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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Lebensversicherung Continental. Er riß das Kuvert auf und zog eine Karte heraus, auf der nichts anderes stand als´Herzliche Teilnahme'. Dann entfaltete er den Bogen, der beigelegen hatte. Murmelnd las er den Text.
    ... „und bitten wir Sie, in den nächsten Tagen zwecks Auszahlung der fälligen Versicherungssumme in der Direktion unserer Gesellschaft vorzusprechen ..."
    „Wo haben Sie das Geld?" fragte Alban Lampard in die Stille des Zimmers hinein.
    Lydia Scott blickte weiter über ihn hinweg. Sie schien ihn gar nicht zu sehen. Ihre Augen waren von einer stumpfen Traurigkeit erfüllt. Ihr Gesicht war wie versteinert.
    „Ich war noch nicht dort", sagte sie.
    „Warum nicht?"
    „Ich werde auch in Zukunft nicht hingehen. Ich will nichts von dem Geld haben."
    „Dummheit! Es steht Ihnen doch zu."
    „Nein. Es steht mir nicht zu. Die Versicherungssumme wäre nie fällig geworden, wenn nicht Betrug und Mord mitgespielt hätten."
    „Ach?" sagte Alban Lampard erstaunt. „Sieh mal an! Sie wissen mehr als die Polizei. Die Mordkommission stellte eindeutig fest, daß Norbert Scott einem Unfall erlag. Wir wollen es dabei lassen, denke ich. Haben Sie mich verstanden? Und jetzt kommen Sie mit zur Continental. Wir wollen den Scheck abholen."
    „No", sagte Lydia Scott hartnäckig. „Diesmal haben Sie falsch kalkuliert, Mr. Lampard! Ich mag nicht. Dieses eine Mal wird Ihre Rechnung nicht auf gehen."
    „Schade", sagte Alban Lampard mit bösartigem Lächeln. „Was haben Sie denn davon? Büßen muß es ja nur Ihr Bruder. Er wird die Rechnung zahlen, nicht ich. Ich werde noch in dieser Stunde veranlassen, daß man ihn abholt." Er verkniff die Augen und wartete die Wirkung seiner Worte ab. Er hatte sich nicht getäuscht. Der giftige Pfeil saß wieder einmal mitten im Ziel. Lydia Scott brach zusammen. Sie ließ den Kopf sinken und verbarg ihn in ihren Armen. Sie schluchzte haltlos vor sich hin. Ihre Widerstandskraft war gebrochen.
    „Kommen Sie jetzt", sagte Alban Lampard etwas sanfter als zuvor. „Ich fahre Sie hin. Sie haben doch nichts zu befürchten. Sie würden sich nur dann verdächtig machen, wenn Sie das hohe Sterbegeld verfallen ließen."
    Lydia Scott sagte nichts mehr. Sie ging mit. Willenlos folgte sie Alban Lampard zum Auto. Sie handelte wie ein gefühlloses Wesen, wie ein Automat.
    Mechanisch stieg sie vor dem großen Verwaltungsgebäude der Continental aus, und wie eine aufgezogene Puppe ging sie die Treppe empor. Ein Bürodiener zeigte ihr die Räume der Direktoren. Einer von ihnen hieß Charles Egerton. An ihn wurde sie verwiesen. Sie trat in das Vorzimmer ein und wurde von einer hübschen Sekretärin in Empfang genommen.
    „Was wünschen Sie, Madam?"
    „Ich möchte Direktor Egerton sprechen. Es handelt sich um meine Versicherung. Mr. Norbert Scott . . . mein Mann . . . verunglückte kürzlich auf der Jagd ..."
    „Bedaure", flötete die Vorzimmerdame süßlich. „Mr. Egerton ist leider nicht im Hause. Aber der Prokurist unserer Abteilung hat fast die gleichen Vollmachten. Gehen Sie bitte zu ihm. Zimmer 32. Wiedersehen, Madam!"
    Lydia Scott klopfte an der Tür des Prokuristenbüros. Sie trat ein. Sie blieb schüchtern an der Tür stehen. Sie blickte scheu auf den Mann, der hinter dem Schreibtisch saß.
    In der gleichen Sekunde spürte sie, wie ihr Herz aussetzte. Das Blut gefror ihr in den Adern. Ein Schwächeanfall überfiel sie. Sie konnte sich kaum noch aufrecht halten.
    Der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, war Jack Havard. Er blickte kühl zu ihr her. Ein verächtliches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
    „Was wünschen Sie, Mrs. Scott?" fragte er mit frostiger Stimme. Lydia Scott wäre am liebsten in den Erdboden ' versunken. Sie blieb neben dem Besuchersessel stehen. Sie wagte es einfach nicht, sich zu setzen. Sie wäre ihm sonst noch näher gewesen. Eine glühende Welle der Scham flutete über ihr Gesicht.
    „Was wünschen Sie, Madam?"
    Lydia Scott suchte fiebernd nach irgendeiner Ausrede. Sie wollte sich wieder zurückziehen. Sie wollte Hals über Kopf aus dem Zimmer rennen. Sie konnte den forschenden Blick seiner dunklen Augen nicht länger ertragen.
    Aber Jack Havard hatte bereits den Brief in ihren Händen entdeckt. Er nahm ihn ihr sanft aus den Fingern. Er entfaltete das Schreiben.
    „Ach ja, Mrs. Scott", sagte er gedehnt. „Ich erinnere mich. Sie waren einen Tag mit Norbert Scott verheiratet. Da die Mordkommission einwandfrei den Unfalltod Ihres Gatten bestätigte, steht der

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