Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
kaum hatte er einige Sekunden gelauscht, rief er überrascht aus:
„Das ist doch nicht möglich . . . einen Moment, bleiben Sie am Apparat. . . “ und nun zu Morry gewandt, „es ist für mich, Herr Kommissar, ein wichtiges Gespräch . . . lassen Sie sich nicht aufhalten, bitte“, und dabei machte er eine fordernde Handbewegung zur Tür.
Kopfschüttelnd verließ ihn Morry. Wenige Minuten später stand er vor Henry Porter, der ihn nicht eines Blickes würdigte. Mitleidig betrachtete ihn der berühmte Kommissar. Wie sah der Mann aus . . . heruntergekommen, fahl im Gesicht, die Augen erloschen . .. wie einer, der sich selbst aufgegeben hatte.
„Darf ich Ihnen eine Zigarette anbieten“, begann Morry das Gespräch mit warmer Stimme.
„Wer sind Sie? Ich brauche niemanden . . . bitte, verlassen Sie mich.“
„Das sagen Sie nicht“, gab Morry ruhig zurück, „darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Mister Porter, daß ich nur Ihretwegen nach Brixton gekommen bin . . . vielleicht sagt Ihnen mein Name etwas... ich bin Kommissar Morry!“
„Kommissar Morry“, wiederholte der Bankdirektor grübelnd. Wo hatte er nur schon diesen Namen gehört . . . Jetzt fiel es ihm ein: der Mann war bekannt als der beste Kriminalist des Landes. Ein wehes Lächeln umspielte die Lippen des Verzweifelten. „Ich glaube, Herr Kommissar, daß Sie diesen Weg zu mir umsonst gemacht haben. Meine besten Freunde haben mich aufgegeben, und selbst meine Frau . . er schwieg ergriffen und konnte nicht weitersprechen.
„Das ist nur eine vorübergehende Zeiterscheinung“, lachte ihm Morry ins Gesicht, „reißen Sie sich zusammen, Mister Porter, und berichten Sie mir nun einmal alles ganz genau . . . vom Tage Ihrer Begegnung mit Mister Williams an . . . auch die Sache mit dem Auto . . . warum Sie an dem fragwürdigen Sonntag zur Bank gefahren sind, was doch sonst nicht Ihre Gewohnheit war . . .“
„Mir glaubt ja niemand mehr“, fiel ihm Henry Porter verzweifelt ins Wort, „alles hat sich gegen mich verschworen, Kommissar Morry . . . Gut, daß Sie das erwähnten... an diesem fragwürdigen Sonntag rief mich der Wächter an und bat mich, vorbeizukommen... auf einmal leugnet der Mann dieses Gespräch ab, und natürlich bin ich dadurch noch mehr belastet worden. Eigenartigerweise glaubt man jedem anderen, nur nicht mir! Geben Sie es auf, Kommissar Morry . . . Sie blamieren sich nur.“
„War es überhaupt die Stimme des Wächters“, fragte Morry ruhig.
„Das kann ich nicht mehr sagen ... sie hat wenigstens genauso geklungen . .
„Wer verteidigt Sie“, wollte nun Kommissar Morry wissen.
„Mein Freund, Rechtsanwalt Hunter!“
„Der Name ist mir bekannt“, erklärte Morry, „er ist ein sehr tüchtiger Mann. Ist es ihm noch nicht gelungen, das Gebäude der Anklage zu erschüttern?“
„Natürlich, Herr Kommissar, aber bei soviel Beweisen, da muß man ja an mir zweifeln... ich kann es ihm nicht einmal übelnehmen. Natürlich tut er seine Pflicht, aber ich glaube kaum, daß er von meiner Unschuld überzeugt ist.“
Grübelnd durchschritt Morry die Zelle. Sechs Schritte hin... sechs Schritte zurück. Zuweilen warf er einen Blick auf die zusammengesunkene Gestalt des einstmals kräftigen Mannes, ohne aber seine Wanderung zu unterbrechen. „Gesetzt den Fall“, begann er nachdenklich, „Sie wären an der Sache beteiligt gewesen, Mister Porter, dann könnte ich mir auf keinen Fall vorstellen, daß ein Mann von Ihrem geistigen Format ausgerechnet den Fluchtweg mit dem eigenen Wagen durch belebte Straßen nimmt... auch könnte ich mir nicht denken“, lachte er auf, „daß Sie in diesem Augenblick der höchsten Spannung ein Stoppschild beachten würden . . .“
Zum ersten Mal richtete sich Henry Porter auf. Mit ganz anderen Augen betrachtete er Kommissar Morry, der den mysteriösen Fall von einer Seite betrachtete, die ihm selbst in seiner Erregung entgangen war. Er wollte nachher sofort mit Mac darüber sprechen.
„Auch kann ich mir nicht denken“, fuhr Morry fort, „daß Sie Dinge erwähnen würden, die Sie unweigerlich belasten würden. Wo steht Ihr Wagen... befand er sich nicht in der Garage?“
„Nein, an diesem Abend nicht“, stieß gequält Henry Porter aus, „ich habe meine Frau zu ihrer Schwester gefahren . . . nachdem wurde ich angerufen, und dann hatte ich immer noch damit gerechnet, daß ich zu später Stunde meine Frau wieder abholen würde. Darum ließ ich ihn vor dem Haus stehen.“
„In den Akten steht, daß
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