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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Wolf. Sie haben eine reißende Bestie in ihren Reihen. Diesen einen Mann gilt es zu fassen.“
    Inspektor Lawrence ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn ich diesen Schurken erwischen würde, Sir“, stammelte er. „Ich glaube, ich würde ihn mit eigenen Händen erwürgen. Ich würde ihn solange mit den Fäusten traktieren, bis er . . .“
    Kommissar Morry tippte an die Stirn, hinter der bekanntlich das Hirn sitzt. „Der Geist, mein lieber Inspektor“, sagte er, „ist stärker als alle Gewalt.“

    9

    Drei Tage war Daisy Horway Büfettfräulein im Hotel Astoria, da bekam sie ihren ersten freien Nachmittag. Sie wurde in das Büro des Geschäftsführers gerufen.
    „Es freut mich, Miss Horway“, sagte Clement Rembolt steif, „daß Sie sich hier so gut eingeführt haben. Sie arbeiten zu meiner vollsten Zufriedenheit. Ich habe bereits vergessen, daß Sie aus dem Gefängnis zu uns kamen. Sie sind mir so lieb wie jedes andere Mädchen vom Personal.“
    „Machen Sie doch endlich die Klappe zu“, fiel ihm Daisy Horway frech ins Wort. „Sie gebärden sich hier wie ein eitler Pfau. Dabei haben Sie nicht den geringsten Anlaß, sich derartig zu brüsten.“
    „Was soll das?“, fragte Clement Rembolt mit gerunzelter Stirn. „Ich verbitte mir diesen unverschämten Ton. Wenn Sie Ihre Beleidigungen nicht auf der Stelle zurücknehmen, kündige ich Ihnen noch in dieser Stunde.“
    „Ach?“, sagte Daisy Horway spöttisch. „Das werden Sie ganz gewiß nicht tun, Mr. Rembolt. Ich erinnere mich noch, wie Sie als kleiner Schnorrer durch Busters Hafenasyl geisterten. Damals hatten Sie schiefe Absätze und konnten nicht einmal Ihr
    struppiges Haar schneiden lassen. Einmal haben Sie oben in den Fremdenzimmern eine Schmuckschatulle geklaut und wurden dabei erwischt. Sie erinnern sich doch? Zwei Jahre Knast waren die Quittung.“
    Clement Rembolt verfärbte sich. Seine würdevolle Haltung sank zusammen wie ein Haufen Asche. In seinen Augenwinkeln versteckte sich nackte Angst. „Woher wissen Sie das alles?“, fragte er stockend.
    Daisy Horway warf die schwarzen Locken zurück. „Ich war Bedienung in Busters Hafenasyl“, verkündete sie stolz. „Ich habe mich dort ehrlich durchs Leben geschlagen, wenn ich auch mal kurzfristig hinter Gitter kam. Aber Sie, Mr. Rembolt, Sie sind ein ganz schmieriger und ordinärer..."
    „Schweigen Sie doch!“, rief Clement Rembolt verstört. „Muß denn jeder hören, was wir zu besprechen haben? Wir könnten uns doch verständigen. Ich werde Ihnen einen gehobenen Posten in diesem Haus bieten. Ich werde Ihnen eine gewisse Summe . . .“
    „Wie sind Sie denn hier Geschäftsführer geworden?“, wollte Daisy Horway wissen. „He, wie haben Sie das gemacht?“
    Clement Rembolt blickte unruhig auf die Tür. Er hatte Angst vor heimlichen Lauschern. Er fürchtete, daß irgend jemand diese gefährlichen Worte hören könnte. Deshalb dämpfte er seine Stimme zu einem brüchigen Flüstern.
    „Der Rechtsanwalt William Farrington hat mir diese Stelle verschafft“, raunte er gehetzt. „Er wußte, daß ich vorbestraft bin. Er kannte jeden Punkt meiner Vergangenheit. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat er mich genommen.“
    „Na, dann bin ich wenigstens nicht die einzige hier, die schon im Käfig gesessen hat“, sagte Daisy Horway befriedigt. „Geld brauchen Sie mir nicht zu geben, Mr. Rembolt. Ich werde auch so den Mund halten. Aber in Zukunft verbitte ich mir Ihren arroganten Ton. Sie werden zu mir immer hübsch bescheiden und höflich sein, nicht wahr? So long, Mr. Rembolt! Wünsche viel Vergnügen für den Rest des Tages.“
    Sie tänzelte hinaus, ging den Kings Walk hinunter und freute sich, wenn die Männer wohlwollend ihre schlanken Beine musterten. Sie war in heiterster Stimmung. Ausnahmsweise fiel einmal kein Regen vom Himmel. Der Herbsttag war lau und sonnig. Nur drüben, über der großen Themseschleife, hingen dunstige Schleier.
    Daisy Horway erledigte ein paar Einkäufe, kehrte in einer Konditorei und in einer Whiskystube ein, aß in einer kleinen Wirtschaft einen kurzen Imbiß und wanderte dann nach Einbruch der Dunkelheit in das Stadtviertel Lambeth hinüber. Sie ging über die Themsebrücke, wanderte an den Gas Works vorüber und erreichte die trostlosen ödflächen, die sich dahinter ausbreiteten. Zur Rechten lag die Themse, zur Linken der Güterbahnhof. Dazwischen stand Busters Hafenasyl. Es war ein etwas verkommenes Gebäude. Die zwei oberen Stockwerke beherbergten die

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