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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Fremdenzimmer, deren Fenster klein und trübe in den Abend blinzelten. Im Parterre war die Kneipe untergebracht. Wüster Gesang aus rauen Männerkehlen drang durch die vergitterten Fenster. Aus der offenen Tür fiel heller Lichtschein. Daisy Horway ging unbekümmert auf das verwahrloste Gebäude zu und trat kurz nachher in die Kneipe ein. Eine heiße Welle von Dunst, Alkohol und Rauchschwaden schlug ihr entgegen. Das Geschrei gellte ihr unerträglich laut in den Ohren. Sie blickte sich betreten um. Wie merkwürdig! Früher hatte sie sich hier immer wohl und glücklich gefühlt. Sie hatte nichts anderes gekannt. Aber seit sie in dem vornehmen Astoria arbeitete, wußte sie, daß es auch noch eine andere Welt gab.
    „Hallo, Daisy!“, rief plötzlich eine heisere Stimme zu ihr her. „Verdammt, du hast dich großartig herausgemacht. Willst du uns nicht ein Pfötchen geben? Haben dich lange nicht mehr gesehen.“
    Jetzt endlich entdeckte Daisy Horway die Lords. Sie lümmelten zu sechst an einem engen Tisch und grinsten ihr vergnügt entgegen. Ihre Gesichter waren noch immer die alten. Aber ihre Schale hatte sich wesentlich verbessert. Sie steckten ausnahmslos in teuren Anzügen. Sie trugen weiße gestärkte Oberhemden mit eleganten Krawatten und langen Manschetten.
    „Verteufelt hübsch siehst du aus“, brummte Steff Cooper anerkennend zur Begrüßung. „Schade, daß du keinen von uns haben willst. Würde sonst meinen Heiratsantrag vom vorigen Jahr auf der Stelle wiederholen.“
    „No, danke“, lachte Daisy Horway. „Mit einem Mann weiß ich nichts anzufangen. Aber Freunde kann ich ganz gut gebrauchen. Rückt ein wenig zusammen, Boys! Möchte gern einen ganzen Abend lang mit euch zusammen feiern.“
    „Feiern?“, fragte Steff Cooper gespannt. Und auch die ändern reckten neugierig die Hälse. „Was gibt es denn zu feiern? Ach, natürlich, du wurdest ja eben aus dem Knast entlassen.“
    „Nicht nur das“, sagte Daisy Horway stolz. „Ich habe auch eine phantastische Stelle bekommen. Vielleicht bin ich schon in einem halben Jahr die Chefin eines Speisesaals.“
    „Wo?“, fragte Steff Cooper interessiert.
    „Im Hotel Astoria.“
    Die sechs Burschen starrten sie an, als hätte sie den nahen Weltuntergang prophezeit. Ungläubig blickten sie in ihr hübsches Gesicht. Mit großen Augen warteten sie auf weitere Erklärungen.
    Aber Daisy Horway schwieg. Sie war damit beschäftigt, ein Glas Manhattan auszuschlürfen. Hingebungsvoll widmete sie sich dem Genuß.
    „Bist du wirklich im Hotel Astoria?“, fragte Steff Cooper lauernd.
    „Ja, natürlich“, strahlte Daisy Horway. „Ihr werdet staunen, wen ich dort getroffen habe. Clement Rembolt! Er ist zum Geschäftsführer avanciert. Was sagt ihr dazu?“
    Diesmal sagten die Lords keine Silbe. Diese Neuigkeit war ihnen seit langem bekannt. Schließlich arbeiteten sie seit Monaten mit Clement Rembolt zusammen. Er hatte ihnen bisher die lohnendsten Aufträge erteilt.
    „Kennst du den Klub, der alle Freitage im Astoria zusammenkommt?“, fragte Fred Hilltopp mit wachsamen Blicken.
    „No“, sagte Daisy Horway ehrlich. „Keine Ahnung.“
    „Es ist auch gut so“, mischte sich Steff Cooper ein. „Verbrenn dir nicht die Finger, Daisy! Halt dich weg von diesem Klub. Es kommt nichts Gescheites dabei heraus.“
    „Was macht ihr denn zur Zeit?“, forschte Daisy Horway zerstreut. „Ihr habt euch mächtig herausgeputzt. Seid ihr denn so gut bei Kasse?“
    „Es geht“, murmelte Lewis Farrant. „Wir haben immer zu tun. Die Wölfe lassen uns nicht verhungern. Momentan stehen wir vor einem ganz großen Geschäft. Willst du mitmachen?“
    „No“, sagte Daisy Horway rasch. „Die neun Monate in Holloway genügen mir vorerst. Möchte in Zukunft mein Geld wieder ehrlich verdienen.“
    So weit ging der amtliche Teil ihres Gesprächs. Dann redeten sie nur noch über heitere Dinge. Sie tranken und rauchten, daß es eine Art hatte. Dicke Wolken vernebelten den Tisch. Ganze Batterien von Flaschen standen um die vollgehäuften Aschenbecher. Als sich Daisy Horway gegen Mitternacht erheben wollte, merkte sie plötzlich, daß sie nicht mehr ganz sicher auf ihren Füßen stand. Sie schwankte bedenklich hin und her.
    „Eh, Daisy“, sagte Steff Cooper. „Wart einen Moment! Lewis wird dich nach Hause fahren. Er hat gestern einen feudalen Wagen geklaut,“
    „Nicht nötig, Boys“, sagte Daisy Horway tapfer. „Ich schaffe es auch allein. Hat mich sehr gefreut, meine Herren! Auf

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