Komplott
verloren.«
»Wenn Sie darauf bestehen …«
Hammer machte ein beleidigtes Gesicht und verließ das Schlafzimmer. Kurze Zeit später hörten sie ihn die Treppe nach unten poltern. Tweed schloss die Tür und wandte sich an Saafeld.
»Wenn ich die Kreidezeichnung am Boden richtig deute, dann hat der Mörder mit Marina dasselbe gemacht wie mit Viola.«
»Das ist richtig. Er hat sie erst mit Chloroform betäubt und dann nackt auf den Boden geworfen. Und dann hat er – oder sie – sie vergewaltigt.« Der Pathologe warf Paula einen raschen Blick zu. »Möglicherweise wurde dafür eines von diesen Dingern verwendet, die lesbische Frauen sich manchmal umbinden. Wir könnten es also auch mit einer Mörderin zu tun haben. Allerdings frage ich mich, was für ein Motiv sie gehabt hat.«
»Eifersucht«, erwiderte Paula.
»Da könnten Sie recht haben.«
»War die Ermordete noch am Leben, als sie vergewaltigt wurde?«, wollte Tweed wissen.
»Davon gehe ich aus.« Saafeld nahm einen durchsichtigen Asservatenbeutel aus seiner Tasche und zeigte ihn Paula und Tweed. »Das ist der Knebel, den wir in ihrem Mund gefunden haben. Genau wie bei ihrer Schwester Viola.« Er steckte den Beutel wieder zurück in die Tasche. »Aber die Ähnlichkeiten gehen noch weiter. Auch bei Marina Vander-Browne wurde die Halsschlagader durchtrennt, nur diesmal ist das Blut nicht ans Fenster gespritzt, sondern an die Spiegel auf der Kommode.«
Paula hatte das auf den ersten Blick gar nicht bemerkt, was ziemlich erstaunlich war, denn alle drei Spiegel waren über und über mit Blut bespritzt. »Natürlich haben wir Proben von dem Blut genommen, aber mit ziemlicher Sicherheit stammt es vom Opfer und nicht vom Mörder.«
»Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Kleidung des Mörders voller Blut gewesen sein muss? Dann konnte er doch nicht einfach ohne Weiteres das Haus verlassen, oder?«
»Ich habe ja schon beim letzten Mord vermutet, dass er einen von diesen Kitteln getragen hat, wie Ärzte sie bei Operationen verwenden. Dazu Haar- und Mundschutz, Handschuhe und Schutzbrille. Nach dem Mord hat er die Sachen vermutlich ausgezogen und in einen Beutel oder eine große Aktentasche gestopft und bei nächster Gelegenheit irgendwo entsorgt oder verbrannt. Was er mit dem Fleischerbeil – das mit ziemlicher Sicherheit die Mordwaffe sein dürfte – gemacht hat, kann ich nicht sagen.«
»Die Verwendung der Schutzkleidung könnte darauf hinweisen, dass der Mörder im Gesundheitswesen tätig ist«, sagte Tweed.
»Nicht unbedingt. Diese Sachen kann man alle im einschlägigen Fachhandel kaufen.«
»Aber wenn er mit diesen Klamotten in der Stadt unterwegs ist, wird doch bestimmt jemand misstrauisch«, gab Paula zu bedenken.
»Er könnte sich irgendwo im Treppenhaus umgezogen haben«, erwiderte Tweed.
»Genauso habe ich es mir auch zusammengereimt«, stimmte Saafeld ihm zu.
»Gibt es auch diesmal keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung?«, fragte Tweed.
»Überhaupt keine. Was wiederum darauf schließen lässt, dass das Opfer seinen Mörder gekannt haben muss – genau wie beim ersten Mord auch.«
»Wissen Sie eigentlich, dass die beiden Opfer Zwillingsschwestern waren?«, fragte Tweed.
»Das habe ich schon vermutet. Ich wusste bisher nicht, dass Viola Vander-Browne überhaupt eine Schwester hatte.«
»Wir haben es auch erst kürzlich erfahren«, sagte Paula und zwang sich dazu, den Kopf noch einmal in Augenschein zu nehmen. Selbst im Tod ähnelte das Gesicht auf eine geradezu unheimliche Weise dem Violas.
»Können Sie schon sagen, wann der Mord in etwa verübt wurde?«, fragte Tweed.
»Die Totenstarre hat noch nicht eingesetzt, deshalb vermute ich, dass der Tod zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens eingetreten ist. Nach der Obduktion kann ich Ihnen Genaueres sagen. Ehrlich gesagt, ich mache mir große Sorgen.«
»Weshalb?«, fragte Tweed, der Saafeld so etwas noch nie hatte sagen hören.
»Erinnern Sie sich noch daran, was ich Ihnen neulich über den Blutrausch erzählt habe? Wer auch immer die se Morde verübt hat, wird vermutlich bald wieder zuschlagen. Viola wurde vor ungefähr zehn Tagen ermordet, aber ich glaube nicht, dass die nächste Bluttat so lange auf sich warten lassen wird. Ich schätze, dass der Täter in drei, höchsten vier Tagen wieder morden wird. Alle Erfahrungen sagen, dass bei solchen Serientätern die Intervalle zwischen den einzelnen Bluttaten immer kürzer werden.«
»Wer hat die Tote
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