Komplott
Offenbar war ihm endlich einmal klar geworden, was sie tatsächlich leisteten.
»Ich gehe mal hinüber nach Whitehall«, verkündete Marler. »Mal sehen, was die Triade so im Schilde führt.«
»Und ich fahre ins East End«, sagte Butler und sprang auf. »Irgendetwas braut sich dort zusammen.«
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich zu Coral fahre, Paula?«, fragte Nield. »Ich würde ihr gern sagen, dass Sie ihren Brief erhalten haben und bei ihr vorbeischauen werden, sobald Sie nicht mehr so im Stress sind.«
»Tun Sie das. Dann muss ich sie nicht mehr anrufen.«
Kurz nachdem Nield das Büro verlassen hatte, klingelte das Telefon. Monica ging ran, verzog das Gesicht und schaute hinüber zu Tweed.
»Commander Buchanan ist unten«, sagte sie. »Er will Sie sofort sprechen.«
»Dann lassen Sie ihn heraufkommen.«
Tweed stand auf, um seinen alten Freund zu begrüßen, der einen Moment später mit wütendem Gesicht ins Büro gestürmt kam.
»Herzlich willkommen, Roy«, sagte Tweed mit einem freundlichen Lächeln. »Gibt es ein Problem?«
»Ja«, antwortete Buchanan, der Uniform trug und Tweeds Lächeln nicht erwiderte.
»
Sie
sind das Problem, Tweed.«
»Wie das?«, fragte Tweed ruhig und bedeutete dem Commander, dass er doch Platz nehmen sollte.
»Chief Inspector Hammer will wissen, wo Sie waren, als Viola Vander-Browne ermordet wurde. Er hat herausgefunden, dass Sie kurz zuvor mit ihr im Mungano’s zu Abend gegessen hatten. Danach ist sie allein nach Hause gefahren, und von da an weiß niemand, was Sie getan haben. Hammer behauptet, Sie hätten kein Alibi.«
»Das stimmt«, erwiderte Tweed ruhig.
»Verstehen Sie nicht?«, polterte Buchanan los. »Sie sind Hammers Hauptverdächtiger.«
»Könnten Sie bitte etwas leiser sprechen?«, bat Paula. »Warum?«
»Weil Sie mich bei meiner Arbeit stören.«
»Tut mir leid, das wollte ich nicht.«
Paulas Intervention beruhigte Buchanan ein wenig.
»Ich selbst war am Tag nach dem Mord hier und wollte Sie sehen, aber Sie waren nicht da, und niemand wollte mir sagen, wo Sie waren. Können Sie mir das erklären?«
»Ich bin der Leiter der Ermittlungen und muss weder Ihnen noch Chief Inspector Hammer etwas erklären«, erwiderte Tweed ruhig.
»Du meine Güte.« Der Commander nahm seine Schirmmütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Seien Sie doch nicht so empfindlich, Tweed. Mag sein, dass ich ein wenig übers Ziel hinausgeschossen bin, aber ich habe gestern eine neue Terrorwarnung erhalten und bin die ganze Nacht nicht zum Schlafen gekommen.«
»Wir kennen uns nun schon seit vielen Jahren, Roy«, erwiderte ihm Tweed.
»Ich weiß, aber Chief Inspector Hammer …«
»… ist behämmert«, murmelte Paula halblaut vor sich hin.
»Wie bitte?«, fragte Buchanan und drehte sich nach ihr um. »Was haben Sie gerade gesagt?«
»Nichts.«
Er sah sie böse an, aber Paula hielt seinem Blick stand. Buchanan blickte als Erster zur Seite und stand auf.
»Na schön, wenn Sie nicht wollen …«, grummelte er. »Ich habe mein Bestes getan.«
»Wir kennen uns seit vielen Jahren, Roy«, wiederholte Tweed.
Buchanan öffnete den Mund, als wolle er sich entschuldigen, sagte dann aber doch nichts und verließ grußlos das Büro.
»Was ist denn mit dem los?«, fragte Monica kopfschüttelnd.
»Er ist erschöpft«, sagte Paula. »Man sieht es ihm an, dass er seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hat.«
»Das hat Mr. Tweed oft auch nicht, aber er ist trotzdem nicht so aus der Rolle gefallen«, gab Monica zurück. »Na ja, vielleicht lässt man uns jetzt den Rest des Tages über in Ruhe.«
Auch wenn sie es noch nicht wusste, sie hatte sich gründlich getäuscht.
Eine Stunde später klingelte wieder das Telefon.
»Professor Saafeld ist dran«, sagte Monica zu Tweed. »Stellen Sie ihn durch.«
»Wir haben wieder einen Mord«, sagte Saafeld ohne einen Gruß. »Wo? Wer?«
»Eine gewisse Marina Vander-Browne. Wie es aussieht, ist sie die Schwester des ersten Opfers. Soll ich Ihnen die Adresse geben?«
»Nicht nötig, ich weiß, wo sie wohnt. Wie wurde sie umgebracht?«
»Genauso wie ihre Schwester. Wenn Sie an den Tatort kommen, nehmen Sie Paula besser nicht mit. Es ist wirklich ein grausamer Anblick.«
»Ich komme sofort.«
28
Zum zweiten Mal fuhren sie durch die schlafende Stadt zu Marinas Wohnung. Paula kamen die Straßen schon richtig vertraut vor.
»Wie spät ist es?«, fragte sie Tweed.
»Zwei Uhr morgens.«
»Das kann nicht sein.«
»Doch. Wir
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