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Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry

Titel: Kommissar Morry greift ein Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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das Bild an. Diese Niederlage schmerzte ihn. Noch nie hatte er sich für einen Menschen so eingesetzt, wie für Henry Porter, von dem er überzeugt gewesen war, daß er unschuldig im Gefängnis saß. Wie konnte ein Mensch sich nur so verstellen. Ein blendender Schauspieler, dem es gelungen war, sogar selbst ihn irre zu führen. Also hatte Inspektor Slade doch recht behalten. Jetzt schon tat ihm Mrs. Porter leid, die in abgöttischer Liebe an ihrem schurkischen Mann hing. Wie würde die Frau den furchtbaren Schicksalsschlag aufnehmen? Aber dennoch, das Gesicht Morrys verhärtete sich, der Gerechtigkeit müßte Genüge getan werden. Er konnte sich von keinen Gefühlen leiten lassen, das gab es bei ihm nicht. Noch am selben Tag wurde Kathleen Davies entlassen. Vor dem Portal des Gefängnisses empfing sie Bill, ihr Bruder. Schluchzend warf sich die schöne Frau in seine Arme.
    „Nicht weinen“, bat der junge Mann, „uns erwartet jetzt ein neues Leben.“ Behutsam legte er seinen Arm um die Schulter seiner Schwester und zog mit sanfter Gewalt die weinende mit sich fort... in ein neues Leben hinein.
    Mit kalter Ruhe betrat Kommissar Morry die Gefängniszelle.
    „Wenn Sie wüßten, wie verzweifelt ich gewesen bin“, stieß in bitterem Ton Henry Porter aus . . . „ich war von allen verlassen . . . nur mein Anwalt ließ sich hier sehen . . . Bringen Sie mir die Freiheit, Kommissar Morry . . . oder? Ich sehe schon, auch Sie haben keinen Erfolg gehabt . . . “
    Die scharfe Stimme Morrys ließ den Untersuchungsgefangenen erbleichen.
    „Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie mit dem Gangster James Cooper, der Ihre Bank ausgeraubt hat, befreundet waren?“
    „Was sagen Sie? Ich soll. . . aber Kommissar Morry, wie können Sie mir so etwas unterschieben. Das würde ja bedeuten . . er schwieg erschrocken.
    „Ja, das bedeutet es auch“, schrie ihn Morry an. „Was sind Sie doch für ein großartiger Schauspieler, Mister Porter. Sie haben mich schamlos angelogen und ich war nahe daran, Sie aus dem Gefängnis herauszuholen. Das wäre ein Triumph gewesen . . .“
    „Ich verstehe Sie nicht“, sagte der Bankdirektor und richtete sich auf.  
    Gelassen zog nun Morry die Fotografie aus seiner Aktentasche und sagte, wobei er mit dem Finger auf einen Mann deutete: „Das sind Sie doch, nicht wahr, Mister Porter?“
    Der Bankdirektor ergriff das Bild. „Zerreißen Sie es nicht“, lächelte ihn Morry höhnisch an, „ich habe davon schon einige Abzüge machen lassen. Also, sind Sie es, oder sind Sie es nicht?!“
    „Natürlich bin ich es“, erklärte Henry Porter mit fester Stimme.
    „Und der Mann an Ihrer Seite, den müssen Sie doch demnach auch kennen, nicht wahr? Denn Sie stehen ja Arm in Arm mit ihm da.“
    „Ein alter Kamerad von mir“, erklärte der Bankdirektor, „ein James Stribling.“
    „Donnerwetter, schalten Sie schnell“, spottete Morry. „Sie nennen ihn Stribling, der Name Ihres angeblichen Kameraden ist aber James Cooper, der Ihre Bank ausgeplündert hat . . . natürlich mit Ihrer Einwilligung, nicht wahr?“
    Wortlos sank Henry Porter auf sein hartes Lager. Fassungslos starrte er auf das Bild. „Ich weiß nicht“, flüsterte er, „was ich nun sagen soll ... ich schwöre Ihnen, daß ich nicht gewußt habe, daß James zum Gangster geworden ist... ich habe ihn ja auch schon lange Zeit nicht mehr gesehen . . .“
    „Was verstehen Sie unter einer langen Zeit . . .“ „Ich habe vor zwei Jahren zufällig James Stribling, während ich auf einer Urlaubsreise war, getroffen, und im vergangenen Jahr hat mich James hier einmal aufgesucht. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Noch einmal möchte ich aber wiederholen, daß mir davon nichts bekannt war, daß James Stribling keinen einwandfreien Lebenswandel führte.“
    „Und das soll ich Ihnen glauben“, höhnte Kommissar Morry. „Ich weiß nicht, Mister Porter, ich komme mit Ihnen nicht mehr klar.“
    „Und wenn sich alle Mächte der Finsternis gegen mich gestellt haben, Kommissar Morry ... ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich weiß, daß ich verloren bin! Denn wenn selbst Sie mich aufgeben . . .“
    Die Verzweiflung des Mannes ließ Morry wieder unschlüssig werden. Konnte sich ein Mensch derartig verstellen? Bei solchen Beweisen würde sogar der härteste Verbrecher zusammenbrechen. Lange blickte Morry Henry Porter an. Er war hierhergekommen in dem Glauben, daß Mister Porter durch die erdrückenden Beweise endlich gestehen würde, und nun

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