Oder machen sie Schwierigkeiten?“
    Alphons Berriman zuckte mit den Achseln. „Sie wollen Geld“, murmelte er halblaut. „Immer wieder Geld.“
    „Wenn es weiter nichts ist“, murmelte Judd Bramas, „dann können wir uns doch nicht beklagen.“
    Er zog seine Brieftasche und reichte Alphons Berriman ein paar größere Scheine.
    „Wir kommen am Dienstag hier zusammen“, sagte er zum Schluß. „Nur wir fünf, verstanden?“ „Ja“, murmelte der Chor. Sie sahen sich nicht dabei an. Irgendwie schienen sie alle ein verdammt schlechtes Gewissen zu haben.

    6

    Sidney Romer wagte kaum noch, seine Wohnung im fünften Stock des Hotels Astoria zu verlassen. Er verkroch sich wie ein verwundetes Tier in seinen vier Wänden. Er schüttete Unmengen Alkohol in sich hinein, obwohl ihm das die Ärzte in Tootham streng verboten hatten. Er fühlte sich unsicher und gehetzt. Und nur der Alkohol, so glaubte er, konnte diese innere Zerrissenheit betäuben. Auch an diesem Abend saß er wieder an seiner Hausbar und spülte seinen Groll hinunter. Eine Flasche hatte er bereits geleert, die zweite hielt er unsicher in seinen nervösen Händen. Er wollte sich eben ein neues Glas einschenken, da klopfte es an der Außentür. Ein normaler Mensch wäre ohne Zögern in den Korridor hinausgegangen, um den Besucher einzulassen. Aber Sidney Römer war eben nicht so normal wie andere Leute. Er blickte erschreckt in den dämmerigen Flur hinaus. Seine Augen wurden groß und starr. Sein Gesicht bedeckte sich mit grauer Farbe. Erst als sich das Klopfen wiederholte, glitt er langsam von dem violetten Barhocker herunter. Er ging hinaus an die Tür, horchte eine Weile und machte schließlich auf. Argwöhnisch stierte er auf den Mann, der draußen im ungewissen Zwielicht stand.
    „Sie kennen mich wohl gar nicht mehr, Mr. Römer? Ich bin Dr. Monck, Ihr Stationsarzt aus der Anstalt Tootham. Es ist meine Pflicht, mich nach Ihnen umzusehen.“
    Sidney Romer gab nur widerstrebend den Weg in die Wohnung frei. Schwankend und taumelnd ging er dem anderen voran. Es war überall dunkel. Nirgends brannte eine Lampe.
    „Warum machen Sie denn kein Licht?“, fragte Dr. Monck verwundert. „Hier sieht man ja kaum die Hand vor den Augen.“
    Sidney Romer führte den Arzt in das prächtige Wohnzimmer und knipste eine Stehlampe an. Dann ließ er sich schweratmend in den nächsten Sessel fallen.
    „Nehmen Sie bitte Platz, Doc“, murmelte er tonlos.
    Dr. Monck musterte seinen ehemaligen Patienten forschend von oben bis unten. Die Prüfung fiel nicht zu seiner Zufriedenheit aus. Besorgt blickte er in das verfallene, aschgraue Gesicht.
    „Sie haben getrunken, wie?“
    „Ja“, gab Sidney Romer störrisch zu. „Was soll ich sonst tun? Ich finde mich hier nicht zurecht. Niemand nimmt mich für voll. Alle verspotten mich.“
    „Das bilden Sie sich nur ein“, sagte Dr. Monck rasch. „Diese Ideen hatten Sie schon, als Sie noch in Tootham waren. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Romer. Suchen Sie sich eine nützliche Beschäftigung. Arbeiten Sie! Nehmen Sie Ihrem Geschäftsführer die Hälfte der Verantwortung ab. Sie werden sehen, daß Sie dann nicht mehr auf törichte Gedanken kommen. Sie haben einfach keine Zeit mehr dazu.“
    Sidney Romer schüttelte stumpfsinnig den Kopf. Seine stieren Blicke klebten auf dem Fußboden. Eine widerliche Alkoholfahne ging von ihm aus.
    „Ich habe Angst“, murmelte er gepreßt. „Angst, verstehen Sie, Doc? Ich fürchte, daß ich wieder in die Anstalt Tootham zurück muß. Es wäre das En de für mich. Ein zweites Mal würde ich es nicht mehr aushalten.“
    Er holte sich eine Flasche von der Hausbar und füllte sich ein Glas mit scharfem Whisky. Ohne auf die Mahnungen des Arztes zu hören, stürzte er das Glas hinunter.
    „Wenn Sie so weitermachen, kann ich die Verantwortung für Sie nicht mehr übernehmen“, sagte Dr. Monck herb. „Sie müssen sich dann einen anderen Arzt suchen, Mr. Romer!“
    Sidney Romer reagierte gar nicht auf diese Worte. Er war schon zu betrunken. Der Alkohol rumorte in seinem kranken Hirn. „Gehen Sie doch, Doc“, zischte er bissig. „Ich halte Sie nicht auf. Mir wäre es am liebsten, Sie würden überhaupt nicht mehr kommen.“
    „Wir hätten Sie nicht entlassen sollen“, murmelte Dr. Monck in

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