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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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nachdenklich: »Ich begreife, worauf Sie hinauswollen. Weshalb sollten sie sich die Mühe nehmen, den Laden nach de Gamez’ Tod noch offen zu halten und weshalb Mrs. Pollifax’ Zimmer durchsuchen, wenn sie bereits haben, was sie wollen.«
    »Genau«, nickte Carstairs. »Das spricht für einen Mißerfolg. Falls General Perdido die Mikrofilme von de Gamez erhielt, ehe de Gamez getötet wurde, dann wüßte ich wirklich nicht, weshalb er sich als Buchverkäufer ausgeben und Mrs. Pollifax und Farrell eine Falle stellen sollte. Überhaupt ist es mir schleierhaft, wie Farrell in diesen Fall hineingezogen worden ist.
    Seine einzige Verbindung zu den Rotchinesen war Miß Lee, der er über unseren Auftrag den Hof machte. Er war weder über Tirpak noch Mrs. Pollifax unterrichtet, und von den Mikrofilmen hatte er nicht die leiseste Ahnung.«
    Bishop sagte nachdenklich: »Seine Festnahme spricht dafür, daß General Perdido im dunkeln tappt.«
    »Ja deshalb bin ich ziemlich sicher, daß er es vorgezogen hat, Farrell und Mrs. Pollifax am Leben zu lassen. Zumindest für einen oder zwei Tage. Und deshalb, mein lieber Bishop, schlafe ich in letzter Zeit so elend, denn General Perdido hat Methoden, seinen Gefangenen die Zunge zu lösen, die weder wohlerzogen noch hübsch sind.«
    »Aber Mrs. Pollifax hat keinerlei Informationen, die er von ihr erpressen könnte.«
    Carstairs sah ihn durchdringend an. »Machen wir uns doch nichts vor. Bishop. Meinen Sie, daß Perdido ihr das glaubt?«
    Es entstand ein peinliches Schweigen und Bishop versuchte, sich eine taktvolle Bemerkung einfallen zu lassen. Schließlich sagte er mit erzwungener Zuversicht: »Immerhin ist es schon etwas, daß auch Perdido die Mikrofilme nicht hat, oder nicht?«
    Carstairs lachte kurz auf. »O ja, natürlich. Damit sind sie für jedermann verloren. Sollten sie zwischen den Seiten eines Buches verborgen liegen, das in de Gamez’ Laden verkauft wurde, dann liest vielleicht jemand in diesem Augenblick das Buch, ohne zu ahnen, daß er im Besitz von Geheimnissen ist, die acht Monate zäher Arbeit und den Kopf vieler Menschen gekostet haben, die sonst noch heute leben könnten. Und so etwas nenne ich Vergeudung. Wo ist das Telegramm für Mrs. Pollifax’ nächste Verwandte?«
    Bishop zog Durchschläge aus seiner Heftmappe. »Hier, Sir. Es ging gestern abend aus Mexico-City ab. Eines war an Mr. Roger Pollifax in Chicago gerichtet, das andere an Mrs. Conrad Kempf in Arizona.«
    Spöttisch las Carstairs:
    HERRLICHE FERIEN STOP VERSCHIEBE RÜCKREISE UM ETWA EINE WOCHE STOP MEXIKO BEZAUBERND STOP VIELE KÜSSE MUTTER.

 
    12
    Am nächsten Nachmittag erschien General Perdido wieder in der Zelle, aber Mrs. Pollifax hatte schon rechtzeitig im Korridor seine Stimme gehört. Als der General eintraf, traf er sie daher beim Patiencelegen an, während Farrell sich fiebrig auf seiner Pritsche wälzte.
    »Guten Tag«, sagte Mrs. Pollifax spitz.
    »Wo?« kreischte Farrell und schlug kraftlos um sich. »So nehmt doch endlich die Grünen weg!«
    Sowohl der General als auch Ms. Pollifax drehten sich um und betrachteten Farrell: der General erbittert, Mrs. Pollifax voll Bewunderung.
    Sie bemerkte bissig: »Ich habe sein Bein eingerichtet, aber die Kugel steckt nach wie vor in seinem Arm, und ich bin nicht Dr. Schweitzer. Die Wunde ist infiziert.«
    General Perdido durchquerte die Zelle und blieb vor Farrells Pritsche stehen. »Señor Farrell«, sagte er barsch.
    Der öffnete ein Auge und starrte in das über ihm schwebende Gesicht.
    »Carmelita?« sagte er zärtlich und dann erwartungsvoll: »Mein Herzblatt?«
    General Perdido holte aus und hieb mit der Faust gegen Farrells Jochbein, daß es krachte. Mrs. Pollifax wandte sich ab und dachte: »Ich kann das nicht ertragen.«
    Aber in den nun folgenden Minuten mußte sie die Zähne noch fester zusammenbeißen. Der General war ein gründlicher, zielstrebiger und intelligenter Mensch und ließ nichts unversucht, zu ergründen, ob Farrell bloß simulierte oder wirklich nicht ansprechbar war. Mrs. Pollifax trat an das winzige Fenster und zwang sich, auf das schmale Rechteck im sonnenbeschienenen Gemäuer und den winzigen Streifen grellen Himmels dahinter zu schauen. »Ich will nicht zuhören«, dachte sie. »Ich will mich gänzlich vor diesem Raum und diesem Augenblick verschließen.« Sie hatte schon früher manchmal zu diesem Rettungsanker gegriffen, aber noch nie so verzweifelt wie jetzt. Als der General endlich von Farrell abließ, war sie

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