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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verschaffen. Während der Fahrt fiel es ihm plötzlich ein, daß er Inspektor Halley noch nicht gesehen hatte. Wo war nur der ehrgeizige Beamte geblieben, den sonst nichts zurückhielt, wenn es galt, einen Mordfall aufzuklären?
    Unwillkürlich lächelte er, als er an Dick Halley dachte. Er fand diesen begabten Mann ein wenig zu draufgängerisch, aber das würde sich noch geben, wenn er mehr Erfahrung sammeln würde. Trotz seiner Überheblichkeit mochte er ihn sehr gern, denn im Grunde genommen hatte Dick Halley sein Herz auf dem richtigen Fleck.
    Er warf einen Blick nach draußen und verlangsamte die Fahrt. Dort drüben lag die geheimnisvolle Villa. Hastig verließ Morry seinen Wagen, wobei er mit scharfen Augen die Umgebung musterte. Da zuckte seine Hand zum Revolver, denn er hatte hinter einem Baum einen Schatten wahrgenommen.
    „Ich bin es", rief der Taschendieb Eddy, „nicht schießen, Kommissar."
    Und schon kam er hinter dem Baum hervor.
    „Nanu, Eddy", lächelte ihn Kommissar Morry an, „wie siehst du denn aus, dir scheint man ja eine gehörige Tracht Prügel gegeben zu haben."
    „Das kann man wohl sagen", seufzte der Taschendieb und faßte an sein geschwollenes Auge.
    „Und wer hat dich so zugerichtet?" fragte Morry neugierig.
    „Jim, der riesige Gangster", schimpfte der Taschendieb, „er hat mich vor zwei Stunden erwischt, als ich hinter diesem Baum stand, und das Haus beobachtete."
    „Das ist deine Schuld, Eddy", erklärte der Kommissar, „ich habe dir doch gesagt, laß die Finger davon. Einem Joe Purdon bist du nicht gewachsen." Dann aber besann er sich und stieß grimmig ans: „Zum Teufel, ich habe doch gesagt, sie sollen das Haus nicht verlassen."
    „Das habe ich mir auch gedacht, als mich Jiim verprügelte. Sie sehen ja, Kommissar, wie er mich zugerichtet hat. Er hat mich zwar verjagt, aber ich bin dennoch wiedergekommen, so leicht sollen mich die da drüben nicht abschütteln."
    „Na, dann komm mal mit, Eddy", erklärte verärgert Morry, „ich werde mir mal diesen Jim vornehmen."
    Sechsmal klopfte er gegen das Fenster, und als ihm die Tür nicht geöffnet wurde, rief er: „Nun machen Sie schon auf, Joe Purdon. Ich bin es, Kommissar Morry."
    Als sich danach noch immer nichts regte, blickte er kopfschüttelnd den Taschendieb an und sagte: „Die beiden da drinnen sind ja mehr .als vorsichtig. Ich werde mal meine Visitenkarte durch den Briefschlitz werfen."
    „Ich weiß nicht", stammelte Eddy, „mir ist so komisch zumute, ich habe so ein unheimliches Gefühl, es ist so still da drinnen...“
    „Sollten die Schurken etwa das Weite gesucht haben, während du fort warst? Fast sieht es so aus! Aber ich muß mir Gewißheit verschaffen. Hast du einen Dietrich bei dir?"
    Umständlich kramte der Taschendieb in seinen Taschen umher, dann zog er einen Spezialdietrich hervor und sagte mit einem verlegenen Lächeln: „Den habe ich vorhin gefunden, Herr Kommissar. Sie kennen mich doch, mit solchen Instrumenten
    kann ich nicht umgehen."
    „Na, na, Eddy", winkte Morry spöttisch ab, „stell dich mal nicht zu naiv. Bevor du Taschendieb wurdest, warst du ein recht versierter Einbrecher. Sicherlich hättest du diesen Beruf weiter ausgeübt, wenn er dir nicht zu gefährlich geworden wäre. Du kennst doch das Gesetz: Einbruch wenigstens drei Jahre... aber als Taschendieb, wenn man dich erwischt, so bringt dir das höchstens ein halbes Jahr ein. Du bist ein verdammt schlauer Fuchs. Also los, öffne und zeige, daß du noch nichts verlernt hast."
    „Solch ein Einbruch macht direkt Spaß", grinste Eddy, „sogar unter den Augen der Polizei."
    Er bewies seine Fingerfertigkeit und öffnete in Sekundenschnelle das komplizierte Schloß. Unwillkürlich bewunderte ihn Morry, denn er hatte auch nicht das leiseste Geräusch vernommen. Nun stieß der Taschendieb die Tür auf und sagte einladend:
    „Bitte nach Ihnen, Herr Kommissar, ich habe Hemmungen."
    Morry hielt schon seinen Revolver in der Hand und blickte in das dunkle Zimmer hinein. „Mach Licht, Eddy", befahl er, „aber sieh dich vor."
    Als das Licht aufflammte, stand Morry an der Wand. Kaum bemerkte er die beiden verkrümmten Gestalten am Boden, ließ er die Waffe sinken und näherte sich kopfschüttelnd den toten Verbrechern.
    Wieder hatte der Mörder seine Visitenkarte hinterlassen. Die beiden Wurfmesser bewiesen Kommissar Morry, daß auch hier nur Alfonso Tornado der Täter gewesen sein konnte. War dieser Mann ein Phantom? In einer Nacht drei Morde?

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