kommt wie gerufen
Sie, sobald wieder jemand kommt, weiterhin unzusammenhängend reden und verschiedenes Viehzeug über die Wände krabbeln sehen.«
Er flüsterte zurück: »Das ist Delirium tremens und kein Fieber. Sie wollen einen Alkoholiker aus mir machen.«
Lauter und rügend sagte sie: »In Ihrem geschwächten Zustand werden Sie auf den vielen Schnaps bald weiße Mäuse sehen.«
Lulasch steckte das Aspirinfläschchen in seine Tasche und schickte sich zum Gehen an. Mrs. Pollifax stand auf und ergriff seine Hand. »Ich danke Ihnen«, sagte sie herzlich. »Wir beide danken Ihnen.«
»Schon recht«, grinste er und nickte.
Kaum war er fort, ließ Mrs. Pollifax sich auf ihre Pritsche fallen.
Jetzt erst fühlte sie, wie müde sie war. Farrell betrachtete sie und sagte: »Sie sehen erschöpft aus, Herzogin. Schlafen Sie doch ein bißchen. Ich werde mich bemühen, nicht zu laut zu fantasieren.«
Mrs. Pollifax sah ihn im zuckenden, gespenstischen Licht der Kerze an und gestand sich, daß er ihr schon sehr ans Herz gewachsen war. »Es ist doch recht tröstlich, nicht allein zu sein«, dachte sie. Sie stand auf, rollte die Matratze zurück und schob die verbliebenen Bretter zurecht. »Es war ein ziemlich langer Tag«, gab sie laut zu, legte sich nieder und versank augenblicklich in tiefen Schlaf.
11
Am 23. August erörterte Carstairs in seinem Büro den Fehlschlag von Mexico-City mit einem Mann namens Thaddeus Peattie. Peattie kam aus einer anderen Abteilung und interessierte sich besonders für alles, was mit Mao Tsetung zusammenhing. Er war einer der wenigen Amerikaner, die Raoul Perdido persönlich kannten.
»Kein Anzeichen spricht dafür, daß Farrell oder Mrs. Pollifax nach Kuba eingeschmuggelt worden sind«, sagte Carstairs und bot Peattie und Bishop Zigaretten an. »Was allerdings nicht ausschließt, daß sie trotzdem dort sind. Aber auch General Perdido ist nicht in Kuba gesehen worden. Ich glaube, wir dürfen mit Sicherheit behaupten, daß er sich im Augenblick nicht in Kuba aufhält.«
»Südamerika vielleicht?« meinte Peattie. »Mexiko? Schließlich ist Perdido gebürtiger Mexikaner. Muß er das Land überhaupt verlassen haben?«
»Er ist dort nicht gerade beliebt«, gab Carstairs zu bedenken. »Falls er noch dort ist, hält er sich bestimmt versteckt. Uns geht es darum, zu erfahren, wohin er sich wenden würde, falls er Mexiko verläßt. Wo ist der Bericht von Belmont?« fragte er Bishop.
Nachdem er ihn erhalten hatte, reichte Carstairs den Bericht an Peattie weiter. »Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Russen Mexiko als Sprungbrett für ihre Spione benützen. Wir wissen von zwei geheimen Rollfeldern der Roten, von denen Leute außer Landes geschmuggelt werden. Wie Sie diesem Bericht entnehmen können, wurde an diesem tiefergelegenen Landeplatz in Kalifornien eine gewisse Aktivität beobachtet. Eine viermotorige Propellermaschine wurde in der Nacht des 19. August bei der Landung gesichtet. Am gleichen Tag hat General Perdido den Buchladen zum Papagei gesperrt und ist von der Bildfläche verschwunden. Farrell und Mrs. Pollifax haben diesen Laden aufgesucht und sind ebenfalls verschollen.«
»Mm«, murmelte Peattie stirnrunzelnd. »Hier steht, daß man zwei Menschen in dieses Flugzeug getragen hat.«
»Jawohl, auf Tragbahren.«
»Die Maschine war eindeutig russischen Ursprungs«, las Peattie laut. »Kennzeichen dürften kubanisch gewesen sein.« Er gab Carstairs das Blatt zurück.
»Natürlich ist Perdido unsere Schlüsselfigur«, fuhr Peattie fort. »Hat er etwas mit der Sache zu tun, und Ihren Andeutungen entnehme ich, daß die Angelegenheit ausreichend wichtig ist, um ihn zu interessieren, dann müssen sich unsere Erhebungen auf ihn konzentrieren. Die beiden anderen können, ob tot oder lebendig, überall sein, aber bestimmt sind sie nicht weit von ihm entfernt.« Er stand auf und ging zur Wandkarte, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und betrachtete die Karte. »Ich sage es höchst ungern«, bemerkte er, »aber wenn General Perdido nicht in Kuba ist, dann fürchte ich, daß er sich nach Rotchina gewandt hat.«
»Richtig«, nickte Carstairs. »Unser Büro aber muß wissen, ob Farrell und Mrs. Pollifax tot sind. Wir müssen Beweise dafür haben.«
Peattie nickte. »Ich werde natürlich sofort meine Fühler ausstrecken. Ich hoffe, daß ich Ihnen in vier Tagen, oder längstens einer Woche, sagen kann, ob General Perdido in China ist oder war. Sie scheinen an diesem Fall persönlich Anteil zu
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