Komplott
will trotzdem fair zu ihm sein. Und außerdem habe ich mir von den Eierköpfen im Keller bereits eine Kopie machen lassen. Wer weiß, vielleicht stolpert Hammer ja aus Zufall über einen wichtigen Hinweis.«
»Das Einzige, worüber der stolpert, sind seine eigenen Füße«, brummte Paula.
»Und was haben Sie erreicht?«, wandte sich Tweed an Newman.
»Überhaupt nichts«, erwiderte Newman enttäuscht. »Pete hat mich seiner Informantin vorgestellt, aber ich konnte kein Wort aus ihr herauskriegen. Wahrscheinlich habe ich sie völlig falsch angefasst.«
Paula bewunderte die Offenheit, mit der Newman sein Scheitern zugab. Außerdem fiel ihr auf, dass er keinerlei Informationen über Coral preisgegeben hatte. Tweed musste ihre Gedanken gelesen haben, denn er fragte: »Wie heißt diese Informantin?«
»Tut mir leid, der Name ist mir entfallen.«
»Gedächtnisverlust, wie?«
»Ganz genau. Der Schock, dass eine Frau nicht auf mich eingeht, muss wohl zu groß für mich gewesen sein.«
»Ich habe mir etwas überlegt«, sagte Paula, und alle Augen richteten sich auf sie.
»Mir will diese Statue der Katze mit dem umgedrehten Hals nicht aus dem Kopf«, fuhr sie fort, während sie neben Tweeds Schreibtisch trat und die Arme vor der Brust verschränkte. »Wer zu so etwas fähig ist, muss über ein hohes Potenzial an Grausamkeit verfügen. Und Grausamkeit zeichnet auch den Mörder von Viola Vander-Browne aus.«
»Ein interessanter Aspekt«, gab Tweed zu und runzelte die Stirn. »Diese Beobachtung könnte einen wichtigen Hinweis auf den Täter darstellen. Leider wissen wir nicht, welcher der drei Söhne des Generals für den Tod der Katze verantwortlich war.«
»Es ist nicht gesagt, dass einer der Söhne die Katze getötet hat«, bemerkte Paula. »Es könnte ja auch der General selbst gewesen sein.«
»Damit könnten Sie recht haben«, sagte Tweed nachdenklich und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Das würde dem Fall ja eine gänzlich neue Wendung geben.«
»Von Frank wissen wir, dass der General öfter mal für drei Tage nach London fährt, und außerdem ist er, wie wir selbst gesehen haben, körperlich immer noch topfit. Fit genug vielleicht, um einen Mord zu begehen.«
»Ich könnte ja mal die besseren Hotels in London anrufen und fragen, ob er in letzter Zeit dort abgestiegen ist«, bot Monica an.
»Gute Idee«, sagte Tweed.
Das wird nicht viel bringen, dachte Paula, während sie zurück an ihren Platz ging.
Macomber ist nicht dumm, und wenn er in London ein krummes Ding drehen will, steigt er bestimmt unter falschem Namen in einer heruntergekommenen Pension ab.
In diesem Augenblick betrat Marler das Büro. Der »Unsichtbare«, wie seine Kollegen ihn manchmal scherzhaft nannten, war Paula unbemerkt gefolgt und hatte in Covent Garden aufgepasst, dass niemand nach ihr das Cafe betrat.
»Ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich mich draußen noch ein bisschen umsehe«, verkündete er. »Man kann nie wissen, was einem über den Weg läuft.«
»Aber Sie waren doch gerade draußen«, bemerkte Paula mit einem Lächeln.
»Klar doch.« Er drückte ihr die Schulter. »Und jetzt bin ich schon wieder weg. Ständig auf Achse, Sie kennen mich doch.«
Er sah keine Veranlassung, ihr zu sagen, dass er noch einmal nach Covent Garden fuhr.
16
Marler wartete gegenüber von dem Haus, in dem die junge Frau wohnte, mit der Paula sich getroffen hatte.
Er hatte bereits Newmans vergeblichen Versuch beobachtet, mit der Frau ins Gespräch zu kommen, und sich rasch zusammengereimt, dass sie Pete Nields geheime Informantin sein musste. Bei Informanten – auch seinen eigenen – war Marler stets misstrauisch.
Es war schon fast dunkel, als eine große Frau mit guter Figur und sorgfältig frisiertem braunem Haar in einem Seidenkleid und teuren Schuhen auf das Haus zuging und an der Tür klingelte. Marler zog seine hochempfindliche Spezialkamera aus der Manteltasche und machte rasch ein paar Fotos von der Frau.
Die Tür wurde geöffnet, und Paulas Freundin aus dem Popsies schüttelte der Frau lächelnd die Hand. Als diese den Kopf drehte, schoss Marler drei weitere Fotos. Die beiden Frauen verließen das Haus und gingen ein paar Straßen weiter zu einem teuren Restaurant. Marler eilte zurück zu dem Haus und las das Namensschild unter der Klingel, die die Frau im Seidenkleid gedrückt hatte: »C. Flenton«.
Marler winkte ein Taxi heran und ließ sich ins East End zu einem Pub namens »Pig’s Nest« fahren, das nicht gerade
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