Kommissar Morry - Opfer des Satans
zusammen.
„Die Polizei war hier“, raunte sie verstohlen. „Die Cops haben Slim Duckett und seine Sippe scharf in die Zange genommen. Aber soviel ich weiß, ist dein Name nicht gefallen. Die Boys haben dicht gehalten.“
Das war für Cecil Harrow nur ein schwacher Trost. Es verlängerte nur seine Galgenfrist um ein paar Tage.
„Ich möchte weg aus London“, sagte er mit verkrampftem Lächeln. „Ein paar Monate in einem ruhigen Ort des Auslands würden mir gut tun. Ich müßte nur noch eine nette Begleiterin dabei haben. Wie wär‘s mit Ihnen, Lilly?“ „Warum nicht?“ meinte die junge Barchefin mit leichtfertigem Lachen. „Ich konnte Sie immer gut leiden, Cecil! Vielleicht machen wir tatsächlich die Reise zusammen. Nur müßten Sie sich noch etwas gedulden. Ich müßte für die Bar erst einen Geschäftsführer finden.“
Cecil Harrow sah, wie hübsch und verführerisch sie doch trotz ihres Nachtlebens noch immer war. Ihre Haut schimmerte straff und jugendlich; ihre Figur war untadelig. Ihre schmalen Hände konnten sicherlich viele Zärtlichkeiten schenken.
„Gut“, murmelte Cecil Harrow mit belegter Stimme. „Wir reden später noch darüber.“
Er zwängte sich auf seinen Stammplatz und schüttete Unmengen von Alkohol in sich hinein. Er wollte in Stimmung kommen, er malte sich die künftige Reise in den buntesten Farben aus. Aber die Angst war stärker als aller Alkohol und als alle Zukunftsmusik. Er brachte diese Angst einfach nicht aus seinem Hirn. Er zog den Kopf zwischen die Schultern und stierte unablässig zur Tür. Ständig wartete er auf eine Razzia. Jede Sekunde glaubte er, die Detektive Scotland Yards würden ihn verhaften. Als Lilly Raven Sperrstunde gebot, blieb Cecil Harrow ganz allein an seinem Tisch sitzen. Er dachte nicht an einen Aufbruch. Er saß da, als wolle er hier übernachten.
„Na, lieber Freund“, meinte Lilly Raven lächelnd. „Wie ist das nun mit Ihnen? Wollen Sie nicht endlich nach Hause,“
„Nicht allein“, murmelte Cecil Harrow eigensinnig. „Auf keinen Fall allein. Ich kann die Luft nicht mehr riechen, zwischen diesen düsteren Mauern. Diese dumpfe Luft, die nach Blut und Verbrechen riecht. Lieber übernachte ich in einem Hafenasyl.“
„Na, ja“, sagte Lilly Raven begütigend. „Sie übertreiben immer gleich, mein Lieber. Haben Sie was zu trinken in Harrow Castle?“
„Zu trinken ist genug da.“
„Warum fragen Sie mich dann nicht, ob ich mitkommen will?“ sagte Lilly Raven mit dunkler Stimme. Ihre graugrünen Katzenaugen waren weit geöffnet. „Ich wollte schon immer mal ein Schloß von innen sehen. Harrow Castle muß besonders prächtig sein. Na also, Cecil! Keine Sorge, ich werde Sie schon nicht allein lassen.“ Es war der Rettungsanker für Cecil Harrow. Er klammerte sich wie ein Kind daran fest. Er dachte noch nicht einmal an Liebe und Leidenschaft. Er wollte nur jemand bei sich haben. Er wartete geduldig, bis Lilly Raven die Bar abgeschlossen hatte und ging dann neben ihr auf die Straße hinaus. Er öffnete die Tür seines Wagens und war ihr beim Einsteigen behilflich. Dann fuhr er ab.
„Hoffentlich macht man uns keine Schwierigkeiten“, meinte Lilly Raven, während sie eng an seine Seite rückte. „Ist da jemand im Schloß, der uns...“
„Lächerlich!“ erklärte Cecil Harrow brüsk. „Noch bin ich der alleinige Erbe des Schlosses. Stanley Belmont hat nichts zu sagen. Und von der Dienerschaft wird niemand wagen, einen schiefen Blick auf uns zu werfen.“
Sie erreichten Harrow Castle schon nach zehn Minuten. Das Schloß lag dunkel und schweigsam zwischen den ragenden Tannen. Kein Fenster war erhellt. Die Türme und Zinnen ragten majestätisch in den Nachthimmel.
„Herrlich“, flüsterte Lilly Raven hingerissen. „Dieses Haus ist einfach wundervoll. Wenn ich da an meine Kneipe denke...“
„Still jetzt“! raunte Cecil Harrow hastig. „Wir wollen nicht unnötig auffallen.“
Sie betraten das weitläufige Gebäude durch die Halle, stiegen die Treppe empor und begaben sich in den Salon Cecil Harrows. Es war ein prächtiger, mit den kostbarsten Möbeln angefüllter Raum, der durch eine Tür mit dem Schlafzimmer verbunden war.
Lilly Raven warf einen kecken Blick auf das weißschimmernde Luxusbett, dann ließ sie sich trällernd auf eine Couch fallen. Dabei glitt ihr Kleid so weit in die Höhe, daß nichts von ihren Beinen verborgen blieb. „Kannst du keine Musik machen?“ fragte sie in heiterster Laune. „Hier läßt es
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