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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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unwesentlicher Teil des Spaßes, solche Schoten zu bringen, war es, irgendwelche Leute damit zu schocken oder zumindest zu überraschen. Auch dieser Antrieb ist bis heute geblieben.
     
    Aber zurück zu Jan. Bei einer unserer Spritztouren fuhren wir zur Wiedereröffnung von „Onkel Pö“, einer damals legendären Diskothek in der Nähe vom Hamburger Flughafen. Es war klar, dass wir auf unseren Trips auch immer irgendwelche Mädels kennenlernten, und so war es auch dieses Mal. Der Unterschied war: Jan verliebte sich an jenem Abend unsterblich in eines von zwei Mädchen, mit denen wir dort flirteten, und zog sogar kurz darauf zu ihr nach Hessen. Ich hingegen hielt als Folge nur losen Kontakt zu der anderen Frau, die wir bei „Onkel Pö“ besser kennengelernt hatten. In der ersten Zeit nach diesem Abend fuhren Jan und ich immer zusammen nach Dieburg, dem Ort, aus dem die beiden kamen. Wir setzten unsere selbst inszenierten Abenteuer natürlich auch in dem kleinen hessischen Städtchen fort, und schon bald kannte man uns in dieser Gegend ebenso gut wie an den Stränden, die wir vorher unsicher gemacht hatten. Aber während Jan seine Beziehung aufrechterhielt, trennte ich mich schon bald von der Frau vom Onkel-Pö-Ausflug. Fortan zog es mich dementsprechend immer seltener und irgendwann gar nicht mehr nach Hessen, und auch Jan sah ich ungefähr ein halbes Jahr lang kaum.
    Eines Abends telefonierte ich von Hamburg aus mit ihm, als er gerade in einer Dieburger Kneipe saß, die er zu der Zeit oft besuchte. Mitten im Gespräch reichte er mich weiter an die Besitzerin der Kneipe, und wir fingen ein bisschen an zu schnacken. Ich verstand mich auf Anhieb sehr gut mit ihr und lernte sie bald darauf persönlich kennen. Es kam, wie es kommen musste, und ich begann eine Beziehung mit der Inhaberin der Bar. Ich kaufte sogar wenig später mit ihr zusammen einen sogenannten Resthof in der Gegend – eine Art Bauernhof, nur kleiner, mit Scheunen, einem kleinem Haus und einem Innenhof. Mein Bruder, der zu der Zeit bereits in Nürnberg lebte, kam vorbei, und zusammen renovierten wir den Hof, entkernten das Gebäude, und nach und nach schaffte ich alle meine Bauutensilien von Hamburg nach Hessen. Es ist schwer vorstellbar, aber für die vergleichsweise geringe Option auf etwas Glück in einem anderen Bundesland verließ ich mein Schenefelder Paradies und ließ das große Grundstück dort leer stehen. Ich verpflanzte mein Leben. Doch wohnte ich auch in Dieburg in der Natur und arbeitete wie in Hamburg als Subunternehmer. Ich wurde nebenbei mein eigener Hausmeister auf dem Hof, arbeitete in der Kneipe meiner Freundin und knüpfte auch gleich wieder Sport-Kontakte.
     
    Kurze Zeit später gab ich aushilfsweise, wenn der richtige Trainer nicht da war, Kick-Boxing-Kurse. Da der Coach ziemlich häufig fehlte, kam es öfter dazu, dass ich die Gruppe leitete, in der irgendwann auch eine junge Frau anfing, die eines Tages mit einem blauen Auge und der üblichen „Treppe runtergefallen“-Story zum Training kam. Ein Kumpel von mir und ich wussten sofort Bescheid. Wir halfen ihr, sich von Herrn Treppe zu trennen, auf gewaltlose Art versteht sich, und bald war sie wieder die fröhliche junge Frau, die den Kurs kurz zuvor angefangen hatte.
    Ich verließ schließlich auch die Frau mit der Kneipe wieder, als sich herausstellte, dass unsere Interessen doch unterschiedlicher waren, als wir dachten, und auch Arbeiten auf dem gemeinsamen Hof ihr nicht wirklich zusagten. Zudem hatte gleichzeitig eben jene Kick-Boxing-Schülerin namens Manu mich mit einer gewieften Taktik nach und nach gewonnen. Sie rief mich an, damit ich ihr bei der Reparatur ihres Autos half – wie sich später herausstellte, indem sie das Telefonbuch des kleinen Ortes, in dem ich lebte, nach den wenigen Konrads abklapperte, die es dort gab –, und lud mich ganz ungezwungen ins Autokino ein. Und so kriegte sie mich rum. Ihre Saat ging auf, viel Gegenwehr hatte sie allerdings auch nicht zu erwarten. „The rest“, wie der Amerikaner sagt, „is history.“ Ich war zwar etwas älter als Manu, aber das war für sie kein Argument gegen eine Beziehung; im Gegenteil, sie mochte die zwei Packungen mehr an Erfahrung. Den Ausschlag gab letztlich wohl die Mischung aus Souveränität, Vernunft, Aktionslust und totaler Durchgeknalltheit, die sie bei mir vorfand. Vermutlich Letzteres am allermeisten.
    Manu und später auch unsere Kinder Janina und Jason passten wunderbar in mein altes Leben. Die

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