Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
Huhn aus der Tiefkühltruhe zu holen, und gab das Rezept für das Zitronenhuhn durch. Auf Cengiz’ Frage, wie es mit dem Fall laufe, ging Demirbilek nicht ein. Fünf Treppenstufen weiter klingelte es erneut. Dieses Mal tauchte Aydins Nummer auf dem Display auf.
    Die vor Angst bebende Stimme seines Sohnes am Telefon brachte den Kommissar aus dem Gleichgewicht. Er stolperte und fiel auf die Knie. Tiefe Sorge und höllische Panik übermannten ihn. Er hatte das Gefühl, als hämmerte sein Herz tonnenschwer gegen seine Rippen. Auf die Anweisungen des Deutschen antwortete er genau drei Mal mit ja. Der Anruf war innerhalb von zwanzig Sekunden beendet.
    Danach setzte er sich wie betäubt auf die Treppenstufe und versuchte, sein Herz zu beruhigen. Ihm wurde für einen Augenblick schwarz vor Augen.
    Du musst klar denken, zwang er sich. Reiß dich zusammen, Zeki, beschwor er sich, es geht um deinen Sohn. Als das nicht half, schrie er seine Angst laut hinaus, so laut, dass es das gesamte Präsidium hören musste: »Reiß dich zusammen, Zeki Demirbilek. Du bist Polizist!«
    Danach ging es ihm ein wenig besser. Er massierte sein Herz mit dem Handballen und machte sich bewusst, dass er zwei Stunden Zeit hatte, die Geldtasche zu besorgen. Doch wie er das bewerkstelligen sollte, hatte ihm der Anrufer nicht gesagt. In dem Moment fiel ihm seine Tochter ein. Özlem könnte ebenfalls in Gefahr sein. Er schnellte hoch und rannte die Treppen hinunter.
    In seinem Dienstzimmer winkte er sofort Leipold und Vierkant zu sich und erzählte, was passiert war. Vierkant setzte sich erschrocken auf den Stuhl. Leipold zündete einen Zigarillo an, in der Situation war ihm das bayerische Rauchverbot scheißegal.
    »Hört zu. Wir müssen herausfinden, wo er Aydin gefangen hält. Es war dumpf. Es war mit Sicherheit ein geschlossener Raum. Ein Zimmer. Eine Wohnung.« Er sah auf die Uhr. »Ich hole jetzt das Geld.«
    »Was? Zeki, du spinnst! Wir müssen Weniger Bescheid geben«, rief Leipold entsetzt.
    »Tun wir, wenn ich das Geld habe«, zischte der Kommissar und duldete keine Widerrede.
    »Gut, dann komme ich mit«, erwiderte Leipold.
    »Nein, ich zieh das alleine durch. Bleib bei Vierkant, denkt nach, bitte.«
     
    Demirbilek sprang Minuten später zum Kollegen Wagner in den Einsatzwagen. Nach der Fahrt mit Blaulicht zur Goethestraße ließ er ihn an einer Straßenecke halten. Er stieg aus und ging die letzten Meter zu Fuß. Ohne auf die irritierten Blicke seiner verdeckten Kollegen zu reagieren, die die islamische Gemeinde umstellten, betrat er das Gebäude. Er erkundigte sich nach dem Vorsteher, der sich als naiver, aus Tunesien stammender junger Mann entpuppte und ihn freundlich anlächelte, weil er nicht verstand, was der zornige Kommissar von ihm wollte.
    Demirbilek holte seinen Imam an das Telefon und ließ ihn für sich übersetzen.
    Nach dem Gespräch verschwand der junge Geistliche und händigte kurz darauf dem Kommissar die Geldtasche aus, die für einen Glaubensbruder abgegeben worden war. Demirbilek ignorierte das Zahlenschloss an der Tasche, holte ein Messer aus der Teeküche und schlitzte das Leder seitlich auf. Er führte seine Hand durch die Öffnung und fühlte Geldscheine.
    Unter den argwöhnischen Augen der Beamten des Einsatzkommandos, die Demirbilek mit der Tasche sahen, aber nicht wussten, wie sie reagieren sollten, kehrte er zu Wagner zurück und verstaute die Geldtasche im Kofferraum. Dann stieg er hastig ein.
    »Ich habe gerade eine Tasche mit einer Menge US -Dollarnoten in den Kofferraum gelegt. Du weißt von nichts.«
    »Verstanden«, bestätigte Wagner.
    »Danke. Jetzt in die Schwanthaler, da ist ein Imbiss.«
    Ohne weiter nachzufragen, startete Wagner den Motor und fuhr die kurze Strecke. Vor dem Imbiss winkte Demirbilek aus dem Auto heraus den Einsatzleiter zu sich.
    »Ich habe gerade die Geldtasche geholt. Zieh deine Leute ab, bleibt aber in Bereitschaft. Und frag jetzt nicht, warum.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, gab er Wagner die Adresse seiner Tochter an. Wagner fuhr weiter, während Demirbilek versuchte, Özlem zu erreichen. Vergeblich.
    »Es geht um meinen Sohn«, erklärte Demirbilek ungefragt, als Wagner den Einsatzwagen die Gebsattelstraße hinauflenkte. Er nickte und konzentrierte sich weiter auf die Fahrt. Demirbilek flehte in Gedanken Allah an, dass seinem Sohn nichts geschehen möge. Dann verbot er sich, an Selma zu denken; er brachte es nicht übers Herz, ihr Bescheid zu geben.
    Fünf Minuten später stieg

Weitere Kostenlose Bücher