Konny Reimann
und fing an zu bauen. Am Ende hatte sie eine 1-A-Dichtung, die ich ihr aus einer Butterkekspackung gebastelt hatte. Ich weiß nicht mehr, ob sie die Mühle am Ende auch mit diesem hochwertigen Accessoire verkauft hat, aber gehalten hat es allemal. Wahrscheinlich aber nicht ganz so lange wie unsere eigene Verbindung.
atte ich vorher schon nicht das schlechteste Leben gehabt, so begann speziell nach der Rückkehr nach Schenefeld mit Manu eine wunderbare Zeit. Ich funktionierte die angrenzende Halle auf meinem Grundstück zeitweise in eine traditionelle Karate-Halle um, in der ich für einen Unkostenbeitrag von 1,– DM Freunden und Bekannten den Kampfsport beibrachte. Die Halle war aber auch für Spiele mit Kindern, Geburtstagsfeiern und Filmabende mit Surround-Sound, Subwoofer und Bemer geeignet. Hier nahm ich auch das Bauen von Dingen fürs Haus oder für den üblichen Urlaubs-Schabernack in Angriff. Zwar hielt ich mich damals schon vom Fernsehprogramm weitgehend fern, aber als die Playstation auf den Markt kam, fand sie in mir schnell einen willigen Freund. Gott sei Dank wurde ich nie abhängig von der Kiste, aber ein paar Spiele, unter anderem ein ganz harmloses mit Dinosauriern, machten mir einen Heidenspaß. Die zeitgleich aufkommenden blutrünstigen Ballerspiele ließen mich kalt. Obwohl es nur harmlose Spiele zum Zeitvertreib waren, hielt ich die Kinder von der Playstation fern. Erst später wollte ich sie langsam an die Sache heranführen, wohlwissend, dass man sehr schnell in eine Abhängigkeit geraten kann von derlei Dingen. Jahre später stellte sich heraus, dass Janina ohnehin nur geringes Interesse zeigte und Jason sich nur für ausgesuchte Spiele erwärmen konnte. Besser isses.
Wir lebten dann viele Jahre in Hamburg, und es zog uns auch nirgendwo anders hin. Wir genossen die Nähe zum Wasser, die Annehmlichkeiten der Großstadt, die ich in meiner Kindheit und Jugend kennengelernt hatte, und trotzdem die Ruhe und die schöne Natur unseres Grundstücks. Ich hatte Schenefeld, das auch damals schon „Konny-Island“ hieß, gerade richtig ausgebaut, so dass es zu einem kleinen Wunderland am Rande von Hamburg geworden war. Mehrere Jahre Bauzeit lagen hinter mir, es war alles fertig, alles schön, alles so, wie ich es haben wollte. Das ganze Haus gehorchte dem „High efficiency“-Muster, ökologisch und effizient bis zum Letzten: zu drei Seiten Fenster, ein herrliches Kanapee als Sitzecke und jede Menge Annehmlichkeiten für die Freizeit. Alles war bereit für ein Leben im Paradies, als Jans Anruf kam.
3. DER PLAN
s müssen mindestens zwei bis drei Jahre gewesen sein, die sich Jan nicht gemeldet hatte, bis er schließlich eines Tages am Telefon war und sagte, er sei in Texas – er wohne jetzt dort. Damit nicht genug: Er meinte gleich, er wolle mich und Manu einladen, ihn zu besuchen. Wir müssten unbedingt vorbeikommen.
Das brauchte er neugierigen Menschen wie uns nicht zweimal zu sagen. Texas? Moin, moin, wieso nicht? Nur kurze Zeit später, es war Pfingsten 2002, saßen Manu und ich, ausnahmsweise mal ohne die Kinder unterwegs, im Flugzeug. Fünf Tage, so war der Plan, sollte der Kurztrip dauern. Doch wie schon damals im „Onkel Pö“ sollte mein alter Kumpan weitestgehend unbewusst etwas in Gang setzen, was unser Leben erneut wie eine Weinpulle beim Flaschendrehen wenden würde.
Schon bei der Landung sahen wir vom Flugzeug aus riesige Pick-ups, wie sie sich langsam die Highways entlangschoben. Wir waren sofort beeindruckt – alles mutete mindestens dreimal so groß an wie in Deutschland, und zwar nicht nur geografisch gesehen. Fast schien es, als würde allein der Raum zum Atmen ein Vielfaches an Kubikmetern messen. Jan holte uns vom Flughafen ab, und eine der ersten Stationen, die wir uns ansahen, war Valley View, südlich von Gainesville und westlich vom Ray Roberts Lake. In den folgenden Tagen sahen wir das wunderschöne viktorianische Viertel in Gainesville und die ganze Umgebung der Stadt. Wir waren beide begeistert; wir hatten schon einiges von der Welt gesehen, aber das hier war noch mal eine andere Dimension. Jan hatte mir bereits am Telefon vorgeschwärmt, wie toll es sei. Es gab keinen besseren Adressaten für solche Botschaften als mich. Das musste Jan auch nach den Jahren, in denen wir uns nicht gesehen hatten, immer noch wissen. Er wusste, dass wir kommen würden, und er wusste, dass es mir super gefallen würde. Es war fast, als führe er irgendwas im Schilde.
Weitere Kostenlose Bücher