Kommissar Pascha
Burak immer zufrieden und findet keine Erklärung dafür, weshalb er die beiden zu bedauernden Männer ermordet haben könnte. Er bittet Sie um Entschuldigung, nicht persönlich vorsprechen zu können, und um Nachsicht, sollte seine Tochter zu spät oder gar nicht kommen.«
»Ist das alles, was Sie mir ausrichten sollen, Herr Krust?«
»Im Wesentlichen ja«, antwortete dieser selbstzufrieden und erklärte freundlich weiter: »Vor zwei Stunden haben Polizisten Metins Wohnung durchsucht. Er lebte sehr bescheiden, wissen Sie. Sie können sich die Mühe sparen, sich die Wohnung noch einmal anzusehen, Herr Kommissar.«
Demirbilek machte einen bedrohlichen Schritt auf den Assistenten zu. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, Vierkant verstand im ersten Moment nicht, warum.
»Wie wäre es, Herr Krust? Wollen wir tauschen? Ich übernehme Ihre Arbeit als Assistent, und Sie dürfen der Kommissar sein?« Er wartete einen Moment und fügte hinzu: »Überlassen Sie es gefälligst mir, polizeiliche Entscheidungen zu treffen. In Ordnung? Also, ich lasse mich herab und glaube Ihnen, dass Süleyman
efendi
krank im Bett liegt. Was seine Tochter betrifft, so ist sie entweder in einer Stunde bei mir auf dem Präsidium, oder ich lasse sie zur Fahndung ausschreiben. Wir ermitteln in drei Mordfällen und sind nicht gekommen, um Katz und Maus mit der Tochter Ihres Chefs zu spielen.« Er wandte sich an Isabel Vierkant. »Visitenkarten haben wir noch keine, oder? Schreib dem Herrn unsere Adresse auf. Dann ruf die Spurensicherung an, ob sie etwas gefunden haben.«
Vierkant kramte aus ihrer Umhängetasche einen Zettel und notierte die Anschrift.
Krust hatte sprachlos zugehört und nahm von Isabel Vierkant die Adresse entgegen. »Herr Demirbilek, sollte ich Sie verärgert haben, bitte ich um Verzeihung«, sagte er mit devoter Stimme.
»Keine Sorge, Herr Krust. Ich bin nicht sauer auf Sie. Sie wollte ich ja nicht sprechen«, erwiderte Demirbilek schnell.
»Sie kennen die Türken doch, Herr Demirbilek. Was ist schon eine halbe Stunde warten?«, fragte Krust scherzhaft, um die Wogen zu glätten.
Doch genau das brachte Demirbilek erst recht in Fahrt. Er zog seinen Dienstausweis und hielt ihn direkt vor Krusts Augen: »Hier steht, dass ich Kommissar bin und nicht Türke. Kommissare warten nicht gerne! Jetzt führen Sie mich bitte in die Wohnung von Metin Burak.«
»Ahmet!«, rief Krust, ohne sich umzudrehen. Wie ein Gespenst tauchte plötzlich der junge Mann wieder auf. »Ahmet wird Sie bringen. Ich muss zurück zu Herrn Güzeloğlu.«
Grußlos ließ Florian Krust die beiden stehen. Er war es wohl nicht gewohnt, derart herablassend behandelt zu werden.
Demirbilek wartete, bis Vierkant zu ihm aufgeschlossen hatte. Gemeinsam folgten sie Ahmet aus dem Haus, während Vierkant die Nummer der Spurensicherung wählte.
Draußen fragte Demirbilek Vierkant, ob sie sich das Kennzeichen des Cayennes gemerkt hatte. Diese hatte Vierkant natürlich in ihr Büchlein notiert.
»Ruf Cengiz an. Sie soll die Fahndung einleiten. Ich glaube nicht, dass Frau Güzeloğlu auftaucht. Das wird Jale doch wohl hinbekommen, oder?«
»Wenn nicht, ist ja der Pius auch noch da.«
»In Ordnung, und wir sehen uns die Wohnung an.«
Ahmet führte die Polizisten zum Seiteneingang. In das Souterrain hinunter waren es nur wenige Stufen. Vierkant erbrach das Siegel an der Wohnungstür und wollte Ahmet den Vortritt lassen. Doch der entschuldigte sich und ließ die beiden Polizisten allein. In der Einzimmerwohnung stand ein Bett mit Nachtkästchen, auf dem der Koran in einem gehäkelten Schutzumschlag lag. In dem antiquarisch wirkenden Kleiderschrank hingen zwei Anzüge in der Schutzfolie einer Reinigungsfirma, drei weiße Hemden und drei Krawatten. Unter dem einzigen vergitterten Fenster befand sich der Röhrenheizkörper. Die Sonne strahlte halbherzig herein. In der Kochnische standen auf der Ablage ein Wasserkessel und zwei Henkeltassen mit der Aufschrift des Limousinenverleihs, den Jale Cengiz aufgesucht hatte. Im Küchenschrank stapelten sich drei Teller, etwas Besteck und eine Packung Aufgussteebeutel.
Demirbilek konnte keinen Kühlschrank entdecken. In dem winzigen Badezimmer waren Rasierzeug, eine türkische Zahnpasta und eine stark benutzte Zahnbürste.
»Nicht gerade gemütlich«, stellte Vierkant fest. Sie wollte nach dem Buch auf dem Nachtkästchen greifen, doch Demirbilek hielt sie zurück: »Ungläubige sollten den Koran bitte nicht berühren.« Vierkant
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