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Komplott

Komplott

Titel: Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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warmherzig.
    Paula zeigte keine Reaktion, blickte ihm aber unablässig in seine grünlichen Augen unter dem blonden Haarschopf.
    Tweed ergriff das Wort.
    »Bevor ich etwas sagen kann, muss ich mehr Einzelheiten wissen. Wie soll dieser sogenannte Staatsschutz denn arbeiten?«
    Jemand klopfte an die Tür zum Nachbarbüro, und Nelson rief: »Herein!« Miss Partridge trat ein und fixierte Benton mit ihrem Blick. »Drüben ist ein Anruf für Sie, Mr. Macomber.«
    »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte Benton zu Paula und Tweed. »Ich gehe wohl besser ran. Es dauert bestimmt nicht allzu lange.«
    »Ich brauche Einzelheiten«, wiederholte Tweed, der es nicht sonderlich höflich fand, dass Benton ans Telefon ging. Für ihn hatten Gäste Vorrang.
    Nun lag es an Nelson, ihm die Grundzüge des neuen Ministeriums zu erklären.

17
    »Sicher teilen Sie meine Auffassung, dass die Bevölkerung in Großbritannien zutiefst verunsichert ist und seit Jahren in Angst und Schrecken lebt«, begann Nelson. »In den Vorstädten stellen sich die Leute Halogenstrahler mit Bewegungsmeldern in die Vorgärten, damit sie jeden sehen können, der sich nachts ihrem Haus nähert. Sie vergittern ihre Fenster, geben ein Vermögen für teure Alarmanlagen aus und lassen sich zusätzliche Schlösser an die Türen bauen. Frauen wagen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allein auf die Straße, und von dem täglichen Terror und Vandalismus in den öffentlichen Verkehrsmitteln möchte ich erst gar nicht reden. Wir leben alle in einer Atmosphäre der Angst. Richtig, oder?«
    »Fahren Sie fort.«
    »Stimmen Sie mir zu oder nicht?«
    »Ja.«
    »Aber woran liegt das?« Er breitete die Arme aus und blickte Tweed bedeutungsvoll an. »Daran, dass wir jede Menge gemeingefährlicher Ausländer aus Europa, Afrika und Asien in unser Land gelassen haben. Die Regierung schönt die Zahlen, um die Wahrheit zu verschleiern, aber Sie und ich, wir wissen, mit was für einer Flut von Kriminellen wir es zu tun haben. Einer Flut, die unser Land unter sich begräbt.« Er wurde immer lauter. »Wir verlangen, dass dieser Abschaum – dieser höchst gefährliche Abschaum – dorthin zurückgeschickt wird, wo er herkommt. Und zwar ohne Wenn und Aber. Keine langwierigen Anhörungen vor irgendwelchen Kommissionen, kein humanitäres Gedöns, kein Rechtsweg, um die Abschiebung zu verhindern. Wir schnappen uns diese Leute mitten in der Nacht und transportieren sie ins nächste Sammellager für die Deportation …«
    Benton kam zurück und hörte gerade noch die letzten Worte seines Bruders, während er auf seinem Stuhl Platz nahm.
    »Veto!«, sagte Tweed.
    »Wieso denn?«, schnaubte Nelson.
    »Weil mich das viel zu sehr an Gestapo- oder KGB-Methoden erinnert. Nachts die Leute aus dem Bett holen, sie in Sammellager bringen … das kann vielleicht Präsident Putin in Russland machen, aber hier bei uns in England will ich so etwas nicht haben.
    Deshalb lege ich mein Veto ein.«
    Benton mischte sich ein. »Ich finde, du hast wieder einmal maßlos übertrieben und unser Ziel nicht richtig dargestellt, Nelson«, sagte er mit seiner ruhigen Stimme.
    »Ach ja?«, tönte Nelson. »Was ist denn falsch daran, dass wir England wieder zu einem Land für Engländer machen wollen – nicht mehr, nicht weniger? Wem das nicht gefällt, der ist ein Sozialsaboteur und wird ins Gefängnis gesteckt…«
    »Was genau verstehen Sie unter einem Sozialsaboteur?«, wollte Tweed wissen.
    »Jeden, der mit den Zielen unseres Staates nicht einverstanden ist«, erklärte Nelson.
    »Sind Sie denn nicht auch der Meinung, dass das Wertesystem unserer Gesell schaft ins Wanken geraten ist? Dass junge Menschen in diesem Land keine Vorbilder mehr haben und oft nicht mehr wissen, was Recht und was Unrecht ist?«
    »Darin stimme ich Ihnen zu«, meinte Tweed.
    »Siehst du?«, mischte sich Benton wieder in das Gespräch ein. »Mr. Tweed ist ein Realist, und zwar einer, der sich offenbar Sorgen um die Demokratie in diesem unserem Land macht. Du hast vorhin so übertrieben, dass er uns mit dem KGB verglichen hat, Nelson. Aber wir sind keine Ungeheuer, Mr. Tweed, auch wenn mein Bruder sich manchmal vergisst. Auch wir sind Demokraten. Vielleicht haben Sie schon den dreieckigen Tisch da drüben bemerkt, an dem wir unsere Besprechungen abhalten.«
    »Ja. Und ich habe mich gefragt, wer von Ihnen denn der Kopf der Triade ist.«
    Tweed schaute Benton in seine kleinen grünen Augen und stellte fest, dass sein Gesicht so rot war,

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