Konfessor - 17
»Woher kennt er mich?«, fragte sie.
Wieder starrte Nicci ihr einen Moment lang in die Augen. »Dies ist nicht der Ort für Plaudereien. Haltet Euch einfach bereit.« »Wozu? Was glaubt Ihr, wird er tun? Was kann er überhaupt tun?« »Wie ich ihn kenne, wird er vermutlich einen Krieg anzetteln.« Kahlan blinzelte überrascht. »Ganz allein?« »Wenn es nicht anders geht.« Auf dem Spielfeld hatte des Kaisers Mannschaft soeben kurz vor dem Erklingen des Horns, mit dem das Ende ihrer Angriffsphase verkündet wurde, einen Treffer erzielt. Die Menge geriet außer sich und stimmte ein solches Gejohle an, dass Kahlan zusammenfuhr. Der Geräuschpegel war vernichtend.
Richards Mannschaft lag nun einen Punkt zurück. In der Erwartung, dass die Spieler ihre Positionen einnehmen, das Horn den Beginn der Angriffsphase für Richards Mannschaft ankündigen würde, begann die gesamte Menge ein tiefes, kehliges rhythmisches Grunzen anzustimmen. Jeder Grunzlaut wechselte sich mit dem Aufstampfen ihrer Stiefel ab.
Es schien, als bewegte sich die ganze Welt mit diesem Stampfen Schritt für Schritt vorwärts; der Boden zitterte. Selbst Jagang und seine kaiserliche Leibwache fielen ein. Es verlieh der Nacht etwas Gespenstisches, Wildes und Archaisches, so als wäre alle Zivilisiert -heit zugunsten dieses Spektakels rohester Enthemmtheit aufgegeben worden. Die Anhänger der kaiserlichen Mannschaft verlangten, ihre Spieler sollten den Gegner in Stücke reißen, statt zu punkten. Die Anhänger von Richards Mannschaft wollten, dass seine Spieler jeden niedermachten, der sie aufzuhalten versuchte.
Der Gesang war ein einziger Schrei nach Blut. Jetzt, da nur noch eine Angriffsphase übrig war, musste Richards Mannschaft punkten, oder sie würde die Partie verlieren. Erzielte sie jedoch nur einen Treffer, stünde es unentschieden, und das Spiel würde in die Verlängerung gehen.
Kahlan erhaschte Blicke auf Richard, der sich keinerlei innere Regung anmerken ließ, als er seine Mitspieler um sich scharte und ihnen ein verdecktes, knappes Handzeichen gab. Beim Herumdrehen streifte sie sein Blick, und für einen winzigen Moment begegneten sich ihre Augen. Der Kontakt war so energiegeladen, dass Kahlans Herz zu pochen begann und ihre Knie nachgaben.
Ebenso schnell, wie sein prüfender Blick sie gestreift hatte, wanderte er weiter. Niemand außer ihr hatte mitbekommen, dass er sie direkt angesehen hatte, und wenn doch, so würde er kaum wissen, weshalb. Kahlan begriff.
Er hatte sich ihres genauen Standorts vergewissern wollen. Dies war der Moment, für den er sich mit diesen seltsamen Symbolen bemalt hatte, der Moment, für den er den Spielstand ausgeglichen gestaltet hatte. All die anderen Mannschaften, gegen die sie angetreten waren, hatte er vernichtend geschlagen, nur um die Gewissheit zu haben, in diesem Augenblick hier, genau an diesem Ort zu sein. Warum das so war, erschloss sich ihr nicht, aber dies war der Moment. Völlig unvermittelt stieß er einen Schlachtruf aus und setzte zu seinem Sturmlauf an.
Als sie ihn so sah, bedeckt mit den furchterregenden roten Symbolen, die Muskeln angespannt, mit seinem Raubtierblick, seiner zielgerichteten Energie und seinen fließenden Bewegungen … glaubte Kahlan, ihr Herz müsse zerspringen.
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Alle Augen waren auf Richard gerichtet, als er, den Broc unter den linken Arm geklemmt, losrannte. Selbst Kahlan war einen Schritt vorgetreten und stand da wie gebannt. Die Menge hielt in angespannter Erwartung den Atem an.
Am anderen Spielfeldende begann Jagangs Mannschaft ihren Sturmlauf zur Abwehr des Angriffs. Gelang es ihr, Richards Mannschaft am Erzielen eines Treffers zu hindern, hätten sie das Turnier gewonnen. Es waren erfahrene Spieler, die nicht gewillt waren, sich den greifbar nahen Sieg noch nehmen zu lassen.
Abgeschirmt von seinen Blockern und seinem letzten noch verbliebenen Flügelstürmer, wechselte Richard unerwartet nach rechts hinüber und stürmte in halsbrecherischem Tempo an der rechten Seitenlinie entlang. Die Flammen der Fackeln rauschten flackernd, als er vorüberraste. Frauen, ergriffen von der allgemeinen Hysterie, versuchten ihn mit den Händen zu berühren.
Plötzlich war Richard unmittelbar vor ihnen und rannte am Kaiser vorbei, der ganz den Eindruck machte, als wollte er sich Richard am liebsten persönlich in die Beine werfen. Kahlan erwartete, dass er anhalten, sich zum Kaiser hinwenden und ihn töten würde, wie er dies schon so erfolgreich bei anderen getan hatte,
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