Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry
kam nicht weiter. Es war ihm, als ob er fortwährend gegen eine Mauer lief. Aber irgendwo mußte er doch ansetzen . . . nur noch vierzehn Tage, dann fand die Gerichtsverhandlung gegen Henry Porter statt. Wie siegessicher war er hierhergekommen, aber dennoch: er mußte es schaffen. Kurz entschlossen nahm er die nächste Maschine und flog zurück. Niemand in Brixton wußte, wo Kommissar Morry geblieben war!
*
Kathleen Davies zuckte erschrocken zusammen, als die Tür ihrer Zelle geöffnet wurde.
„Bringen Sie mir die Freiheit, Kommissar?“ fragte sie mit verhärmtem Gesicht.
„Das kommt darauf an, wie unser Gespräch endet“, erklärte Morry und ließ sich der Gefangenen gegenüber auf einem Hocker nieder.
„Ich tue alles, was Sie wollen“, rief hoffnungsfreudig die schöne Frau aus.
„Jetzt überlegen Sie einmal ganz scharf und denken Sie daran, daß der Mann, den ich suche, auch James Cooper auf dem Gewissen hat.“
Erregt richtete sich Kathleen auf. „Fragen Sie“, forderte sie den Kommissar auf.
„Wie lange haben Sie mit James Cooper zusammen gelebt . . . “
„Fast fünf Jahre“, kam die hastige Entgegnung.
„Sehr gut, sehr gut“, sagte Morry nachdenklich, „dann wissen Sie ja wohl über das Leben James Coopers genau Bescheid. James Cooper muß mit einem Mann aus Brixton in Verbindung gestanden haben. . . dieser ist der Drahtzieher und auch der Mörder Ihres Freundes . . . denken Sie genau nach, Miß Davies, es ist für mich entscheidend, und für Sie bedeutet es die Freiheit... ich kann es nämlich dann verantworten, Sie als Kronzeugin zu benutzen.“
Krampfhaft überlegte Kathleen, sie wußte, was von ihrer Aussage abhing, aber dennoch dauerte es Minuten, bevor sie die Vergangenheit durchforscht und sich daran erinnerte, daß vor einigen Jahren James ihr freudig berichtet hatte, einen alten Bekannten wiedergetroffen zu haben, der aus Brixton stamme und ein berühmter Mann geworden sei. „Soweit ich mich erinnere, Herr Kommissar“, sagte sie nun, „hat ihn James sogar einmal auf gesucht.“
„Wer war der Mann?“ forschte Morry erregt.
„Ich kenne ihn nicht“, stieß im bitteren Ton die schöne Frau aus. „Nie hat James mir den Namen genannt.“
„Herrgott, was machen wir denn nur“, knurrte Morry und stieß mit dem Fuß auf, „nun glaubt man, einen Zipfel in der Hand zu haben . . . gleich ist er wieder fort. Miß Davies, überlegen Sie weiter . . . strengen Sie sich an . . . Sie kennen doch mein Angebot . . .“
Der gequälten Frau standen Schweißtropfen auf der Stirn. Weit lehnte sie sich zurück, schloß die Augen, bis auf einmal ein Leuchten über ihr Antlitz glitt. „Mister Morry“, flüsterte sie, „in der linken Schreibtischschublade befinden sich Bilder von James... er
hing an ihnen, es war sozusagen seine Vergangenheit. Es befinden sich auch Gruppenaufnahmen darunter . . .“
„Gruppenaufnahmen?“ flüsterte Morry.
„Und jetzt fällt es mir ein, Mister Morry“, fuhr Kathleen erregt fort, „damals, als mir James diese Bilder zeigte, deutete er auf einen jungen Mann und erklärte mir, daß er diesen vor kurzem gerade getroffen habe, er sei übrigens jetzt in Brixton seßhaft und eine bedeutsame Persönlichkeit . . .“
Morry war schon hinausgestürmt. Er warf sich in den Dienstwagen, und pausenlos gellte die Sirene, als er durch die Stadt jagte. Er durfte keine Minute verlieren!
Entschlossen entfernte er das Siegel und forderte den Beamten auf, der das Haus bewachte, ihm die Tür zu öffnen. Was hatte doch Kathleen Davies gesagt? In der linken Schreibtischschublade . . . schon hatte er sie aufgezogen. Nach wenigen Sekunden fand er ein Fotoalbum ... Gott sei Dank... es war noch vorhanden.
Sorgfältig betrachtete er Seite für Seite und schüttelte immer wieder den Kopf... einige Bilder waren herausgenommen worden... hoffentlich befand sich nicht die entscheidende Aufnahme darunter. Plötzlich stutzte er... unwillkürlich wischte er sich über die Augen . . . das konnte doch nicht möglich sein . . . aber das Bild sprach eine eindeutige Sprache . . . daran gab es nichts zu rütteln . . . der Mann, der neben James Cooper stand, war Bankdirektor Henry Porter!
Morry hatte das Gefühl, als ob in diesem Moment der Schlag seines Herzens aussetzte. Alles hatte er geglaubt, nur dieses nicht. Demnach mußte der Bankeinbruch eine abgekartete Sache gewesen sein . . . und der Drahtzieher war also doch Henry Porter. Fassungslos starrte immer wieder Morry
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