Komplott
sein. Fitch hat schon einmal versucht, in Ihre Wohnung einzudringen. Möglicherweise hat er es immer noch auf Sie abgesehen.
Deshalb lasse ich Sie ab jetzt nirgendwo mehr allein hingehen.«
»Muss das sein?«
»Ja, das muss sein. Keine Widerrede. Wenn Sie jetzt heimfahren, gebe ich Ihnen in meinem Wagen Geleitschutz.«
»Könnte ich nicht in Ihrem Gästezimmer schlafen? Ich habe vorsichtshalber schon ein paar Sachen zum Übernachten mitgebracht.«
»Wenn das so ist, können Sie gern bleiben. Schlafen Sie gut.«
Paula beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie hinüber zum Gästezimmer ging. Tweed ging im Arbeitszimmer noch ein paar Akten über Agenten auf dem europäischen Festland durch. Nach einiger Zeit erschien Paula in Pyjama und Bademantel in der Tür.
»Wissen Sie, wie spät es ist?«, fragte sie.
»Ich dachte, Sie schlafen längst.«
»Ich musste die ganze Zeit an Marlers Bilder denken«, erwiderte Paula. »Da habe ich einfach nicht einschlafen können.«
»Es ist zwei Uhr früh«, sagte Tweed nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
»Höchste Zeit, dass Sie ins Bett gehen.« Paula trat hinter Tweed und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Sie haben recht.« Er unterdrückte ein Gähnen. »Morgen – oder besser: heute – muss ich fit sein.«
»Weshalb?«
»Weil wir die Triade in ihrem Hauptquartier in Whitehall aufsuchen. Nur Sie und ich.
Höchste Zeit, dass wir die drei Brüder mal unter die Lupe nehmen.«
»Zwei Brüder und ein Halbbruder, um genau zu sein.« Paula verstärkte den Druck auf seine Schultern. »Aber jetzt möchte ich, dass Sie ins Bett gehen.«
Aus Gründen der Diskretion verließ Paula das Haus noch vor Anbruch der Dämmerung und ging zu ihrem Wagen, der auf einem der beiden von Tweed angemieteten Stellplätze stand. Als Tweed eine Dreiviertelstunde später ins Büro kam, war sein Team dort vollzählig versammelt. Monica wandte sich sofort an ihn.
»Ich habe gerade jemanden in der Leitung, der unbedingt mit Ihnen reden will.«
»Hallo!«, sagte Tweed, nachdem sie ihm den Hörer gegeben hatte.
»Erkennen Sie noch meine Stimme?«, fragte der Anrufer.
»Philip! Wo, zum Teufel, sind Sie gerade?«
»Keine Zeit für Erklärungen. Hören Sie mir nur zu, okay? Sie müssen noch heute nach Aix-en-Provence fliegen. Ich habe Ihnen schon einen Flug herausgesucht, die Nummer habe ich bereits Monica mitgeteilt. Sie landen auf dem Flughafen von Marignane, mitten auf dem Land. Dort wartet ein Wagen auf Sie, der Sie nach Aix ins Hotel bringt.
Ich habe Ihnen eines im Norden der Stadt gebucht. Zu Ihrer Sicherheit sollten Sie sich zwei Ihrer Leute mitnehmen.«
»Paula und Newman?«
»Perfekt. Hier gehen seltsame Dinge vor sich. Heute Abend soll ein gewisser Noel Macomber in die Stadt kommen, um sich mit äußerst dubiosen Gestalten zu treffen.«
»Das ist ja hochinteressant.«
Die Leitung wurde unterbrochen. Tweed sah sich im Büro um, und Paula konnte es ihm am Gesicht ablesen, wie erregt er war. Er unterrichtete die anderen vom Inhalt des Telefongesprächs.
»Dann ist unser verlorener Sohn Philip Cardon endlich wieder aufgetaucht«, kommentierte Newman. »Er weiß immer bestens über alles Bescheid, was da drüben in Frankreich vor sich geht. Merkwürdig, dass Noel Macomber nach Aix fliegt, finden Sie nicht? Ich frage mich, wen er dort wohl trifft.«
»Soll ich drei Plätze in der Maschine buchen, die Mr. Cardon mir genannt hat?«, fragte Monica.
»Tun Sie das«, erwiderte Tweed. »Paula und ich fahren jetzt zu einem Treffen mit den drei Brüdern nach Whitehall. Ich bin gespannt, welcher von ihnen der Boss ist.«
Nachdem Tweed einen Parkplatz gefunden hatte, gingen die beiden zu Fuß weiter zum Eingang des Hauses, in dem sich das Büro der Triade befand.
»Die Höhle des Löwen«, sagte er zu Paula.
»Dann spielen Sie mal Daniel in der Löwengrube«, gab sie zurück.
Die kleine schmale Straße war menschenleer. Vor einer Tür mit dem Schild »Special Branch« blieb Tweed stehen.
»Ich hoffe sehr, dass hier nie ›Staatsschutz‹ stehen wird«, sagte er zu Paula. »Sehen Sie nur, sie haben das Haus in eine Festung verwandelt.«
Die Fenster im Erdgeschoss waren mit Stahlblechen verschlossen, und die im ersten Stock waren vergittert. Um an die Gegensprechanlage zu gelangen, musste sich Tweed auf eine große Steinplatte mit einer drucksensitiven Gummimatte stellen.
»Sagen Sie mal, ist das Fort Knox oder was?«, fragte er ungehalten, als sich eine
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