Konfessor - 17
Männer und Kinder abgeschlachtet haben.« »Na ja, ich …«
»Frauen, die wir nachts oft schreien und weinen hören.« Johnrock senkte betreten den Blick und zupfte appetitlos an seiner Schinkenscheibe. »Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn ich dem Schluchzen dieser Frauen zuhöre.«
Richard blickte zwischen den Wagen und Gardisten hindurch in das dahinterliegende Lager. In der Ferne nahmen die Arbeiten an der Rampe ihren Fortgang. Er stellte sich vor, dass die Menschen oben im Palast des Volkes, der letzten Bastion gegen die Imperiale Ordnung, nichts anderes tun konnten, als dieser Horden zu harren, die irgendwann kommen würden. Sie waren vollkommen machtlos, konnten sich nirgendwo mehr in Sicherheit bringen. Die Glaubensüberzeugungen des Ordens waren im Begriff, von der gesamten Menschheit Besitz zu ergreifen. Unten im Feldlager scharten sich kleine Gruppen von Soldaten um die Kochfeuer. Irgendwo inmitten der Schatten und der Dunkelheit konnte Richard eine Frau ausmachen, die zu einem der Zelte geschleift wurde. Bestimmt hatte sie einst Träume gehabt und sich eine bessere Zukunft erhofft, doch jetzt, da ihr der Orden seine Sicht der Menschheit vorschrieb, war sie nichts weiter als Zuchtvieh. Die ersten Soldaten standen draußen bereits Schlange, Sieger, die auf ihren Lohn für ihre Dienste in der Imperialen Ordnung warteten. All den hehren Ansprüchen zum Trotz, ging es letztendlich stets nur um die Gier einiger weniger, sich über alle anderen zu erheben, ihnen ihren Willen aufzuzwingen, um den Anspruch einer moralischen Rechtfertigung, die ihnen das Recht gab, sich mit allen Mitteln zu nehmen, was immer ihnen beliebte. Andernorts konnte Richard Männer sehen, die sich zum Trinken und Spielen zusammengerottet hatten. Offenbar hatte der Nachschubkonvoi Schnaps mitgebracht. Es würde eine laute Nacht werden. Und irgendwo mitten in diesem Meer von Soldaten war Kahlan. »Also gut, wenn du dich nicht an dem Missbrauch dieser Frauen beteiligen willst, bleiben nur die willigen Schlachtengängerinnen.« Eine Weile überlegte Johnrock schweigend, während er lustlos von seinem Schinken abbiss. Hätte man mit stillem Zorn Stahl schneiden können, Richard wäre seinen Halsring losgeworden und könnte endlich etwas tun, um Kahlan von hier fort und in Sicherheit zu bringen - sofern es das in einer Welt, die über einen Disput den Verstand verloren hatte, überhaupt noch gab.
»Weißt du was, Rüben, du hast es wirklich drauf, einem den Spaß zu verderben.«
Richard sah zu ihm hinüber. »Wäre es dir lieber, ich lüge dich an und erfinde irgendwas, um dein Gewissen zu beruhigen?« Johnrock seufzte. »Nein. Trotzdem …«
Richard dämmerte, dass er seinen rechten Flügelstürmer besser nicht noch mehr entmutigte, da er sonst wohl kaum sein Bestes geben konnte. Wenn die nächste Partie verloren ginge, wäre ihre Chance, gegen die Mannschaft des Kaisers anzutreten, vertan, und damit auch seine Chance auf ein Wiedersehen mit Kahlan.
»Jedenfalls wirst du allmählich zu einer Berühmtheit, Johnrock. Die Männer fangen schon an zu jubeln, wenn sie dich das Feld betreten sehen. Durchaus möglich, dass eine Menge gutaussehender Frauen ganz erpicht darauf ist, mit dem großen, gutaussehenden Flügelstürmer der Siegermannschaft zusammen zu sein.«
Schließlich ging ein Grinsen über Johnrocks Züge. »Das ist wahr. Wir ziehen eine Menge Soldaten auf unsere Seite. Die Soldaten fangen an uns zuzujubeln.« Er wies mit seinem Schinkenstück auf Richard. »Mit dir, der Angriffsspitze, werden bestimmt jede Menge gutaussehender Frauen zusammen sein wollen.«
»Es gibt nur eine, die ich wirklich will.« »Und, was denkst du, wird sie einverstanden sein? Was, wenn sie nichts mit dir zu schaffen haben will?«
Richard öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Kahlan kannte ihn nicht. Angenommen, es ergab sich tatsächlich eine Chance, sie von Jagang loszueisen, wie sollte er sich verhalten, wenn sie ihn bloß für irgendeinen dahergelaufenen Fremden hielt, der sie sich als Beute zu greifen versuchte? Was, wenn sie sich weigerte, mit ihm zu gehen? Sich wehrte? Er würde wohl kaum Zeit haben, ihr die Lage zu erklären.
Richard seufzte. Jetzt gab es noch eine Sorge, die ihn um den Schlaf bringen würde.
28
Kahlan, die Hände im Schoß, saß schweigend im Schatten an der Seite des Vorraums in einem Ledersessel, neben sich Julian, die mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Boden hockte. Ab und zu blickte sie hinüber zu den
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