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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erarbeiten. Zunächst einmal mit ganz konventionellen Mitteln. Bemühen Sie sich, ein wenig mehr über Shippers herauszufinden. Die üblichen Kanäle, wissen Sie. Bevor Sie damit beginnen, schaffen Sie die Pfundnoten ins Labor. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob sie tatsächlich falsch sind."
    „Wird erledigt, Inspektor.“
    Als Motley sein Büro betrat, fand er eine handgeschriebene Meldung auf dem Schreibtisch. Daraus ging hervor, daß der Hubschrauber, der bei der Bergung des toten Mr. Shippers in geringer Höhe den Themsearm überflogen hatte, einer Ölgesellschaft gehörte, die entlang des Flusses einige Raffinerien besaß. Motley knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb.

    *

    Grace Marlowe hatte nichts von ihrer Entschlossenheit eingebüßt, Breckwood hatte sie richtig beurteilt. Sie gehörte zu jenen Mädchen, die einen einmal gefaßten Entschluß ohne zwingende Gründe nicht wieder umstoßen. Und für Grace Marlowe gab es keinen Grund, den Mörder ihres Verlobten zu schonen. Schon am Anfang ihrer Suche nach Spencer Wyck war sie vom Glück begünstigt gewesen. In der zweiten Hotelpension hatte sie ihn gefunden. Das erste Zusammentreffen mit ihm erschütterte sie. Er saß beim Abendessen im Speiseraum am Nachbartisch: ein junger, sehr gut aussehender Mann, der mit gerunzelter Stirn die Zeitungen las, die ein Junge aus dem Dorf gebracht hatte. Grace hatte nicht damit gerechnet, daß er Frank so ähnlich sein würde. Das erschwerte ihren Plan auf unvorhergesehene Weise. Die Gefühle, die sie bei seinem Anblick bewegten, waren höchst zwiespältiger Natur. Kalter Haß wurde abgelöst von einem Abglanz jener Zuneigung, die sie für Frank Morris empfunden hatte. Ein einziges Mal blickte er sie an... ziemlich lange und voll staunender Bewunderung. Es war, als sei er von ihrer Schönheit geblendet.
    Grace Marlowe nahm den Blick mit ruhiger Selbstverständlichkeit hin. Alle Männer schauten sie in dieser Weise an. Frank Morris war keine Ausnahme gewesen. Sie hatte ihn auf einem Reederball kennengelernt. Er hatte sich sofort um sie bemüht. Das war keine Kleinigkeit gewesen, denn Grace, reich und verwöhnt, war das umschwärmteste Mädchen des Abends. Franks Schwung und seine zielstrebige Art hatten ihr ebenso gefallen wie sein leicht dämonisches Aussehen. Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, aber allmählich begriff sie, daß Frank der Mann war, der für sie zum Schicksal werden sollte.
    Stanley Marlowe, Graces Vater, wohnte in Zürich. Er besaß auch in London eine Wohnung, zog es aber aus Gesundheitsgründen vor, die meiste Zeit in der Schweiz zu leben. Er stimmte den Heiratsplänen der beiden jungen Leute zu. Stanley Marlowe hielt Frank Morris für einen kommenden Mann.
    Die Heirat sollte in Zürich stattfinden... aber der Tod trat dazwischen. Grace Marlowe hob den brennenden Blick vom Teller. Kaum drei Schritte von ihr entfernt saß Franks Mörder. Er ahnte noch nichts davon, daß sie gekommen war, um wegen Franks Tod abzurechnen. Er studierte nur mit düsterer Miene die Zeitungen. Was er las, schien ihm nicht zu gefallen. Nach dem Essen zog er sich sofort auf sein Zimmer zurück.
    Auch Grace ging nach oben. Sie verriegelte die Tür und prüfte die kleine, schwere Pistole, die sie einmal von ihrem Vater bekommen hatte.
    „Ein Mädchen deiner Schönheit kann leicht in die Verlegenheit kommen, sich verteidigen zu müssen“, hatte er ihr damals gesagt.
    Grace ließ die Sicherung zurückschnappen und stellte sich vor den hohen Ankleidespiegel. Sie erschrak, als sie die Blässe ihres Gesichtes sah, und sie fragte sich, wie sie wohl in dieser Nacht aussehen mochte...
    Alles wäre viel leichter, überlegte sie, wenn er nicht so viel Ähnlichkeit mit Frank besäße. Es war schwer, einem Menschen etwas anzutun, der jenem Mann so verblüffend ähnlich sah, den sie zu heiraten gedacht hatte. In wenigen Stunden ist es soweit, dachte sie. Sie wandte sich vom Spiegel ab, weil sie sich plötzlich wie eine billige Komödiantin vorkam.
    Ich werde es schaffen, dachte sie. Niemand kann mich hindern. Sie hatte herausgefunden, daß es bei einiger Geschicklichkeit möglich war, Spencer Wycks Zimmer vom Balkon zu betreten. Allerdings setzte das voraus, daß sie wie ein Fassadenkletterer entlang eines Simses der Hauswand bis zu seinem Balkon vordrang. Zum Glück waren die Quadersteine der Wand groß und griffig, so daß genügend Hält geboten war. Grace legte die Pistole in die Schublade des

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