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Konflikte loesen

Konflikte loesen

Titel: Konflikte loesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Nickelsen
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Präsentation vorbereiten soll. Als sie die Tür schließt, motzt sie: „Die Präsentation gefällt ihm nicht. Er findet meine Arbeit Mist.“ Von einer Kollegin wird sie gefragt, ob der Vorgesetzte das wirklich so gesagt habe, sie antwortet: „Nein, weiß nicht mehr, ich arbeite nicht gut genug, die ganze Präsentation ist Mist, ich muss alles neu schreiben.“
    Zufällig kommt die Kollegin auf ihrem Weg zur Konferenz am Büro von Herrn Christian vorbei und bekommt mit, was er über die Präsentation sagt: „Frau Schmitz hat die Präsentation fast fertig, Folie 7 und 9 fand ich unübersichtlich, Folie 12 hatte eine falsche Schrift und die Grafik zum neuen Produkt hat noch gefehlt – aber das sind Kleinigkeiten, sie hat ihre Arbeit ansonsten gut gemacht!“
Interpretation – eine anstrengende Falle
    Nicht nur Frau Schmitz ist gefangen in der selbst aufgestellten Falle, ihre Kollegin bezieht sie direkt mit ein und bildet unter Umständen bereits damit Fronten, die sich irgendwann verhärten könnten. Aus „Ich finde Folie 12nicht gut“ wird ein „Sie können keine Präsentation ausarbeiten“ und aus „Ich bin mit Ihrer Terminquote nicht zufrieden“ ein „Sie sind unfähig, Ihren Job zu machen“.
    Wie schwer machen Sie sich das eigene Leben, indem Sie ständig glauben zu hören, was der andere wirklich sagen will, wirklich meint, Ihnen wirklich mitteilen möchte! Fakten sind Fakten, ohne Bewertung. Die Präsentation ist nicht misslungen, sondern einzelne Folien müssen überarbeitet werden. Wer ständig und dauernd interpretiert – dazu noch falsch –, macht es seiner Umgebung verdammt schwer, denn was passiert? Der „Empfänger“ der Botschaft ist beleidigt, zieht sich zurück oder ist demotiviert, der „Sender“ merkt dies und interpretiert im schlimmsten Fall auch, dass der Empfänger demotiviert ist. Die Spirale der Missverständnisse beginnt und sorgt für Streit und schlechte Stimmung. Zur Erinnerung, hier die Stufe 1 des bereits vorgestellten Konfliktmodells von Glasl:
1. Ebene (Win-Win)
Stufe 1: Verhärtung. Konflikte beginnen mit Spannungen, z. B. gelegentliches Aufeinanderprallen von Meinungen. Solche Spannungen passieren jeden Tag und werden nicht als Beginn eines Konflikts wahrgenommen.
    Macht man sich bewusst, dass Interpretation en, die nicht auf ihre Richtigkeit hin überprüft wurden, oft ein enormer, selbst verschuldeter Zündstoff sind, dann geht man bereits durch das Abschalten dieser Komponente einen anderen Weg im täglichen Miteinander. Folgende Geschichte veranschaulicht die Situation:
    Eine Schale Äpfel
    Auf dem Tisch steht eine Schale mit Äpfeln. Der Mann sieht die Äpfel und denkt „Ich wollte doch Bananen haben“. Die Frau sieht die Äpfel und denkt „Ach, ich wollte doch einen Kuchen backen“. Und der Sohn fragt sich beim Blick auf die Äpfel: „Wo ist die Schokolade?“
    Alle denken und interpretieren. Dabei steht auf dem Tisch doch nur eine Schale mit Äpfeln.
Interpretationsspirale – man kann sie stoppen
    Wenn Sie sich Ihrer Interpretationen bewusst sind und genau wissen wollen, ob das, was Sie denken, stimmt, dann gibt es nur einen einzigen direkten Weg. Stellen Sie Fragen: „Herr Christan, halten Sie meine Präsentation für misslungen?“ Das ist fair und offen, die Beteiligten haben die Chance, eine Vertrauensbasis herzustellen bzw. sie gar nicht erst zu verlieren, auch um sicher zu sein, dass es keiner Interpretationen bedarf.
    Und wenn die Aussagen nicht klar sind? Fragen Sie weiter. „Was meinen Sie damit, dass Sie meine Listen gewöhnungsbedürftig finden?“ oder „Was meinen Sie konkret?“. Hören Sie auf, ständig zu glauben, zu vermuten oder anzunehmen und stellen Sie die Kommunikation auf ein möglichst sicheres Fundament. Das ist am Anfang nicht immer leicht, es bedarf einiger Übung, sorgt aber dafür, dass es in vielen Fällen erst gar nicht zu Konflikten kommt. Besonders bei neuen Kollegen hat es sich bewährt, über Fragen dieser Art in den Dialog zu treten. Interpretieren Sie diese Aussage aber bitte nicht so, dass es nach Jahren der Zusammenarbeit keine Missverständnisse dieser Art mehr gibt.
    Im besten Fall haben Sie eben bemerkt, wie schnell man interpretiert und auf einen „falschen Weg“ geführt wird. Oft fehlt uns das Bewusstsein für unsere schnellen Assoziationen und Interpretationen, sodass es einiger Übung bedarf, sie zu erkennen. Doch ist dies erst geschehen, werden Sie bemerken, wie oft man sich selbst hinderliche Steine

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