Konaklub, 1, Freundin fürs Leben (German Edition)
eigentlich total verängstigt sein müssen. Komischerweise war sie das aber gar nicht. Sie war nur wütend und fühlte sich ungerecht behandelt. Aber sie hatte keine Angst. Sie wusste, dass Elofsson nicht die Wahrheit sagte. Das Fahrrad gehörte Emma. Natürlich hätte sie Emma anrufen und ihr alles erzählen können. Dann hätte sie das mit ihren Eltern klären können. Aber sie wollte, dass ihr Onkel Kalle diesen Elofsson überprüfte. Dann wäre sie es nämlich, Frossa, die Emma ihr Fahrrad wieder besorgte. Vielleicht würden Emma und Elin dann ein bisschen netter zu ihr sein.
Susannas Bruder Janne saß im Büro und trank Kaffee. Er trug weiße Reithosen und eine schwarze Jacke. Als würde er gleich bei einem Reitturnier antreten. Das sah total stark aus.
»Hallo, wer von euch wird denn gleich reiten?«, fragte er.
»Ich«, sagte Hercules. »Aber es kommt noch ein anderes Mädchen, soweit ich weiß.«
»Ja, ein Mädchen namens Lotta. Aber sie hat gerade abgesagt. Magen-Darm-Grippe. Das scheint gerade rumzugehen. Also hast du eine Einzelstunde.«
Er sah Frossa an.
»Oder hast du Lust auf eine Runde harten Unterrichts?«
»Ja … aber …«
»Also, von mir aus gerne.«
Susanna gesellte sich zu ihnen.
»Du kannst Tristan nehmen, Hercules. Freust du dich?«
Hercules nickte.
»Und du Frossa?« Susanna lächelte sie an.»Schaffst du heute noch eine zweite Stunde?«
»Ja«, flüsterte sie. »Super gerne. Wenn ich darf …«
»Du darfst. Lotta kommt ja nicht. Und Janne hatte ja sowieso vor, zwei Schüler zu betreuen. Aber wen gebe ich dir am besten? Ich glaube, du nimmst heute Misja.«
Und da war sie wieder. Die Angst. Wie ein Aal wand sie sich in ihrem Magen. Susanna sah es ihr an.
»Was ist, Frossa? Rasputin hat heute zu viel gearbeitet, er muss sich ausruhen.«
»Das ist es nicht. Aber … Misja.«
»Was ist denn mit Misja?«
»Sie … tritt doch aus …«
»Oh! Das tun aber auch andere. Die mögen es einfach nicht, wenn sie in den Hintern gestupst werden. Aber ihr habt den ganzen Reitplatz für euch. Und außerdem mag Misja Tristan. Ihn würde sie niemals treten.«
»Aha.«
»Komm. Ich helfe dir.«
Misja stand auf der Koppel direkt neben dem Stall. Sie stand dort mit hängendem Kopf und sah irgendwie mürrisch aus. Aber als Susanna ihre Hand in die Tasche steckte und mit Papier raschelte, kam sie auf sie zugetrottet. Susanna gab ihr einen kleinen Leckerbissen.
»Du Naschkatze«, lachte sie.
Sie gab Frossa den Führstrick und Misja ließ sich artig zu den Boxen führen. Frossa striegelte sie. Misja war knochiger und schmaler, ganz anders gebaut als Rasputin. Sie hatte zwar kleine zierliche Hufe, aber damit konnte sie treten, das hatte Frossa mit eigenen Augen gesehen. Mit halb geschlossenen Augen stand sie in der Box und ließ sich striegeln. Es sah fast so aus, als würde sie es genießen.
»Vielleicht bist du ja doch eine ganz Liebe«, flüsterte Frossa in ihr weiches Ohr.
Dann holte sie Sattel und Schabracke und da Misja so viel kleiner war, konnte sie sie ganz allein satteln. Susanna kam und kontrollierte den Sitz des Sattels. Misja hatte ein schönes, weißrotes Stirnband.
»Die dänischen Farben«, sagte Susanna. »Was meinst du, Frossa, ob Misja vielleicht aus Dänemark stammt?«
Manchmal wusste Frossa nicht, ob Susanna es lustig oder ernst meinte.
»Ich weiß nicht«, antwortete sie leise.
Hercules und Tristan waren schon fertig. Als die Pferde sich sahen, wieherten sie leise. Man konnte richtig sehen, dass sie sich mochten. Es war leicht, auf Misja aufzusitzen. Frossa schaffte auch das ohne Hilfe. Aber Susanna war immer in ihrer Nähe.
Zuerst gingen sie ein paar Runden im Schritt. Janne stand in der Mitte und sagte ihnen, worauf sie achten sollten. Die Sonne brach zwischen den Wolken hervor und in dem Augenblick fiel Frossa ein, dass sie Mama und Papa nicht angerufen hatte. Aber sie hatte das Handy schon wieder zu Hause vergessen.
»Denkt immer daran, dass ihr und euer Pferd ein Team seid«, rief Janne. »Ihr sollt zusammenarbeiten und euch nicht bekämpfen. Das Pferd soll beim Gehen nicht einschlafen, aber es darf auch nicht durchgehen. Der Reiter ist der Anführer und hat immer die Kontrolle.«
Der Reitplatz wirkte viel größer, weil sie nur zu zweit waren. Jeder hatte seine eigene Hälfte. Es gab überhaupt keine Gefahr, dass Misja austreten könnte. Herrlich.
Sie lernte Leichttraben, Hercules konnte das schon.
»Zählt im Stillen immer mit: eins, zwei, eins, zwei, eins,
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