kommt wie gerufen
Höhle gedrungen waren, lag nun immer tiefer werdendes Zwielicht. Farrell sagte zum Dschinn: »Wir müssen bald aufbrechen.«
Sie konnte das Gesicht des Dschinns schon nicht mehr sehen, aber seine Stimme wiederholte: »Aufbrechen?«
Mrs. Pollifax drehte den Kopf zu Farrell. Er sagte entschieden: »Unbedingt. Ich schlage vor, wir stoßen den Baumstamm draußen ins Wasser, klammern uns an ihn und überqueren so den See. Wenn wir Glück haben, und der Wind nicht gegen uns ist und wir noch genügend kräftig sind, landen wir vielleicht in Jugoslawien.«
Mrs. Pollifax bewunderte seine Spannkraft, die ihn noch Pläne schmieden ließ, nachdem sie alle beinahe ertrunken waren, und dann fiel ihr auf, daß seit Beginn der Flucht immer einer die Führung übernommen hatte, wenn die beiden anderen nicht mehr konnten.
Wie erstaunlich, dachte sie, nahm sich zusammen, um mitzutun, und hörte sich sagen: »Ja, natürlich, genau das müssen wir tun.«
Sieben Worte, und eines schwieriger als das andere, aber sie brachte sie heraus.
»Patrouillenboote«, warnte der Dschinn müde.
»Denen müssen wir eben ausweichen. Und falls sie starke Scheinwerfer haben – können Sie schwimmen, Herzogin?«
»Schlecht.«
»Ich auch schlecht«, meldete sich der Dschinn.
»Dann müssen wir uns entweder hinter oder unter dem Stamm verstecken, oder – «
Oder entdeckt und gefaßt werden, vollendete Mrs. Pollifax schweigend, und wandte sich an den Dschinn. »Wir wissen noch immer gar nichts von Ihnen. Sie haben uns nicht einmal gesagt, wie Sie heißen.«
»Wenn Sie unbedingt einen Namen hören wollen, täte es Smith sehr gut.«
Bei dieser Frechheit kehrten Mrs. Pollifax’ Lebensgeister wieder, und sie versetzte eisig: »Der Meinung bin ich nicht, außer, Sie heißen tatsächlich Smith.«
»Kein Mensch heißt Smith«, brummte Farrell. »Zumindest nicht in meinen Kreisen.«
»Es ist viel, viel besser, wenn Sie meinen Namen nicht kennen«, antwortete der Dschinn. »Besser für Sie, falls Sie General Perdido wieder begegnen sollten. Bedeutend sicherer. Er würde sich gar nicht freuen, wenn Sie meinen Namen wüßten.«
»Ich dachte an Ihre Familie«, erklärte Mrs. Pollifax vorwurfsvoll.
Der Dschinn stieß beinahe ein Gekicher aus. »Sie sind eine Seele von einem Menschen, aber die werden schon vor zwei Jahren die Totenmesse für mich haben lesen lassen. Ich bin schon sehr lange tot, Mrs. – Pollifax, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie, gänzlich verwirrt. »Na ja, ist ja sinnlos zu zanken.«
»Richtig, brechen wir auf«, erinnerte Farrell. »Machen Sie den Anfang?«
Der Dschinn schob die Zweige und das tote Laub fort, das sich nach der letzten Welle wieder am Ufer abgelagert hatte, und kroch hinaus. Nach wenigen Minuten legte er ihr eine eiskalte Hand auf die Schulter. »Alles klar«, flüsterte er. »Am anderen Ufer sind einige Lichter, aber von denen trennen uns Meilen. Im Augenblick sind keine Polizeiboote zu hören oder zu sehen.«
Mrs. Pollifax machte sich entschlossen daran, sich in Bewegung zu setzen, und nach beträchtlicher Mühe gelang es ihr, sich aufzurichten und sich durch die kleine Öffnung ins Freie zu zwängen.
Langsam folgte Farrell und schob sein gebrochenes Bein und die Krücke vor sich her. Draußen war es stockdunkel. Man sah nur ein paar vereinzelte Sterne und ein halbes Dutzend Lichter am jenseitigen Ufer. Die Luft war samtweich. Das regelmäßige Motorengeräusch eines Bootes war in der Feme zu hören. Sonst war es still.
Der Dschinn rang mit dem Baumstamm, der genügend groß war und genügend weit aus dem Wasser ragte, um ihnen ausreichende Deckung zu gewähren, andererseits aber eben deshalb besonders schwer zu besteigen war. »Sitzen wir vorläufig rittlings auf«, schlug der Dschinn vor. »Wir können mit Händen und Füßen paddeln, und wenn ein Boot kommt, lassen wir uns hinuntergleiten und verbergen uns dahinter.«
Wenn drei erschöpfte Menschen jedoch einen nassen, runden Baumstamm besteigen wollen, dann ist das nicht nur schwierig, es ist beinahe undurchführbar. Kaum hatte einer ihn erklommen, fiel der andere ins Wasser, und sie zogen den Stamm schließlich ins seichte Wasser zurück und setzten sich alle gleichzeitig.
»Alle Mann an Bord?« fragte der Dschinn.
»Jawohl«, seufzte Mrs. Pollifax und dachte insgeheim, wie hungrig, wie schläfrig, wie durchfroren und wie hundemüde sie war.
»Verdammt, los endlich«, sagte Farrell wütend. Behutsam paddelten sie den Stamm aus dem Schatten und in die
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