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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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unsicheren Schritten hinaus zur Tür und öffnete. Das Nachtlicht brannte in mattem Schein. Die Stufen der gebohnerten Treppe warfen hell das Licht zurück. Es war niemand zu sehen. Weit und breit kein Mensch.
    Sidney Romer kehrte niedergeschlagen an die Hausbar zurück. „Es war niemand da“, murmelte er. „Ich habe mich wieder einmal getäuscht.“
    Im nächsten Moment brach wild und ungestüm die Angst aus ihm hervor.
    „Halten Sie überhaupt noch zu mir, Mr. Farrington? Stehen Sie noch auf meiner Seite? Oder kämpfen Sie gegen mich wie alle ändern?“
    „Welche Frage“, sagte William Farrington beinahe beleidigt.
    „Ich werde auch weiterhin alles für Sie tun, Mr. Romer. Ich bin eigens gekommen, um Sie zu zerstreuen und aufzuheitern. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?“
    „Ja“, stieß Sidney Romer rau hervor. „Sie müssen hierbleiben. Sie haben die Verantwortung für mich übernommen. Ich kann und will in dieser Wohnung nicht mehr allein sein.“
    „Immer werde ich wohl nicht hierbleiben können“, meinte der Rechtsanwalt bedächtig. „Aber diese eine Nacht will ich es Ihnen zuliebe tun. Sie sollen nicht sagen können, daß ich Sie im Stich gelassen hätte.“
    Sidney Romer war ehrlich erleichtert. Er überzog eigenhändig den breiten Diwan im Wohnzimmer mit frischem Leinen und legte helle Seidenkissen auf. Bequemer hätte es William Farrington auch zu Hause nicht haben können. Sidney Romer überzeugte sich noch, daß sich sein Gast auch wirklich auskleidete und auf dem Diwan niederlegte. Dann erst nahm er zwei starke Tabletten ein und zog sich in sein eigenes Schlafzimmer zurück. Ich habe ihm sicher unrecht getan, dachte er, während das Morphium in seinen Ohren zu singen begann. Er hat ein reines Gewissen. Er wäre sonst heute nicht hiergeblieben. Ich war gestern verrückt und betrunken. Er spürte, wie ihn eine wohlige Müdigkeit überkam. Die Tabletten wirkten rasch und zuverlässig. Die bohrenden Schmerzen hörten auf. Eine weiche Welle hob Sidney Römer empor und trug ihn auf rosaroten Flügeln in den Schlaf hinüber. Und dennoch sollte dieser Schlaf nicht ungestört verlaufen. Nach wenigen Stunden wurde Sidney Romer jäh und brutal geweckt. Er hörte einen merkwürdigen Lärm aus dem Wohnzimmer herüberhallen. Ein Möbelstück mußte umgestürzt sein. Dazwischen ertönte ein dumpfer, gurgelnder Schrei. Dann schlugen Türen zu. Hastige Schritte hallten durch die Wohnung. Ein erstickter Hilferuf folgte. Dann legte sich eine lähmende Stille über die Wohnung. Sidney Romer griff sich stöhnend an den Kopf. Seine Augen traten weit aus den Höhlen. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre mit dem Kopf gegen die Wand gerannt; so sehr haßte er sich plötzlich selbst wegen seiner Unfähigkeit, die Dinge im richtigen Licht zu sehen.
    „Hallo, Mr. Farrington!“, rief er laut. „Was ist denn? Kommen Sie bitte zu mir!“
    Keine Antwort. Kein Laut. Im Zimmer nebenan blieb alles still.
    Da warf Sidney Romer hastig die Kissen beiseite, machte Licht und ging auf die Verbindungstür zu. Wieder zögerte er eine Weile, bevor er die Hand auf die Klinke legte. Dann endlich gab er sich einen Ruck. Hastig riß er die Tür auf. Er sah, daß Licht im Wohnzimmer brannte. Der Rauchtisch war umgestürzt. Auf dem Teppich lagen Streichhölzer, Zigarren und Äpfel in buntem Durcheinander. Entgeistert blickte Sidney Romer zu dem breiten Diwan hin. Der Rechtsanwalt William Farrington lag schräg nach vorn gebeugt in den Kissen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, als hätte er sich verzweifelt gegen einen Mörder wehren wollen. Sein Gesicht war wachsgelb und eingesunken. Der Schädel war an der linken Schläfengegend von brutalen Schlägen zersplittert. Verkrustetes Blut bedeckte das entstellte Gesicht.
    Zwei, drei Minuten stand Sidney Römer wie versteinert auf dem gleichen Fleck.
    Dann packte ihn im Bruchteil einer Sekunde namenloses Grauen. Ein erstickter Schrei brach über seine Lippen. Wie von Furien gehetzt stürmte er davon, um die Mordkommission zu alarmieren.

    8

    „Sie können für mich eine Zelle in der Anstalt Tootham reservieren lassen“, sagte Inspektor Lawrence am nächsten Morgen zu Kommissar Morry. „Meine Nerven sind restlos, fertig. Noch zweimal dasselbe Schauspiel, und ich bin reif für die Zwangsjacke.“
    „Nanu?“, stutzte der Kommissar. „Warum denn so aufgebracht? Sie hatten sich doch schon recht gute Kombinationen zurechtgelegt. Ich dachte, die aufgenommene Spur würde

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