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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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achten, spurtete er über die Straße zu dem Audi. Er war sich nicht sicher, was er tun oder sagen wollte. Als Frederike ihn entdeckte, ließ sie das Seitenfenster herunter. Zeki beugte sich zu ihr. Er ignorierte den Mann am Lenkrad. Später erinnerte er sich an seine rosafarbene Krawatte. Teuer und schick. Frederike wartete. Doch Zeki sagte nichts. Frederikes neuer Freund setzte den Blinker und fädelte das Auto in den Verkehr ein. Zeki sah ihnen nach, bis er Özlem rufen hörte.
    Sie wartete vor dem Lokal. Statt zu ihr zu gehen, hielt Zeki ein Taxi an und winkte seine Tochter zu sich. Sie wankte ein wenig. Ein Glas Wein zu viel. Özlem ließ sich neben ihm in den Sitz fallen. Während der kurzen Fahrt lag ihr Kopf an seiner Schulter. Sie mussten nicht reden. Zeki wusste sowieso nicht, was er hätte sagen sollen. Er streichelte seiner Tochter durch das Haar und dachte an Selma, ihre Mutter. Er erlaubte sich einzugestehen, sie zu vermissen. Sie im Grunde genommen auch während der drei Ehejahre mit Frederike vermisst zu haben. Er wollte Özlem das gerne sagen, doch sie war eingedöst.
    Später, als er unter den Augen des verblüfften Taxifahrers versuchte, seine Tochter wie früher, als sie klein war, schlafend nach oben zu tragen, wachte Özlem auf. Sie lächelte ihn mit verschlafenen Augen an.
    »Für Frederike ist es besser so und für dich auch,
baba.
«
    »Du hast recht«, entgegnete er mit fester Stimme und fügte schnell hinzu: »Lass uns einen
çay
trinken.«
    »Tut mir leid. Ich treffe mich mit Freunden. Ich melde mich morgen bei dir, okay?«, sagte sie und küsste ihn zum Abschied auf die Wange.
    Er schluckte die bittere Enttäuschung hinunter, denn er hatte gehofft, dass sie in ihrem alten Zimmer schlafen würde. Doch das traute er sich nicht zu sagen.
    Sein Wohnhaus war frisch renoviert. Unschlüssig blieb er vor der ochsenblutroten Fassade stehen. Sein eigenes Zuhause kam ihm fremd vor. Dennoch öffnete er die Haustür und stieg die Treppen hinauf. Vor der Tür zögerte er, doch da fiel ihm plötzlich der Brief aus der Türkei ein. Hastig schloss er die Wohnungstür auf, zog Mantel und Sakko im Flur aus. Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und legte das Kuvert auf den Tisch.
    Wie hatte er den Brief vergessen können? Vor zwei Jahren hatte sie ihm zuletzt geschrieben. Selma, seine Jugendliebe. Die Frau, die ihn als Jungen beim Aufbruch nach Deutschland auf eine Art geküsst hatte, die er nie vergessen würde. Die Frau, die er geheiratet hatte, die ihm viele Jahre Glück und zwei Kinder geschenkt hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas Besonderes geschehen sein musste. Ob sie wieder geheiratet hat? Wie er? Warum nicht? Als Professorin für Turkologie an der renommierten Istanbul Üniversitesi lernte sie sicher interessante Männer kennen. Wäre etwas Schlimmes vorgefallen, hätte sie angerufen, beruhigte er sich. Dann stand er auf und holte ein Messer aus der Küchenschublade. Sezen Aksus CD lag noch im Player. Er schaltete ihre Musik ein. Die Melancholie ihrer Stimme hatte etwas Vertrautes, das ihm half. Er schlitzte das Kuvert auf. Drei schnell geschriebene Zeilen. Selma fragte nach, ob es ihm gutgehe, kündigte ihren Sohn Aydin an, der sich mit ihm aussprechen wolle, und wünschte ihm eine gute Zeit mit ihm.
    Zeki suchte im Küchenschrank nach dem Rakı, den er von Kollegen zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Neben der Flasche Anisschnaps lockte eine Flasche Obstler. Er konnte sich nicht entscheiden und holte beide Flaschen heraus. Dann nahm er einen kräftigen Schluck aus der Rakıflasche. In zwei Tagen würde er nach fast fünf Jahren seinen Sohn wiedersehen. Er freute sich, öffnete die Flasche Obstler und trank auch daraus einen kräftigen Schluck. Vielleicht war die Freude doch nicht ganz so groß, gestand er sich ein. Er wartete eine Weile und stellte fest, dass der Alkohol kaum Auswirkungen auf seine Gemütslage hatte. Die Flasche Wein, die er für das Abendessen gedacht hatte, brachte ihn auf die erlösende Idee.

[home]
    19
    D as günstige, familiengeführte Hotel am Münchner Hauptbahnhof war genau nach seinem Geschmack. Teure Hotels pflegte der Deutsche, wenn er geschäftlich unterwegs war, zu meiden. Das kleine Hotel reichte für seine Zwecke vollkommen aus. Er war ein genügsamer Mensch.
    Das Fenster des sauberen Zimmers ging direkt auf die Schillerstraße.
    Er schob den Vorhang zur Seite und blickte auf die beleuchtete Straße hinunter. Ein paar arabisch oder türkisch wirkende

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