Kommissar Morry - Die Woelfe
Sie direkt zu dem Mörder führen, der seinen Opfern brutal den Schädel zerschlägt.“
„Meine Vermutungen waren alle falsch“, seufzte Inspektor Lawrence und ließ sich niedergeschlagen in den nächsten Sessel fallen. „Ich dachte bisher, der Mörder sei im Klub zu finden, weil das erste Opfer Charles Clay war. Aber was hat der Rechtsanwalt William Farrington mit dem Klub zu tun? Er ist noch nie bei den Wölfen gewesen. Er kennt sie nicht einmal.“
„Wissen Sie das genau?“, fragte Morry mit erhobenen Brauen. Inspektor Lawrence stutzte. Dann zuckte er deprimiert mit den Achseln.
„Er hatte keine Zeit für solch einen albernen Klub. Er war immer mit seiner Praxis beschäftigt. Er hat Sidney Romer aus der Anstalt Tootham geholt. Wäre es denkbar, Sir, daß sein Schützling so undankbar war, diesen verdienten Mann aus der Welt zu schaffen??
„Das glaube ich nicht“, murmelte Morry kopfschüttelnd. „Kein Raubtier mordet in der Nähe der eigenen Behausung. Nicht einmal ein Irrer tut das. Die Morde sind kaltblütig und raffiniert eingefädelt. Dazu wäre ein so weichlicher und labiler Mensch wie Sidney Romer gar nie in der Lage.“
„Was mich am meisten verrückt macht“, keuchte Inspektor Lawrence, „das sind die Begleitumstände dieser brutalen Morde. Überlegen Sie doch, Sir! Zwei Morde sind bisher geschehen. Das erste Opfer wurde Charles Clay. Man fand ihn auf einer Perserbrücke im großen Klubsaal. Tags zuvor hatte Sidney Romer bereits einen Toten dort liegen sehen. Diesmal wiederholte sich das gleiche Schauspiel. In der Nacht vor dem Mord an William Farrington soll der Anwalt bereits in der Wohnung Sidney Romers gewesen sein. Man fand Blutflecken in den Kissen, auf denen er gelegen hatte. Und dann stellte sich plötzlich heraus, daß William Farrington den Abend zu Hause verbracht hatte. In der nächsten Nacht wurde er tatsächlich an der gleichen Stelle ermordet. Was sagen Sie dazu, Sir? Entweder ist dieser Sidney Romer ein Hellseher, der die Gabe des zweiten Gesichts besitzt, oder es ist hier die größte Schurkerei im Gang, mit der wir je zu tun hatten.“
„Nehmen Sie ruhig das zweite an“, sagte Morry trocken.
Inspektor Lawrence grübelte verbissen vor sich hin. „Wenn es so ist, Sir, dann muß William Farrington an dem Komplott beteiligt gewesen sein. Dann hat er mich also am Telephon belogen und ist in der Nacht zuvor doch bei Sidney Romer gewesen.“
„Hm. Das wäre doch möglich.“
„Warum wurde er dann ermordet, Sir?“, rief Inspektor Lawrence aufgebracht. „Wenn er ein so treuer Diener des Mörders war, warum stand er dann als nächstes Opfer auf seiner Liste?“
„Weil Sie gerade von einer Liste reden . . . Wie steht es denn mit dem Verzeichnis, das Sidney Romer kurz vor seiner Entlassung in Tootham angefertigt hat? Konnten Sie das Verzeichnis von William Farrington bekommen? Oder hat er das Geheimnis mit in den Tod genommen?“
„Es ist kein Geheimnis mehr“, sagte Inspektor Lawrence geistesabwesend. „Die Ärzte in Tootham konnten mir die Namen, die in dem Verzeichnis gestanden hatten, auswendig hersagen. Aber der Name des Rechtsanwalts war nicht dabei. Insofern ist diese alberne Liste also völlig wertlos.“
„Und nun?“, fragte Morry ungeduldig. „Wie wollen Sie jetzt Ihre Nachforschungen weiterführen?“
„Ich weiß nicht, Sir“, seufzte Lawrence bekümmert. „Ich habe keine Ahnung, Sir. Wenn Sie mir nicht weiterhelfen, gebe ich den Fall in andere Hände. Ich möchte nicht verrückt werden über diesem wahnwitzigen Fall.“
„Sie geben viel zu rasch auf“, brummte Morry tadelnd. „Wie oft habe ich Ihnen gepredigt, daß die Geduld die größte Tugend eines Kriminalisten ist.“
Inspektor Lawrence seufzte bedrückt vor sich hin. „Wenn Sie mir wenigstens einen Tip geben könnten“, flehte er. „Hat es noch einen Sinn, wenn ich den Klub weiterhin beobachte? Oder glauben Sie, daß der Mörder in ganz anderer Richtung zu suchen ist?“
„No“, sagte Morry kurz. „Ich würde auf der Fährte der Wölfe bleiben. Irgendein Instinkt sagt mir, daß sie mit dem Mörder in Beziehung stehen.“ „Die Wölfe“, warf Inspektor Lawrence verächtlich ein, „wenn ich diese alberne Bezeichnung schon höre. Hätten sie sich denn keinen vernünftigeren Klubnamen geben können?“
„Lassen Sie die Leutchen doch“, meinte Morry lächelnd. „Die meisten von ihnen haben sicher nichts von einem Raubtier an sich. Aber einer in diesem Klub ist ganz sicher ein
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