Kommissar Steen 01 - Unruhe
Plädoyer ließ sich nicht leugnen, als sie zum Todesstoß ansetzte:
»Und falls du glaubst, ich könnte jemals auf den Gedanken kommen, zu dir zurückzukehren, dann vergiss es. Du bist ja geisteskrank, ich würde nie mit einem Mann leben können, der derartig wahnsinnige Entscheidungen trifft.«
Sie ging ins Wohnzimmer.
»Emma, Schatz …«
»Warum schreit ihr so?«
»Schon gut, Schatz, es ist nichts. Komm, du gehst jetzt mit Mami. Du brauchst heute nicht in den Kindergarten. Wir besuchen Oma und spielen mit Frida«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme, von der sich Emma jedoch nicht beeinflussen ließ.
»Aber ich will bei Papa bleiben.«
»Willst du nicht Oma besuchen und mit Frida spazieren gehen?«
Frida wog fünfzehn Kilo mehr als Axel und hatte vier Beine.
»Darf ich Frida halten?«
Die Vorfreude gewann die Überhand in der Gefühlswelt des kleinen Mädchens.
Axel stand in der Tür. Er wollte jetzt nur noch Ruhe, wollte sie aus der Wohnung haben.
»Ist schon gut, Emma. Geh du nur mit Mami. Wir sehen uns ja bald wieder.«
In your dreams, sagte Cecilies Gesichtsausdruck, als sie ihre Tochter an die Hand nahm und ging.
34
Axel lag ganz still auf dem Sofa und versuchte, Kontrolle über seinen Körper zu gewinnen. Er meinte, Schmerzen in Magen und Rücken wahrzunehmen, und wenn er auf sein Brusthaarschaute – oder die Reste, die nach der letzten EKG -Rasur noch übrig waren –, vibrierte es so heftig wie bei einem Heavy-Metal-Konzert. Er schloss die Augen und atmete tief durch, aber es wollte sich keine Ruhe einstellen. Er spürte das Blut durch seine Adern fließen, das dicke, vergiftete, teerartige Blut, das alles mit sich riss, bis es endlich am Herzen ankäme, wo es sich stauen würde, bis die Kammern endlich mit einem kraftlosen Keuchen aufgaben, der blutige Husten eines alten Mannes, ein letztes Aufstoßen des Lebens.
Er war kurz davor, sich in die Notaufnahme zu begeben und einweisen zu lassen, als er einen Anruf aus dem Präsidium erhielt, Kasper Vang wolle mit ihm sprechen.
Das drängte den bevorstehenden Herzinfarkt vorläufig in den Hintergrund, ebenso wie alle Gedanken an den Morgen mit Cecilie.
Axel nahm das Fahrrad und fuhr zum Bunker, von wo aus er im Polizeigefängnis anrief und bat, Vang zu ihm zu bringen.
In der Zwischenzeit rief er Henriette Nielsen an.
»Gibt’s was Neues vom BGP ?«
»Ziemliche Unruhe um eine Lieferung Kokain. Sie sprechen von fünfzehn Kästen Cola, die verschwunden sind. Ich schicke ihnen die Audiodateien, aber anscheinend haben sie da nicht direkt die Finger drin, sondern sie haben nur davon gehört, oder es ist ihnen angeboten worden. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass es mit Davidis Tod in Zusammenhang steht.«
»Warum das?«
»Weil Davidi in einem der Gespräche als ›dieser Albaner‹ erwähnt wird, der Kontakt zu Moussas Handlangern aufgenommen hätte.«
»Und Sie meinen also, das spricht dafür, dass es sich um einen Drogenmord handelt?«
»Ich weiß es nicht, aber es ist wert, der Spur weiter zu folgen. In einem Gespräch von gestern Vormittag reden sie über seine Exfrau.«
»Was haben sie genau gesagt?«
»Sie sagen, da wäre so eine dänische Schlampe, mit der er verheiratet war, und vielleicht könnte sie ja was wissen. Einer von ihnen wollte sich um sie kümmern.«
»Vielleicht sollten wir sie warnen.«
»Schon geschehen. Wir haben Personenschutz für sie veranlasst.«
Kasper Vang blickte mit ernstem Gesichtsausdruck vor sich hin, verschwunden war die prahlerische Kampfeslust. Axel bat ihn, sich zu setzen.
»Ihr seid jetzt in sämtlichen Medien. Deine kleine Klettertour läuft als Endlosschleife auf TV 2. Gibt es etwas, das du loswerden willst?«
»Ja, aber es hat nichts mit dem Mord zu tun. Ich habe ein Mädchen, das ganz in der Nähe wohnt. Ich bin rüber zu ihr.«
»Jetzt mal ganz langsam. Du hattest Dienst zusammen mit deinem alten Freund Jesper Groes. Ihr hattet Anweisung, ab 23.00 Uhr an der Mauer zu patrouillieren. Was ist dann passiert?«
»Wir haben drei Autonome hopsgenommen, schon früh am Abend. Sie haben versucht, über die Mauer zu klettern, und sind auf der anderen Seite von einigen Kollegen verfolgt worden. Wir haben sie abgeliefert. Den Rest des Abends haben wir an derselben Stelle rumgestanden, geraucht, Witze gemacht, es war absolut nichts los. Also habe ich einem Mädchen, das ich kenne, eine SMS geschickt. Und so nach und nach hat sie mich richtig heißgemacht.«
»Was dann?«
»Sie hat
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