Kommissar Morry - Die Woelfe
Befehl?“
„Niemand“, ächzte Rembolt mit weißen Lippen. „Die ärztliche Untersuchung des Personals ist doch gesetzliche Vorschrift, Sir. Dr. Vanmeren war seit jeher für unser Hotel zuständig. Ich weiß nicht, was Sie wollen.“
„Von wem erhalten Sie Ihre Aufträge?“, bohrte Mory hartnäckig weiter. „Von den Wölfen, nicht wahr? Von Judd Bramas, zum Beispiel. Stimmt das?“
„Nein“, stammelte Clement Rembolt. „Das ist nicht wahr, Sir. Ich habe hier auf meinem Posten nie etwas Schlechtes getan.“
Kommissar Morry versuchte es von der anderen Seite her. „Sie sind der schäbigste Handlanger eines gemeinen Mörders“, brummte er verächtlich. „Sie haben sich in ein tödliches Netz verstricken lassen, aus dem es keinen Ausweg mehr gibt. Genau wie der Rechtsanwalt William Farrington und der Arzt Dr. Vanmeren trieben Sie dem Mörder unschuldige Opfer zu. Der Dank, den Sie von diesem Teufel zu erwarten haben, wird nicht anders ausfallen als . . .“
„Als?“, fragte Clement Rembolt zitternd.
„Der Dank eines Mörders ist immer der Tod“, sagte Kommissar Morry achselzuckend. „William Farrington wurde in der Wohnung Sidney Römers ermordet, nachdem er kurz vorher noch seinen Auftrag in schmutzigster Weise erledigt hatte.
Eben fanden wir Dr. Vanmeren tot in seinen Praxisräumen auf. Sein Kopf zeigte die gleichen furchtbaren Verletzungen wie bei allen anderen Opfern. Eines Tages werden Sie genauso daliegen, Mr. Rembolt. Ich vermute, daß wir Sie in diesem Büro mit eingeschlagenem Schädel und wächsernem Gesicht . . .“
„Hören Sie auf“, stotterte Clement Rembolt entsetzt. Er sah jetzt schon aus wie ein Toter. Sein Gesicht hätte keinen Tropfen Blut mehr gegeben.
„Warum quälen Sie mich denn so?“, schrie er hysterisch. „Ich weiß doch nichts. Ich weiß wirklich nichts.“
„Das haben die beiden anderen auch gesagt“, brummte Morry unerschütterlich. „Sie wollten meinen Worten nicht glauben. Hätten sie auf mich gehört, so wären sie vielleicht mit ein paar Jahren Gefängnis davongekommen. Sie aber haben den Tod vorgezogen. Sie ließen sich lieber auf brutalste Weise ermorden. Wollen Sie das gleiche Schicksal erleiden, Mr. Rembolt?“
Viel hätte nicht mehr gefehlt, dann wäre Clement Rembolt zusammengebrochen. Vielleicht hätte er sogar seine ganze Schuld gebeichtet. Aber da war noch eine Hoffnung, an der er sich festklammerte. Eine Hoffnung, die ihm wieder neue Kräfte verlieh. Er raffte sich krampfhaft auf.
„Sie können mir nichts nachweisen, Sir“, murmelte er tonlos. „Sie besitzen keine Handhabe gegen mich. Ich werde dieses Hotel eines Tages als freier Mann verlassen.“
„Als freier Mann vielleicht schon“, sagte Morry prophetisch, „aber Sie werden tot sein. Verlassen Sie sich auf meine Worte.“
Ohne dem schwer angeschlagenen Geschäftsführer noch einen Blick zu schenken, ging er mit Daisy Horway aus dem Bürozimmer. Draußen in der Halle führte er das Mädchen in eine abgelegene Ecke.
„Sie haben alles mitangehört“, raunte er eindringlich. „Sie wissen nun, was gespielt wird. Wollen auch Sie einen Mörder decken?“
„Ich?“, fragte Daisy Horway überrascht. „Was habe denn ich damit zu tun?“
„Sie hätten doch nicht auf der Liste des Mörders gestanden, wenn Sie nicht etwas von ihm wüßten. Sie haben einen Teil seines Geheimnisses gelüftet. Sie stehen ihm im Weg. Sie sind eine dauernde Gefahr für ihn. Dieser Schurke wird seine Mordanschläge gegen Sie immer wiederholen. Tag und Nacht müssen Sie einen neuerlichen Angriff erwarten. Einen hinterhältigen, gemeinen Überfall. Haben Sie das nötig? Wollen Sie unbedingt Ihr Leben aufs Spiel setzen? Sie könnten sich das alles ersparen. Sie brauchen mir nur zu sagen, was Sie wissen.“
Daisy Horway biß sich auf die Lippen. Die mahnenden Worte des Kommissars leuchteten ihr ein. Sie hatten viel für sich. Es war die ungeschminkte Wahrheit, die er ihr da eben gesagt hatte. Und trotzdem ging es ihr gegen den Strich, die Lords zu verraten. Vielleicht konnte sie ihnen noch eine heimliche Warnung zukommen lassen . . .
„Reden Sie!“, drängte Morry. „Verraten Sie mir das große Geheimnis.“
„Ich möchte mich erst mit Mr. Cromwell besprechen“, sagte Daisy Horway zaudernd. „Er ist mein Bewährungshelfer. Vielleicht kann er mir raten, was ich tun soll.“
Sie setzte ihren Entschluß sogleich in die Tat um. Sie lief aus dem Hotel, hastete zum Taxistand am Chelsea Embankment und fuhr
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