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Kommissar Morry - Die Woelfe

Kommissar Morry - Die Woelfe

Titel: Kommissar Morry - Die Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mörderhand zu entrinnen. Laut schrie sie ihre Angst in die Nacht. Und das Glück stand ihr noch einmal zur Seite. Sie hörte den schrillen Heulton einer Polizeisirene. Durch die Nebel tauchten zwei Scheinwerfer auf. Die graue Wand aus Ruß und Dunst zerteilte sich. Zwei uniformierte Konstabler hasteten auf sie zu. Hinter ihnen folgte Kommissar Morry. Jetzt erst sah Daisy Horway, daß sie allein an der Mauerwand stand. Ihr Peiniger war spurlos verschwunden. Der Nebel hatte ihn verschluckt.
    Kommissar Morry schien ihre Gedanken zu erraten. „Es hat keinen Sinn, hinter ihm herzulaufen“, murmelte er achselzuckend. „Bei diesem Wetter wäre jede Verfolgung sinnlos.“
    Er nahm sich fürsorglich des schluchzenden Mädchens an. Er öffnete den Schlag seines Wagens und drängte sie sanft auf den Vordersitz. „Diesmal ist es noch gutgegangen“, meinte er mit einem raschen Seitenblick. „Wir sind unauffällig hinter Ihnen hergefahren. Wäre dieser verdammte Nebel nicht gewesen, so hätten wir den Mörder vielleicht sogar unschädlich machen können.“
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Trotzdem sollten Sie endlich zur Besinnung kommen, Miss Horway! Immer kann ich nicht in Ihrer Nähe sein. Wollen Sie weiterhin in ständiger Todesfurcht leben? Oder ziehen Sie es nicht doch vor, mir endlich die Wahrheit zu sagen?“
    Diesmal hatte er Glück. Daisy Horway besaß keine Widerstandskraft mehr. Sie begann zu erzählen.

    21

    Die Lords standen im Hochwasserstollen hinter den Gas Works und warteten auf Judd Bramas. Sie waren nervös. Ihre Blicke irrten unstet durch den betonierten Raum. Die Maschine stand still. Niemand hatte Lust, sie laufen zu lassen. Wozu auch? Die Banknoten, die in der linken Schleusenkammer aufgestapelt waren, reichten vollauf. Man mußte sie nur noch gegen ausländische Währung eintauschen. Dann war das große Geschäft abgeschlossen.
    „Judd Bramas wird uns doch nicht im Stich gelassen haben?“, brummte Lewis Farrant argwöhnisch. „Vielleicht hat er sich heimlich aus dem Staub gemacht? Könnte doch sein, daß er Lunte gerochen hat. Die Polizei . . .“
    „Hör auf mit der Polizei“, knurrte ihn Fred Hilltopp bissig an. „Ihr macht euch ja selbst fertig. Bisher haben die Cops keine Ahnung von diesem Bunker. Und bis sie endlich draufkommen, sind wir längst über alle Berge.“
    Sie schrien erregt durcheinander. Sie hatten alle keine Nerven mehr. Die Furcht saß ihnen wie eine Faust im Nacken. Unablässig schielten sie zur Tür hin. Erschreckt zuckten sie zusammen, als sie Schritte draußen im Stollen hörten. Es waren schwere, wuchtige Schritte. Sie hielten unmittelbar auf den Maschinenraum zu. Die Tür öffnete sich.
    Judd Bramas erschien mit übernächtigtem, eingefallenen Gesicht. Die Augen glühten flackernd aus den tiefen Höhlen. Um die Mundwinkel lief ein gehetztes Zucken.
    „Na, Gott sei Dank, Sir“, rief Fred Hilltopp erleichtert. „Wir warten schon eine geschlagene Stunde. Kann es jetzt losgehen?“
    Judd Bramas warf einen scheuen Blick in die Runde. „Wir müssen vorsichtig sein“, raunte er. „Das Barometer steht schlecht. Wenn wir noch zum Ziel kommen wollen, darf uns kein Fehler mehr passieren.“
    „Wir warten auf unseren Lohn“, warf Nick Gunnermann mürrisch ein. „Oder glauben Sie, wir hätten uns Tag und Nacht hier umsonst geschunden?“
    Judd Bramas räusperte sich. „Ich habe meinen Wagen hinter den Gas Works stehen“, raunte er gedämpft. „Wir starten jetzt mit dem entscheidenden Coup. Das Geld wird in den kleinen Winkelbanken am Hafen gegen kanadische Dollars umgetauscht.“
    „Alles?“, fragte Sandy Harley gierig.
    „No, nicht alles“, zischte Judd Bramas nervös.
    „Ein Paket genügt. Wir dürfen nicht zuviel riskieren.“
    Er blickte die Männer der Reihe nach an. Forschend und mißtrauisch. Anscheinend vertraute er niemand mehr.
    „Wer begleitet mich?“, fragte er endlich.
    Fred Hilltopp und Lewis Farrant meldeten sich. Sie wollten unbedingt dabei sein. Aus ihren Gesichtern sprach die Angst, man könnte sie übers Ohr hauen. Sie schleiften das schwere Paket zum Wagen und kauerten sich auf die Hintersitze. Judd Bramas nahm ächzend und schnaufend hinter dem Steuer Platz.
    „Fertig?“, fragte er. Schon in der nächsten Sekunde löste er die Bremsen und fuhr am Themseufer entlang. Es ging nach Osten. Im Stadtviertel Bermondsey hielt er zum ersten Mal an.
    „Dreitausend Pfund“, zischte er hastig. „Los, macht schon! Zählt die Bündel ab

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