kommt wie gerufen
nehmen, oder geht mich das nichts an?«
Carstairs seufzte. »Ich denke an Mrs. Pollifax. Die verstorbene Mrs. Pollifax, wie ich befürchte. Sie kennen Sie natürlich nicht. Vielleicht können Sie sich ein ungefähres Bild von ihr machen, wenn ich Ihnen sage, daß sie eines Tages hier hereingeplatzt ist und sich erkundigte, ob wir Spione brauchen könnten.«
Peattie sah Carstairs sprachlos an.
Carstairs nickte. »Ein nettes kleines Frauchen um die Sechzig, aufreizend harmlos und naiv, aber für mich eben ein wahres Geschenk des Himmels, auf das ich mich sofort gestürzt habe.«
Peattie betrachtete ihn mitfühlend. »Verstehe«, sagte er leise. »Quälen Sie sich nicht mit Selbstvorwürfen.«
»Ich versuche es«, erwiderte Carstairs mit finsterem Lächeln.
»Sagen wir einfach, daß ich mir überzeugende Telegramme für die nächsten Verwandten dieser Frau ausdenken muß, in denen sie erklärt, weshalb sie sich jetzt nicht auf der Heimreise von Mexiko befindet, und sobald ihr Tod feststeht, muß ich sie in Mexiko sanft entschlafen lassen.«
»Stevens arbeitet eben daran«, warf Bishop ein. »Er hat ein gekentertes Schiff vorgeschlagen, dessen Passagiere nicht mehr auffindbar sind. Mexiko ist in dieser Hinsicht eine große Hilfe.«
»Wie günstig«, sagte Carstairs bitter. »Dann können ihr Sohn und ihre Tochter eine Messe für sie lesen und ihren Namen in den Grabstein der Familiengruft meißeln lassen und sagen: >Was für eine entsetzliche Tragödie! <«
»Ich verstehe Sie schon«, sagte Peattie sanft. »Aber Sie müssen inzwischen ja gelernt haben, daß es immer einen Menschen gibt, für den man sich ganz besonders verantwortlich fühlt.«
Carstairs nickte mit müdem Lächeln. »Das sollte ich allerdings begriffen haben, Peattie. Feiner Job, was?«
»Feiner Job«, pflichtete Peattie ihm bei und stand auf. »Jedenfalls bin ich jetzt unterrichtet und kann Ihnen versprechen, daß Sie im Laufe einer Woche Nachricht erhalten werden.«
Nachdem er gegangen war, zündete Carstairs sich eine Zigarette an, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste Bishop unsicher zu. »Ich weiß nicht, ob Sie die Meldung von gestern abend gelesen haben. Tirpak ist tot. Vor ungefähr einer Woche wurde er mit einem Messer im Rücken in Guatemala gefunden und jetzt identifiziert. Das ist aber noch nicht alles«, fuhr er trocken fort. »Unser Freund in Costa Rica hat sämtliche Unterlagen, die Tirpak ihm brachte, fotografiert und die Originaldokumente ordnungsgemäß verbrannt. Drei Tage lang hatte er damit zu tun, sämtliches Material auf dem Film festzuhalten. Insgesamt gibt es sechs Mikrofilme, aber jetzt kommt die Trauerbotschaft: Tirpak hat mit keinem Ton verraten, wie er diese Filme nach Mexico-City bringen wollte. Nach Aussage unseres Freundes in Costa Rica hat Tirpak jeden Mikrofilm mit einer Pinzette angefaßt, jeden in einen gewöhnlichen weißen Briefumschlag gesteckt, und dann hat er sich entfernt.«
»O weh«, sagte Bishop.
Carstairs nickte. »Drei Tage später wurde er ermordet, aber die Filme muß er schon vorher nach Mexiko auf den Weg gebracht haben. Wie er das machte, läßt sich allerdings nur vermuten. Ich nehme an, er wollte sie in etwas Gedrucktem einkleben, in einem Brief vielleicht, oder einem Buch.«
»Sie glauben also, daß die Mikrofilme in Mexico-City eingetroffen sind?«
»Ja, dafür hat Tirpak bestimmt gesorgt. Allerdings konnte er nicht ahnen, mit welcher Umsicht er und damit auch die Mikrofilme überwacht wurden. Meiner Meinung nach gelangten die Mikrofilme in den Buchladen zum Papagei, und deshalb mußte de Gamez sterben.«
»Dann hat also jetzt General Perdido die Filme.« Carstairs antwortete stirnrunzelnd: »Für uns sind sie auf jeden Fall verloren. Bishop, aber ich bin nicht überzeugt, daß General Perdido sie hat. Betrachten Sie einmal genau den zeitlichen Ablauf der Ereignisse, wie ich ihn notiert habe. Vielleicht fällt Ihnen dabei etwas auf.«
Bishop griff nach der Aufstellung und las:
17. August: Vermutlicher Tag von de Gamez’ Ermordung.
17. August: General Perdido spielt die Rolle de Gamez weiter und etabliert sich im Buchladen.
19. August: Mrs. Pollifax besucht den Buchladen, um die Filme abzuholen, und verschwindet.
19. August: Farrell stattet dem Buchladen aus unbekannten Gründen einen Besuch ab und verschwindet ebenfalls.
19. oder 20. August: Jemand verschafft sich zu Mrs. Pollifax’ Zimmer im Hotel Reforma Intercontinental Zutritt und durchsucht es.
Bishop sagte
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