Komplott
fahren. Den ganzen Weg über musste er daran denken, dass Miss Partridge bei offenem Fenster im Erdgeschoss schlief.
27
Am nächsten Tag kam Tweed früh ins Büro. Obwohl er nur wenig geschlafen hatte, war er hellwach. Er grüßte George, der ihm die Tür geöffnet hatte, und eilte rasch die Treppe hinauf, als George ihm nachrief: »Da wartet ein Herr auf Sie.«
»Wer?«
»Er hat mir keinen Namen genannt. Sah mir nicht wie einer aus, mit dem man viele Worte wechselt. Er sagte nur, er hätte eine Verabredung mit Ihnen.«
Tweed ging nach oben in sein Büro, wo Monica ihn mit einer Geste der Hilflosigkeit begrüßte. Auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch saß kerzengerade General Lucius Macomber, der einen eleganten Geschäftsanzug trug.
»Guten Morgen, Herr General«, sagte Tweed, während er den Mantel auszog und Monica gab. »Sie scheinen mir ein Frühaufsteher zu sein.«
»Das war ich immer schon«, erwiderte Macomber kurz angebunden. »Komme gerade von einem Treffen mit meinem verfluchten Nachwuchs.«
»Dann sind die drei auch Frühaufsteher«, stellte Tweed erstaunt fest und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Aber nur heute. Ich habe sie angerufen und aus dem Bett geworfen. Habe ihnen gesagt, sie sollten in einer Stunde in ihrem Büro sein. Und das waren sie auch.«
»Hoffentlich war es ein angenehmes Gespräch.«
»Für mich schon. Für sie nicht.« Der General entblößte seine Zähne zu einem grimmigen Lächeln. »Ich habe geredet, und sie haben zugehört. Keiner hat sich getraut, den Mund aufzumachen. So muss es sein.«
»Darf ich fragen, was Sie ihnen gesagt haben?«
»Sie dürfen. Sind ja ein schlauer Bursche, Tweed, und haben den Durchblick, so wie ich. Ich habe ihnen gesagt, dass sie eine Bande von Verrückten sind. Was für eine alberne Idee, alle Sicherheitsdienste hier im Land zu einer schwerfälligen Mammutbehörde zusammenzuzwingen. Das haben sie natürlich nicht gern gehört.« Er hielt inne und stieß ein schallendes Gelächter aus. »Na, wie finden Sie das, Tweed?«
»Dieses Staatsschutzministerium ist der reine Irrsinn.«
»Absolut! Und deshalb müssen wir beide es verhindern, solange es noch möglich ist.«
Er schlug mit der flachen Hand so heftig auf die Schreibtischplatte, dass Monica aufgeregt hochschreckte. Macomber drehte sich zu ihr um und lachte: »Na, das hat Sie wohl aus dem Büroschlaf gerissen. Sie machen ja ein Gesicht wie ein aufgeschrecktes Huhn.« Er wandte sich wieder an Tweed und wechselte das Thema.
»Auf Black Island verschärft sich die Lage immer mehr. Die Einwohner regen sich über die seltsamen Gebäude auf, die auf der Westspitze gebaut werden. Aber aufregen allein ist nicht genug. Nicht reden, sondern handeln, das ist mein Motto. Als sie uns Vorjahren die Ölraffinerie auf die Insel gebaut haben, waren auch alle dagegen, aber keiner hat etwas Konkretes unternommen. Und jetzt steht das Monstrum da, wie Sie sicher schon gesehen haben.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Dann sind Sie bestimmt nur bei Flut zur Insel hinübergefahren. Wenn Ebbe ist, steuert der Fährmann in einem weiten Bogen nach Lydford, und dort hätten Sie die Raffinerie mit Sicherheit gesehen.«
»Das nächste Mal, wenn ich auf der Insel bin, schaue ich sie mir an«, versprach Tweed.
»War nett, mit Ihnen zu plaudern«, sagte der General und stand auf. »Ich muss jetzt los. Zeit ist Geld und so weiter. Ich muss heute noch ein paar Ausrüstungsgegenstände einkaufen.«
»Bleiben Sie denn länger in London?«
»Nein. Drei bis vier Tage vielleicht. Ich werde versuchen, mich hier ein wenig zu entspannen.« Er streckte Tweed die Hand hin. »Wir halten in dieser Sache zusammen, nicht wahr?«
»Natürlich«, erwiderte Tweed, der ebenfalls aufstand und die Hand des Generals ergriff.
Im Gehen wandte sich Macomber mit einem Lächeln an Monica. »Lassen Sie sich von Ihrem Chef nur nicht fertigmachen«, sagte er. »Wissen Sie, was der verstorbene Präsident Ronald Reagan einmal gesagt hat?«
»Nein, Sir. Leider nicht.«
»›Harte Arbeit hat noch keinen umgebracht, aber warum sollte man das Risiko eingehen?‹ War ein guter Mann, dieser Reagan.«
Mit diesen Worten verließ der General das Büro wie ein Wirbelsturm, der einen Landstrich heimsucht und wieder abzieht. Als er fort war, blieb Tweed einige Minuten still an seinem Schreibtisch sitzen.
»Hat er Ihnen vorhin eigentlich seine Adresse in London gegeben?«, fragte er Monica schließlich.
»Nein.« Monica machte dieselbe hilflose
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