Kommissar Morry - Die Woelfe
dieser Arbeit?“
„Warum“, fragte Daisy Horway mißtrauisch, „sind denn die ändern gegangen?“
„Welche andern?“
„Na die Mädchen vom Personal.“
„Ich glaube, sie waren mit ihrem neuen Chef nicht einverstanden“, sagte Richard Cromwell gedehnt. „Überdies hat sich erst ein Mord in den Klubräumen des Hotels ereignet. Ich will Ihnen das nicht verschweigen. Ich möchte Ihnen auch offen sagen, daß Sidney Romer, der Besitzer dieses Hotels, bis vor kurzem in der Irrenanstalt Tootham war.“
„Was?“, rief Daisy Horway mit weit aufgerissenen Augen. „Ausgerechnet bei einem Verrückten wollen Sie mich unterbringen? Ist Ihnen denn nichts Besseres eingefallen?“
Richard Cromwell drückte sie sanft in ihren Sessel zurück. „Es wird Ihnen nichts passieren“, sagte er beruhigend. „Ich werde immer zur Stelle sein, wenn Sie mich brauchen. Sie können auch jederzeit hierherkommen. Genügt Ihnen das?“
Ja, das war für Daisy Horway immerhin ein gewisser Trost. Sie hatte plötzlich nichts mehr gegen diese Stelle einzuwenden. Ihre Blicke ruhten wohlgefällig auf Richard Cromwell. „Tun Sie, was Sie wollen, Sir“, sagte sie trocken. „Mir ist alles recht. Sie sind der erste Mann, auf dessen Wort ich mich verlasse.“
Sie sah neugierig mit an, wie Richard Cromwell den Hörer vom Apparat nahm, und sie hörte auch gespannt zu, als er ein längeres Gespräch mit dem Geschäftsführer des Astoria Hotels führte. Drei Minuten später wußte sie, daß sie in Zukunft ein Einzelzimmer in dem vornehmen Hotel bewohnen würde. Gleichzeitig erfuhr sie, daß sie als Büfettfräulein angenommen war.
5
Die vierzehn Männer, die sich als Wölfe zu bezeichnen pflegten, trafen an diesem Freitagabend pünktlich um acht Uhr im großen Klubsaal des Hotels Astoria zusammen. Sie waren zweifellos Herren der besseren Gesellschaft und durchweg sehr elegant gekleidet. Man sah ihnen an, daß sie gewöhnt waren zu befehlen und im Zivilleben hohe Ämter bekleideten. An diesem Abend allerdings wirkten sie weder herrisch noch arrogant. Sie benahmen sich eher scheu und deprimiert. Während sie an dem hufeisenförmigen Tisch Platz nahmen, irrten ihre Blicke immer wieder zu der leuchtenden Perserbrücke hin, auf der Charles Clay eines so gräßlichen Todes gestorben war. Man hatte den Teppich zwar reinigen lassen, aber trotzdem lag noch immer der düstere Hauch eines Verbrechens über dem bunten Gewebe. Als schließlich alle ihre Plätze eingenommen hatten, erhob sich Judd Bramas, der erste Vorsitzende, um wie immer den Abend zu eröffnen. Er stand auf, nahm die silberne Glocke zur Hand und beendete damit augenblicklich alle Gespräche. Dreizehn Augenpaare richteten sich auf ihn. Dreizehn versteinerte Gesichter wandten sich ihm zu.
„Ich habe“, begann der stämmige Mann tonlos herunterzuleiern, „über zwei Ereignisse zu berichten, die unseren Klub sehr schwer getroffen haben. Da ist zunächst die Rückkehr Sidney Romers, die mich sehr bewegt. Sie wissen sicher, wo er die letzten achtzehn Monate verbrachte. Sie wissen auch, daß Mr. Romer auf unseren Klub nie gut zu sprechen war. Wie ich hörte, will er uns den Mietvertrag kündigen. Wir sollen in spätestens einem Vierteljahr ausziehen. Was sagen Sie dazu, meine Herren?“
Rufus Brown meldete sich zu Wort, Bleichgesichtig und mit erschreckten Augen schielte er auf den Vorsitzenden. „Wir wollen endlich die Wahrheit hören“, murmelte er gepreßt.
„Warum ist Sidney Romer damals nach Tootham gekommen? Wer hat ihm am Hinterausgang des Hotels aufgelauert? Ist es jemand von uns gewesen?“
„Welch ein Unsinn“, zischte Judd Bramas scharf. „Sind wir etwa Strauchritter und Totschläger? Ich decke in diesem Punkt jedes einzelne Klubmitglied. Niemand von uns hatte Anlaß, Sidney Romer derart übel mitzuspielen.“
„Warum verfolgt er uns dann mit seinem Haß?“, fragte Rufus Brown bedrückt.
„Woher soll ich das wissen“, brauste Judd Bramas auf. „Mit einem Geisteskranken ist eben nicht gut Kirschen essen. Übrigens sind seine Wahnideen nicht ernst zu nehmen. Ich glaube, daß Mr. Romer früher oder später doch wieder nach Tootham übersiedeln wird.“
„Früher war er völlig gesund“, behauptete Rufus Brown hartnäckig. „Er hat uns nie etwas getan. Und dann kam plötzlich dieser gemeine Überfall. Wir mußten damals tagelange Verhöre der Polizei über uns ergehen lassen. Und trotzdem blieb ungeklärt, wer nun eigentlich Sidney Romer diese schweren
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