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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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genügt? Gewiß nicht, denn er hätte das Geld ja schon vor dem Eintreffen der Polizei ausgetauscht haben können. Es war alles recht verworren. In Franks Brieftasche, die er mitsamt den Papieren des Toten noch immer bei sich trug, befanden sich weitere fünfzig Pfund. Ob es ebenfalls Falschgeld war? Spencer verstand zu wenig davon, um das festzustellen. Die Noten an sich waren kein Beweismittel. Er mußte erst herausfinden, wo sie gedruckt worden waren. Um das zu ermitteln, war es notwendig, nach London zurückzukehren. Als er aufstand, klopfte es.
    „Herein!“
    Es war Mrs. Sanderson. Er sah, daß sie heute ein hübsches, buntes Kleid trug. Sie wirkte darin viel jünger als in den dunklen Sachen, die sie in der vergangenen Nacht angehabt hatte.
    „Ich... ich wollte mich nur erkundigen, ob es Ihnen an nichts fehlt“, meinte sie mit einem schüchternen Lächeln.
    Er erwiderte das Lächeln. Ihm war klar, daß sie nur ein bißchen Gesellschaft suchte.
    „Ich bin sehr zufrieden, vielen Dank“, erwiderte er.
    „Sie können sich gern auch die anderen Zimmer ansehen.“
    Er wollte schon ablehnen, als er ihre flehenden Augen sah.
    „Ja, natürlich“, sagte er. „Das will ich gern tun."
    „Wir haben übrigens noch einen Gast bekommen, eine junge Dame“, berichtete Mrs. Sanderson.
    Er schlüpfte in sein Jackett, das er beim Zeitunglesen über den Stuhl gehängt hatte.
    „Wunderbar“, sagte er. „Ich freue mich, daß Ihr Geschäft gut geht.“
    „Es war nicht immer so“, meinte Mrs. Sanderson und folgte ihm zur Tür. „Vielleicht bringen Sie mir Glück.“
    Er lächelte höflich und dachte: Donnerwetter, die geht ganz schön ran. Oder ist sie wirklich so naiv, wie sie tut? Während sie ihn durch die anderen Zimmer führte, plauderte sie froh und ganz unbefangen. Man merkte ihr an, wie glücklich sie war, mit einem jüngeren Menschen sprechen zu können.
    Gerade, als sie mit ihm die enge Wendeltreppe des Turmes hinaufsteigen wollte, erschütterte eine gewaltige Detonation das Haus.
    Das war bei mir, schoß es Spencer durch den Kopf, in meinem Zimmer!
    „Meine Güte . . . was hat das zu bedeuten?"
    „Irgend etwas ist in die Luft geflogen“, erwiderte Spencer.
    Er überlegte fieberhaft. Was war jetzt zu tun? Hatten sie ihn schon erwischt . . . war ihm einer der Bande gefolgt? Er dachte an die Möglichkeit, daß man heute, während seiner Abwesenheit, eine Zeitbombe in sein Zimmer gelegt haben konnte. Dummerweise hatte er die Pistole nicht bei sich. Sie lag in seinem Koffer.
    „Mir wird ganz schwach“, flüsterte Mrs. Sanderson.
    Es sah aus, als würde sie zusammensinken. Spencer umfing sie mit seinen Armen. Sie kam schnell wieder zu sich und wurde puterrot, als sie sich an seiner Brust vorfand.
    „Fühlen Sie sich besser?“ fragte er.
    Sie nickte. „Wir müssen sofort nachsehen, was passiert ist“, entschied sie und strich eine Locke aus der Stirn. „Bitte kommen Sie mit.“
    Gemeinsam eilten sie nach unten. Auf dem Korridor, an dem auch Spencers Zimmer lag, herrschte ein wildes Durcheinander. In dem dichten, beißenden Qualm, der den Gang erfüllte, hörte man Rufe und Schreie.
    „Was ist geschehen?"
    „Der Oberst wollte uns in die Luft sprengen!“
    „Nein, es krachte bei dem neuen Mieter.“
    „Ich habe es doch gleich gesagt, auf solche jungen Leute ist kein Verlaß.“
    „Zurücktreten bitte!“
    „Hilfe, mir wird schlecht!“
    Anscheinend hatten sich alle Mieter auf dem Korridor eingefunden. Alles redete durcheinander. Niemand schien zu wissen, was tatsächlich passiert war.
    Plötzlich wankte der Oberst aus der Qualmwolke auf Spencer und Mrs. Sanderson zu. Er hielt sich ein feuchtes Taschentuch vor den Mund und blutete aus einer Stirnwunde. Seine rot umränderten Augen tränten.
    „Verdammte Geschichte", stöhnte er. „Fünf Jahre arbeite ich nun schon an der Entwicklung meiner neuen, epochemachenden Miniaturhandgranate. Wissen Sie, was das heißt? Das sind fünf Jahre streng wissenschaftlicher Untersuchungen! Ausgerechnet heute, als ich den Tabaksbeutel aus dem Zimmer holen wollte, mußte das Ding in die Luft gehen . . . dabei habe ich sie nicht einmal angefaßt.“
    Spencer stieß die Luft aus. Er wollte lächeln, aber ihm war nicht danach zumute. Das Ganze war eine lächerliche Groteske. Aber sie hatte ihm einen kleinen Vorgeschmack von dem gegeben, was seine Nerven in naher Zukunft erwartete. Zwei Tage nachdem man den Toten am Themsekai gefunden hatte, meldete sich in einem

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