Konny Reimann
aufforderte. Kein Problem, dachte ich, auch wenn mir gemeinsamer Spaß immer lieber war als ein kraftmeierndes Gegeneinander. Wir stellten unsere Arme auf einen Tisch, und los ging’s. Der Kerl war nicht schlecht und Armdrücken ganz klar eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Dennoch schaffte er es nicht, mich niederzuringen. Mir gelang es umgekehrt auch nicht, seinen Arm auf den Tisch zu bekommen, also blieben wir beide in der Mitte und einigten uns nach einer Weile auf unentschieden. Da ihm das offensichtlich nicht genug war, schlug ich vor, gegen ihn in einem „Liegestütz-Wettstreit“ anzutreten. (Wie sich später herausstellte, war mein Gegner der bekannteste Zuhälter der Stadt, mit dem man wohl besser nicht über Kreuz liegen sollte.) Er willigte ein. Ein elegantes Ende dieses Kräftemessens schien, zumindest aus Sicht der Gäste der dichtbesetzten Kneipe, nicht mehr wahrscheinlich. Entsprechend angespannt war die knisternde Stimmung in der Kaschemme, in der sich nun alles auf unseren Wettkampf konzentrierte. Ich trat, wie schon vorher, gegen den kräftigeren von zwei ohnehin schon kräftigen Kerlen an. Ich sagte ihm, er solle mal vorlegen und zeigen, was er so draufhat. Während er im Armdrücken gut war, schienen ihm Liegestütze nicht so zu behagen. Er schaffte 10, schaffte 12, fing an zu pusten und drückte sich bis zum zwanzigsten Auf und Ab wie an ein rettendes Ufer. Ich ging in die Waagerechte und sagte ihm, mir würde eine Hand dafür reichen. Mit der rechten Hand aufgestützt, pumpte ich mich innerhalb weniger Sekunden zwanzig Mal rauf und runter, wechselte zur Linken und schaffte dort noch mal dasselbe, ohne Mühe und in einem Viertel der Zeit, die er für seine beidarmige Übung gebraucht hatte. Schon während meiner ersten zwanzig fing der Laden an zu johlen. Mit finsterer Miene stand der Lude daneben und blickte mürrisch erst in die Runde und dann mich an. Da ich jedoch nicht auf Krawall gebürstet war, sondern das Ganze vielmehr als lustige Episode eines ohnehin schon gelungenen Abends ansah, blieb den beiden nichts anderes übrig, als gedemütigt von dannen zu ziehen. Die Kneipe schäumte über vor Begeisterung. Man hatte diesem kleinen kräftigen Kerl, der ausgerechnet aus Deutschland kam, nicht zugetraut, den lokalen „König der Zuhälter“ in die Schranken zu weisen. Der Abend dauerte noch eine ganze Weile, und erst in den frühen Morgenstunden spuckte der Laden uns zufrieden wieder aus.
Solche Dinge passierten mir komischerweise dauernd. Selbst von ein paar Hell’s Angels bin ich mal angemacht worden. Ich stand in einer Bar und wollte flippern, als mich einer der Höllen-Jungs ständig von der Seite bedrängte. Ich war sehr auf mein Spiel konzentriert und stupste ihn irgendwann einfach weg. Sofort wurde er fuchsteufelswild, und seine Leute bauten sich schon mal als lebende Drohwand hinter ihm auf. Zunächst bemerkte ich das nicht mal, immer noch die Augen auf der silbernen Flipperkugel. Als ich mich schließlich umdrehte, ließ ich mich von dem Kerl wüst beschimpfen und anmachen, gewehrt habe ich mich nicht; ich wollte lieber in Ruhe zu Ende flippern, es war ein verdammt spannendes Spiel. Abgesehen davon wäre es für den Mann nicht eben schmeichelhaft ausgegangen. Die Situation beruhigte sich wieder, und meine Freunde waren erstaunt, dass ich nichts unternommen hatte. Ich sagte ihnen, dass wir so alle hier friedlich beieinandersitzen könnten, während ansonsten eine große Schlägerei ausgebrochen wäre. Und was nützt uns ein ausgeknockter Hell’s Angel? Außerdem war das Spiel, ich erwähnte es bereits, ziemlich spannend.
onny Reimann war schon immer gut in Schuss, das könnt ihr mir glauben. Ich mache seit ich siebzehn war und bis heute noch Karate. Ich bin gesurft und habe beim Kunstturnen die Muskelkraft aufgebaut, die mich bis heute nicht verlassen hat. Oft wurde ich im Laufe der Jahre angesprochen, welche Aufputschmittel ich nehmen würde. „Guck ma’ da, der Bodybuilder“, haben sie gerufen. „Nix da, das ist alles natürlich“, war meine Antwort. Nicht ein Mal habe ich Anabolika oder ähnliches Zeug genommen. Es war einfach ein ausgewogenes Training, das ich absolvierte. Ich habe ziemlich viel ausprobiert, was mit Bewegung zu tun hatte. Kunstturnen war dabei tatsächlich eine meiner wichtigsten Sportarten, da war ich richtig gut. Aber die eigentlich witzigsten Situationen gab es doch immer wieder bei meinen Surftouren.
In Südfrankreich gab es
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