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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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werden nie zur Ruhe kommen, solange er in Freiheit ist. Also gibt es nur eines für uns: Wir müssen ihn zur Strecke bringen. Und Sie, Miß Harras, werden ihn in die Falle locken."
    Sie blickte ihn unruhig an. Sie wurde ängstlich.
    „Was haben Sie vor?" fragte sie gepreßt.
    „Sie werden nach Averon zurückfahren, Miß Harras. Sie werden noch eine Weile bei diesem Grundstücksmakler aushalten. Beißen Sie die Zähne zusammen, wenn er Ihnen nachschleicht. Halten Sie ihn mit leeren Versprechungen hin."
    „Das wird nicht leicht sein", seufzte Esther Harras.
    „Vielleicht dauert es nicht lange", sagte Jack Havard tröstend. „Es kommt alles darauf an, daß Sie Alban Lampard in Sicherheit wiegen. Er soll ruhig glauben, Sie würden sich gehorsam nach seinen Befehlen richten."
    „Und dann soll ich ihn in eine Falle locken?"
    „Ja", sagte Jack Havard mit energisch blitzenden Augen. „Sie rufen ihn eines Tages nach Averon. Sie machen einen Treffpunkt mit ihm aus. Er wird sicher in die Falle gehen."
    „Aber mein Leben ist dann in höchster Gefahr", sagte Esther Harras zaudernd.
    „Ihnen wird nichts passieren", versprach Jack Havard zuversichtlich. „Ich werde Kommissar Morry informieren. Die Beamten, die er nach Averon senden wird, werden sich diesmal ausschließlich um Sie kümmern."
    „Es fällt Ihnen nicht schwer, mich zu überreden", sagte Esther Harras mit mattem Lächeln. „Sie wissen, daß ich alles für Sie tun würde. Ich kann niemals nein sagen, wenn Sie mich um etwas bitten."
    „Einen Moment",sagte Jack Havard. „Ich werde eben mal mit Morry telefonieren."
    Er ging hinaus ans Telefon und wählte die Privatnummer des Kommissars. Die Verbindung kam rasch zustande. Morry war selbst am Apparat. Er hörte sich geduldig an, was ihm Jack. Havard erzählte. Minutenlang blieb er völlig still. Er unterbrach
    den anderen mit keiner Silbe. Aber dann polterte er plötzlich los.
    „Man soll das Schicksal nicht herausfordern, Mr. Havard! Denken Sie an Lydia Blomfield. Sie starb, noch ehe wir eingreifen konnten. Wenn das gleiche mit Esther Harras geschieht ..."
    „No, das darf nie geschehen", raunte Jack Havard in beschwörendem Ton. „Esther Harras muß bewacht werden. Sie haben doch sicher die entsprechenden Leute, Kommissar. Tun Sie alles, um Esther Harras vor diesem Teufel zu schützen."
    „Ich werde Inspektor Palmer nach Averon senden", murmelte Morry gedankenvoll. „Er soll sich solange um Esther Harras kümmern, bis ich selbst dort eintreffe."
    „Sie hoffen doch auch, daß alles klappen wird, Sir", fragte Jack Havard beklommen.
    „Natürlich hoffe ich es", brummte der Kommissar. „Sonst wäre ich nie auf Ihren tollkühnen Vorschlag eingegangen. Wenn wir Alban Lampard auf diese Weise zur Strecke bringen, dann wissen Sie hoffentlich, daß Sie alles Esther Harras zu verdanken haben."
    „Ja, das weiß ich", sagte Jack Havard leise.

    21

    Edward Brandon bekam den Tod seiner Schwester am meisten zu spüren. Es war plötzlich niemand mehr da, der an seinem Schicksal Anteil nahm. Kein Mensch kümmerte sich darum, wo er sich verkroch und wovon er sich ernährte. Er war gehetzt wie nie zuvor. Als er in dieser Nacht durch die Straßen des Ostens schlich, war er einem Tier ähnlicher als einem Menschen. Scheu wich er den Plakatsäulen aus, an denen sein Steckbrief klebte. Ängstlich ging er allen Menschen aus dem Weg. Er spürte quälenden Hunger. Ihm war ganz elend vor Mattigkeit. Immer wieder mußte er stehenbleiben und neue Kräfte sammeln. Gierig starrte er auf die hellbeleuchteten Lokale. Hungrig sog er den Geruch nach frischem Braten und kräftigen Fleischsuppen ein. Er hätte sich ohne weiteres eine warme Mahlzeit leisten können. Soviel Geld besaß er noch. Aber er wagte sich einfach nicht unter Menschen. Man hätte ihn vielleicht erkannt. Jeder hatte seinen Steckbrief gesehen. Jeder wußte, daß er ein gehetzter Mörder war. Alban Lampard muß mir helfen, dachte er schließlich in verzweifeltem Entschluß. Er ist schuld an allem. Er hat mich soweit gebracht. Er befahl mir jenen Mord, den ich in alle Ewigkeit verfluche. Er änderte sofort die Richtung und strebte auf Soho zu. Da er in seiner Erschöpfung nur langsam vorwärts kam, wurde es elf Uhr, bis er das Versteck Alban Lampards erreichte. Es lag zwei Treppen hoch in einem Hinterhaus. Es war schäbig und armselig. Von dem früheren Luxus war nichts mehr zu entdecken. Hier gab es keinen Musikschrank mit Tonband und auch keine weichen Polstermöbel.

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