Kommissar Morry - Opfer des Satans
Zuchthausstrafe. Seine Komplicen haben nicht dieses Glück. Wir fanden nämlich Fingerabdrücke am Safe. Raten Sie mal, meine Herren, von wem diese Abdrücke stammen?“ „Weiß nicht, Sir“, sagte Slim Duckett ungerührt. „Jedenfalls stammen sie nicht von uns. Wir haben die ganze Nacht hier gesessen. Wenn Sie ein Alibi brauchen . . .“
„No, danke“, knurrte Morry. „Ist nicht mehr nötig. Wir müssen Sie leider mitnehmen, Duk- kett. Es ist so gut wie erwiesen, daß Sie nach Harrow Castle mitmarschierten.“
Slim Duckett war gewitzigt. Er fiel auf den Bluff nicht herein. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht.
„Wenn Jack Ebor wirklich eine solche Dummheit gemacht hat, so tat er es ohne unser Wissen, Sir! Wir hätten ihm gründlich von einer solch schlechten Tat abgeraten. Wie oft sagte ich ihm, daß er auf dem Pfad der Tugend bleiben solle. Er hätte sich an uns ein Beispiel nehmen können. Wir rühren kein heißes Eisen mehr an...“
Kommissar Morry versuchte es mit einem verzweifelten letzten Trick.
„Jack Ebor war noch nicht tot, als wir ihn fanden“, murmelte er ernst. „Er fing an zu plaudern. Er beschuldigte...“
„Lassen Sie uns doch in Ruhe, Sir“, erwiderte Slim Duckett nur müde. Schon wollte der Kommissar das ungastliche Lokal verlassen, als er sich noch einmal besann und wieder an den Tisch zu Duckett trat. Umständlich kramte er in seiner Brieftasche und legte dann dem Einbruchsspezialisten die legendäre Visitenkarte auf den Teller, in aller Freundschaft und zur Erinnerung, wie er lächelnd dabei versicherte, und ... „weil Sie so ein anständiger Mensch geworden sind, Slim!“
Der ließ sich durch diese offensichtliche Warnung nicht stören. „Hören Sie, Kommissar“, knurrte er. „Sie sind heute so nett zu mir, und ich will mich revanchieren. Wenn Sie uns nicht länger auf den Nerv fallen, verspreche ich Ihnen einen guten Tip.“
„Welchen Tip?“
Slim Duckett zögerte eine Weile. „Nun“, meinte er schließlich. „Wir hatten da früher einen Mann bei uns, der sich eines Tages aus dem Staub machte. Er hieß John Griffin. Kommissar Morry sprang fast in die Höhe vor Überraschung. „Wie hieß der Mann?“ fragte er fassungslos.
„John Griffin, Sir! Nun hören Sie zu: Wie mir Jack Ebor erzählte, hat er diesen John Griffin in Harrow Castle getroffen. Er wollte noch mit ihm reden, aber anscheinend wollte John mit seinen früheren Freunden nichts mehr zu tun haben.“
„Jetzt verstehe ich alles“, sagte Kommissar Morry leise zu Wachtmeister Kenton. „Jetzt weiß ich, warum Jack Ebor sterben mußte. Der Mörder ist in eine tadellose Maske geschlüpft und will diese Maske von niemand lüften lassen. Jeden, der ihn von früher her kennt, wird er aus dem Weg räumen. Sind Sie anderer Meinung?“
„No, Sir!“ brummte Wachtmeister Kenton. „Ich bin genau der gleichen Ansicht.“
12
Cecil Harrow ahnte an diesem Abend nicht, daß er den Spielsalon im Mitternachts-Klub in Mayfair zum letzten Mal betrat. Ein gnädiges Geschick verhüllte ihm den Ausblick in die Zukunft. Wie immer nahm er an einem runden Spieltisch Platz. Wie immer wartete er in fiebernder Erregung, bis der Tischchef die Karten mischte.
Heute kann ich länger spielen, dachte er. Wenn das Geld nicht reichen sollte, muß ich eben eines von den Schmuckstücken verpfänden. Es kann aber auch sein, daß ich endlich einmal wieder eine Glücksträhne habe. Er verlor jedoch schon beim ersten Spiel. Er verlor unablässig. Wenn er wirklich einmal mit einem Gewinn herauskam, so war dieser zusammen mit dem Einsatz beim nächsten Spiel wieder verloren.
Sein Pech war so erschütternd, daß sogar der abgebrühte Tischchef mit dem Kopf schüttelte.
„Ich würde an Ihrer Stelle aufhören“, sagte eine Stimme neben ihm. „An manchen Abenden hat man eben Pech an den Händen.“
Aber Cecil Harrow spielte solange weiter, bis er keinen Geldschein mehr in der Tasche hatte. Dann endlich erhob er sich und taumelte auf die Bar zu.
Wäre er jetzt nach Hause gegangen, so hätte er vielleicht sein Schicksal noch zum Guten wenden können. Doch die Spielleidenschaft hielt ihn unrettbar in den Klauen. Er suchte nur nach neuem Geld. Mit allen Fasern zog es ihn an den Spieltisch zurück.
Als er an der Bar einen Manhattan trank, tauchte plötzlich Baldwin Huxley an seiner Seite auf. In diesem Moment erschien ihm der kleine Mann mit den öligen Haaren und dem gelblich getönten Gesicht wie der Teufel persönlich.
„Brauchen Sie
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