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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Toppe ganz aufgeräumt. Er hatte geduscht, gut und lange mit Gabi gegessen und geredet, eine Partie Mau-Mau mit den Jungen gespielt, was sein väterliches Gewissen beruhigte, und mit Bongartz telefoniert. Um halb neun würden sie sich in der Kneipe an der Römerstraße treffen. Astrid würde ihn abholen und begleiten, so daß er in aller Ruhe ein paar Bier trinken konnte. Und morgen würde er dem Chef sagen, daß er Breitenegger und Heinrichs brauchte, wenn er den Fall zügig aufklären wollte.
    Als er gerade beschlossen hatte, daß es ja noch recht sommerlich warm sei und seinen Pullover gegen sein neues lila Hemd eintauschte, klingelte das Telefon. Es war der Chef.
    »Sagen Sie mal, wo haben Sie den ganzen Tag gesteckt, Herr Toppe?«
    »Sie haben doch meinen Bericht.«
    »Der umfaßt Ihre Tätigkeit bis vierzehn Uhr.«
    »Danach habe ich mit Frau Steendijk im Dorf Ermittlungen angestellt.«
    »Bis jetzt?« »Ja«
    » Morgen früh um acht hätte ich gern Ihren Bericht darüber. Wir müssen schließlich weiterkommen.«
    »Leck mich am Arsch«, murmelte Toppe.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, das ist unmöglich. Ich bin gerade auf dem Weg zu einer neuen Befragung.«
    »Sie haben ungewöhnliche Zeiten, Herr Toppe.«
    Toppe biß die Zähne aufeinander und sagte nichts.
    »Nun gut, um zehn dann also. Gute Nacht, Herr Toppe.«
    Toppe knallte den Hörer auf, aber der Alte war noch schneller gewesen, und so mußte Astrid, die gerade klingelte, Toppes Fluchkanonade über sich ergehen lassen.

11
    »Früher hat man ja alles stehen- und liegenlassen, wenn beim Nachbarn die Kuh kalbte – und wenn’s morgens um drei war. Das ist heute vielleicht ein bißchen anders.«
    Bongartz erzählte so lebendig vom Keekener Dorfleben, daß Toppe sich langsam entspannte und sich ein bißchen wohler fühlte.
    Astrid hatte die Kneipe ausgesucht, und er kam sich ziemlich deplaziert vor. Die meisten hier waren viel jünger als er, und die paar älteren sahen alle aus wie alternative Lehrer.
    Das Bier wenigstens schmeckte. Er bestellte sich sein viertes und gleich noch einen Korn dazu.
    »Obwohl, die Leute halten auch heut’ noch gut zusammen«, fuhr Bongartz fort. »Mehr vielleicht als anderswo. Ich sag’ ja immer, das liegt am Rhein.«
    »Wieso?« Astrid nippte an ihrer Cola. »Versteh’ ich nicht.«
    » Na, das Hochwasser meine ich. Bevor der große Banndeich zwischen Grieth und Griethausen gebaut worden ist, stand zweimal im Jahr das halbe Dorf unter Wasser. Und dann der Eisgang. Da mußten alle zusammenhalten und zupacken. Und wenn ein Haus unbewohnbar war, dann wurden die Leute von den Nachbarn aufgenommen, ohne großes Federlesen. Die Felder standen manchmal monatelang unter Wasser. Da mußte man teilen. So was steckt einfach in den Leuten drin, das kriegt man so schnell nicht raus.«
    Toppe nickte nachdenklich. »Und wie ist das so mit Schützenverein und Kirche? Die haben doch wohl eine Menge zu sagen im Dorf.«
    »Ich kenne keinen, der nicht im Verein ist, auch von den Zugezogenen.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, giftete Astrid. »Wenn man nicht zum Außenseiter werden will, dann muß man den Vereinsrummel mitmachen. Und sonntags immer schön in die Kirche.«
    »Ach was«, winkte Bongartz ab. »So intolerant sind die Leute gar nicht. Und auch nicht von vorgestern. Es ist einfach eine schöne Gemeinschaft. Wem es zu eng wird, der kann ja wegziehen. Die jüngere Generation tut das ja auch.«
    Toppe winkte der Kellnerin und zeigte auf sein leeres Glas.
    »Keeken liegt doch unmittelbar an der Grenze. Wie sieht es da eigentlich mit Schmuggel aus?«
    »Vorm Krieg, ja, da blühte das Geschäft«, grinste Bongartz. »Hauptsächlich Mehl und Kaffee. Das lief im Dorf richtig in großem Maßstab ab. Gut organisiert, mit LKWs und so. Aber heute? Höchstens Drogen. Ein paar Kleindealer erwischen wir schon mal, den Ameisenverkehr, aber die ganz großen Geschichten laufen ja mittlerweile ganz anders. Und überhaupt, Sie sprechen von Grenzlage. Wissen Sie, für uns ist die ganze Niederung einfach die,Düffelt’, hier und auf der holländischen Seite. Und bei Hochwasser und beim Deichbau, da hielt man zusammen, ob man jetzt Deutscher war oder Holländer. Da gab’s keine Grenze. Ist auch heut’ noch nicht viel anders.«
    Toppe lenkte das Gespräch auf den Fall zurück. Bongartz hatte sich im Dorf umgehört und sich seine Gedanken gemacht, aber er fand nach wie vor keine Erklärung für Heinrich Verhoevens Ermordung.
    »Wir werden noch einiges

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