Konflikte loesen
ist und
gewillt ist, Beobachtung von Bewertung zu trennen.
Einige Beispiele, an denen Sie sehen, wie groß der Unterschied zwischen getrennter Beobachtung und Bewertung ist.
Bewertung
Beobachtung
Herr Müller ist ein schlechter Mitarbeiter.
Herr Müller hat in den letzten drei Wochen seine Umsatzzahlen nicht erreicht.
„Frau Schmidt, Sie arbeiten nicht zuverlässig.“
„Frau Schmidt, in den letzten sechs Tagen ist mir aufgefallen, dass die Präsentationen nicht zum vereinbarten Zeitpunkt fertig waren.“
Herr Meyer ist faul.
Herr Meyer kommt seit vier Wochen jeden Tag 20 Minuten zu spät und verlässt bereits um 16.30 Uhr statt um 17.00 Uhr das Büro.
Jede Bewertung ist in diesen Situationen eine Ohrfeige an unser Gegenüber, das sich im Konfliktgespräch sehr sicher rechtfertigen würde bzw. mit gleichen Waffen den Kampf führen wird. Genaue Beobachtungen hingegen sind Tatsachen, die Grundlage für eine Diskussion bilden.
Eine weitere, in Konfliktsituationen besonders spannende Frage ist, wie man mit Bewertungen anderer umgeht. Wenn Ihr Vorgesetzter zu Ihnen sagt „Sie sind faul!“, werden Sie vermutlich nach einer Schrecksekunde anfangen, sich zu rechtfertigen, oder nach Entschuldigungen suchen oder aber sich lieber Ihren Teil denken und die Wut für sich behalten – womit der Konflikt noch einen Grund erhält, weiter anzuwachsen.
Wenn Sie eine Bewertung gehört haben, können Sie damit aber auch so umgehen: „Herr Müller, welche Beobachtungen haben Sie konkret gemacht, dass Sie der Meinung sind, ich sei faul?“ Andere Möglichkeit: „Herr Müller, verstehe ich es richtig, dass Sie mit unserem Projekt unzufrieden sind und deshalb vermuten, dass wir zu wenig arbeiten?“
Versuchen Sie, mithilfe von Fragen herauszubekommen, worum es Ihrem Gesprächspartner wirklich geht und welche Beobachtung hinter der Bewertung steht.
Wenn Sie anfangen, Bewertungen zu hinterfragen, probieren Sie das doch auch einmal mit den positiven Sätzen! Wenn Ihr Chef sagt: „Das haben Sie ausgezeichnet gemacht!“ können Sie durchaus rückfragen: „Was genau gefällt Ihnen?“. Ein Vorgesetzter, der mit den Worten „Tolle Präsentation, Frau Lum!“ lobt, darf sich fragen lassen, was an ihr besonders gut war. Man lernt Menschen auf diesem Weg sehr gut kennen und kleine Missverständnisse können so sehr schnell geklärt werden.
Viel mehr aber noch: Sie werden vermutlich schnell feststellen, dass viele Menschen bei einer Antwort auf die Frage zögern. Ein Lob ist schnell ausgesprochen, eine pauschale Abwertung leider ebenso. Oft machen sich Menschen nicht klar, was sie wirklich ausdrücken und sagen wollen, verfallen in eigene Denkmuster, sind gefangen in ihrem Verhalten. Hinterfragt man diese Aussagen, haben Menschen die Möglichkeit sich ihrer eigenen Aussagen bewusst zu werden und nicht selten erhält man als Antwort ein „Ach, so habe ich das gar nicht gemeint“ oder ein „Nein, ich bin nicht unzufrieden mit Ihrer Arbeit, ich ärgere mich gerade nur über etwas, was aber eigentlich nichts mit Ihnen zu tun hat“.
Verständnis in Streitsituationen
Wer auf Vorwürfe oder Bewertungen demnächst anders als bisher reagieren möchte, hat ein Stück Arbeit vor sich: Angefeindet zu werden, sich in die Ecke gedrängt zu fühlen, der Meinung zu sein, nicht ernst genommen zu werden und dann noch mit Verständnis reagieren, scheint fast ausgeschlossen zu sein. Ist es aber nicht.
Verständnis hat auch etwas mit Gelassenheit zu tun, mit der Einsicht, dass alle Fehler machen.
Allerdings: Dem Lieblingskollegen verzeiht man Fehler viel schneller mit den Worten „Ach, ist doch nicht so schlimm!“, während der verhasste Kollege aus der Personalabteilung lange für einen Fehler büßen muss – und außerdem nur die eigene Meinung bestätigt, er sei fehl an seinem Arbeitsplatz. Verständnis fängt bei jedem selbst an: Je entspannter man mit sich selbst umgeht, desto leichter gelingt dies auch bei Menschen, die nicht die besten Freunde sind.
Besonders hier zeigt sich aber auch, wie ungemein wichtig es ist, dass Streitsituationen so früh wie möglich geklärt werden. Denn je kleiner der Konflikt, desto leichter fällt es Menschen, auf andere zuzugehen – und selbst eine bewertende Äußerung kann anders gehört werden. Hören Sie in den nächsten Tagen genau hin, wenn Kollegen miteinander sprechen und sich eine Bewertung an die nächste reiht: Kollege A ist ignorant, Chef B ein Tyrann, Kollegin C hat keine Ahnung. Wenn Ihnen das
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