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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Garde durfte an seiner Seite bleiben. Es waren nur noch drei Männer: David Linton, Robert Bushnapp und Alphons Berriman. Cecil Spill hatte man inzwischen auf dem Zentralfriedhof eingegraben. Sein Stuhl blieb leer. Bevor Judd Bramas zu reden anhub, ging er zur Tür, riß sie ruckartig auf und spähte hinaus auf den Korridor. Erst als er sich davon überzeugt hatte, daß kein Lauscher in der Nähe war, kehrte er wieder an seinen Platz zurück.
    „Was soll das?“, fragte David Linton kopfschüttelnd. „Seit wann sind Sie so nervös? Es gibt doch heute nur Erfreuliches zu berichten. In wenigen Tagen sind wir über alle Berge. Ich glaube nicht, daß wir jetzt noch einen Lauscher fürchten müssen.“ Judd Bramas griff sich mit fahrigen Händen an den Hals. Zwei, dreimal setzte er zum Sprechen an. Seine Stimme gab kaum einen Ton.
    „Wir werden bereits beschattet“, würgte er heiser hervor. „Ich weiß das. Ich spüre es in jedem Finger. Sie sind hinter uns her. Sie wollen uns mürbe machen.“
    „Wer?“, fragte David Linton verständnislos.
    „Die Cops“, raunte Judd Bramas heiser. „Dieser Kommissar ist gefährlicher als Inspektor Lawrence. Er war erst bei Clement Rembolt. Er hat auch den Lords in Busters Hafenasyl mächtigen Schrecken eingejagt. Jetzt kommen wir dran. Vielleicht heute, vielleicht morgen . . .“
    Die ändern starrten ihn furchtsam an. Seine Worte träufelten wie Gift in ihre Hoffnungsseligkeit.
    „Wie groß ist denn unser Reichtum?“, fragte Alphons Berriman in sprudelnder Hast. „Wir müssen doch schon eine ganze Menge von diesen Banknoten haben. Warum handeln wir dann nicht endlich? Ich schlage vor, daß wir das Falschgeld eiligst gegen ausländische Währung eintauschen und dann Hals über Kopf verschwinden.“
    „Natürlich“, pflichteten ihm die beiden ändern bei. „Das ist auch unsere Meinung. Warum sollen wir warten, bis uns dieser Kommissar die Hand auf die Schulter legt? Wir haben doch genug. Warum sollen wir noch länger warten?“
    „Ich habe an alles gedacht“, sagte Judd Bramas von oben herab.
    „Wir können schon morgen oder übermorgen ins Ausland flüchten. Ich erwarte jeden Moment einen Mann, der uns falsche Pässe bringen wird. Er müßte eigentlich schon hier sein. Bezahlt wird der Mann natürlich mit falschen Scheinen.“
    Seinen drei Freunden fiel ein Stein vom Herzen. Ihre Hoffnung erwachte wieder. Ihre Augen wurden groß und gierig bei dem Gedanken an den Geldsegen, der sie erwarten sollte.
    „Die Polizei arbeitet langsam“, brummte Judd Bramas geringschätzig. „Sie wird zu spät kommen. Bis sie hier auftaucht, haben wir London längst verlassen.“
    Es klopfte an der Tür des Klubsaales. Die drei ändern fuhren jäh herum. Eine kalkige Blässe breitete sich auf ihren Gesichtern aus.
    Aber Judd Bramas lächelte nur. Stolz und selbstbewußt ging er zur Tür. „Das ist mein Mann“, sagte er fest überzeugt. „Er bringt die Pässe. Ich sagte euch doch, daß alles klappen wird.“
    Seine Worte erfüllten sich. Es war tatsächlich ein kleiner Hehler aus dem Osten, der linkisch und verkrümmt draußen im Korridor stand. Er drückte Judd Bramas etwas in die Hand und bekam dafür ein Bündel Scheine zugesteckt. Der Handel verlief kurz und schweigsam. Es wurde keine Silbe dabei gesprochen. Schon nach wenigen Sekunden kehrte Judd Bramas zu seinen Freunden an den Tisch zurück. Umständlich und mit hochmütigem Gesicht wickelte er die Pässe aus. Es waren vier tadellose Exemplare. Judd Bramas nahm den ersten Paß zur Hand und schlug ihn auf. Eine Visitenkarte fiel ihm entgegen. „G. E. Morry“, stand auf dem schmalen Kärtchen. „Kriminalkommissar.“
    Das überhebliche Lächeln Judd Bramasc schwand, als hätte es eine Geisterhand weggewischt. Seine Augen traten weit aus den Höhlen. Seine Haare sträubten sich. Dicke Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn.
    „Was ist?“, fragten die anderen. „Warum sind Sie auf einmal so schweigsam geworden? Stimmt an den Pässen irgendetwas nicht?“
    Judd Bramas reichte wortlos die Karte weiter. Sie ging von Hand zu Hand. Und überall erweckte sie die gleiche Furcht und dieselbe Verzweiflung.
    „Ich dachte, die Polizei ist so langsam“, höhnte David Linton. „Sie scheint mir aber doch verdammt schnell zu sein. Dieser Kommissar ist anscheinend über jeden unserer Schritte orientiert. Er macht uns lächerlich. Er amüsiert sich über unsere Dummheit.“ „Es ist zu spät“, jammerte Robert Bushnapp.

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