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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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halblautem Selbstgespräch. Er holte Mantel und Hut und begann, sich anzukleiden. „Ich weiß jetzt, daß es ein Fehler war“, fuhr er leise fort. „In Tootham wären Sie vielleicht wieder gesund geworden. Aber hier werden Sie zugrunde gehen.“
    Er wandte sich resigniert zur Tür. Als Sidney Römer keine Anstalten machte, ihn hinauszubegleiten, ging er allein. Kurze Zeit später hörte man seine Schritte auf der Treppe verhallen. Sindey Romer blieb apathisch vor seiner Flasche sitzen. Er hatte genug für heute. Es war zuviel gewesen. Er konnte kaum noch richtig sehen. Vor seinen Augen bildeten sich wirbelnde Nebel. Die Lampen über seinem Kopf tanzten in wildem Rhythmus. Als er aufstand, konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Und dann klopfte es plötzlich wieder. Hart hämmerten zwei Fäuste gegen die Tür. Laut hallten die Schläge durch die stille Wohnung. Der Lärm wollte nicht mehr aufhören.
    „Was ist denn schon wieder“, lallte Sidney Romer mit schwerer Zunge. „Ich habe doch gesagt, Sie sollen sich wegscheren, Doc! Was wollen Sie noch hier?“
    Er schlürfte zur Tür und drückte die Klinke nieder. Mit glasigen Augen blickte er in den Flur hinaus. Er sah einen großen, breitschultrigen Mann im eleganten Herbstmantel und grauem Homburg. Es war Rechtsanwalt William Farrington, dem er es allein zu verdanken hatte, daß er nun wieder in Freiheit war.
    „Sie, Mr. Farrington?“, fragte er ungläubig. „Ist etwas passiert? Was hat Ihr später Besuch zu bedeuten?“
    Der Rechtsanwalt drängte ungeduldig in die Wohnung. Er legte an der Garderobe Hut und Mantel ab und schritt dann neben Sidney Romer auf das Wohnzimmer zu.
    „Sie sind ja betrunken“, sagte er betroffen, als er den taumelnden Gang seines Schützlings bemerkte.
    „Macht nichts, Mr. Farrington!“, lallte Sidney Romer heiser.
    „Sie sind ja mein Freund. Vor Ihnen brauche ich keine Angst zu haben. Sie werden mich auch nicht verraten, wie?“
    Der Rechtsanwalt setzte sich an den Rauchtisch und zündete sich eine Zigarre an. Eine Weile blickte er schweigsam den blauen Rauchwolken nach. Dann hefteten sich seine Blicke wieder forschend auf Sidney Romer.
    „Ich kann Ihr Benehmen auf keinen Fall gutheißen“, sagte er in mißbilligendem Ton. „Sie haben schon einige schwerwiegende Fehler gemacht, lieber Freund! Da ist zunächst die dumme Geschichte mit der Liste, die Sie in Tootham anlegten. Der Name Charles Clay stand gleich als erster obenauf. Ich habe mich davon überzeugt.“
    „Ich dachte, Sie wollten die Liste sofort verbrennen“, murmelte Sidney Romer dumpf und unruhig.
    „Ich habe es vergessen“, sagte William Farrington ausweichend. „Aber ich werde es noch heute nacht nachholen. Die Liste gehört ins Feuer. Aber trotzdem, Mr. Romer, habe ich jeden einzelnen Namen genau im Kopf. Auch die Anstaltsärzte in Tootham kennen Ihre alberne Liste auswendig.“ Sidney Romer wollte mit einer nervösen Bewegung zur Flasche greifen, doch William Farrington schob den Whisky brüsk zur Seite.
    „Schluß damit!“, sagte er schroff. „Sie vertragen das Zeug doch nicht. Wollen Sie das nicht endlich einsehen?“
    „Das hat mir schon Dr. Monck gesagt“, brummte Sidney Romer gedämpft. „Er war eben hier. Er hielt mir eine ordentliche Standpauke. Zum Schluß meinte er, ich solle mir einen anderen Arzt suchen.“ „Einen anderen Arzt?“
    „Hm. Wissen Sie einen?“
    William Farrington überlegte eine Weile. „Ich würde Dr. Vanmeren vorschlagen“, sagte er dann nachdenklich. „Er ist zwar kein ausgesprochener Facharzt, aber doch sehr zuverlässig und tüchtig. Er hat Ihren Vater bis zu seinem Tod behandelt.“ „Wo wohnt er?“, fragte Sidney Romer gleichgültig.
    William Farrington nannte ihm die Adresse. „Sehen Sie ruhig mal bei ihm vorbei“, meinte er. „Der Mann wartet sicher schon längst auf Ihren Besuch. Was ist das für ein Sohn, der sich nicht im geringsten dafür interessiert, wie sein Vater gestorben ist. Dr. Vanmeren wird Ihnen über seine letzten Stunden berichten. Allein schon aus diesem Grunde sollten Sie zu ihm gehen.“
    Sidney Romer stand auf und hielt sich wankend an der Tischkante fest. In seinem Kopf hämmerten unerträgliche Schmerzen. Das Hirn krampfte sich zusammen und schnellte dann wieder wie ein vollgesogener Schwamm gegen die Schädeldecke. Die Schmerzen nahmen von Sekunde zu Sekunde zu. Und auch die Angst. Sidney Romer blickte irr und verstört durch das Zimmer.
    „Lassen Sie mich jetzt nicht

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