Konny Reimann
Touren nach Rømø und Südfrankreich waren mitnichten zu Ende; alles ging, nur eben in etwas größerer Runde, genauso weiter wie bisher. Wir waren vier Wochen im Sommer in Südfrankreich, wir fuhren Ostern, in den Herbstferien und an vielen Wochenenden nach Dänemark. Unsere diversen Autos, Wohnwagen und wir waren dort bald genauso bekannt wie vorher meine Kumpels, unsere verrückten Aktionen und ich.
Jan hingegen entwickelte sich in Hessen in eine, sagen wir mal, etwas andere Richtung als ich. Auch er freundete sich, wie meine Ex aus der Kneipe, immer mehr mit diversen alkoholischen Getränken an, legte auf diese Weise ordentlich Gewicht zu und engagierte sich unter anderem in der lokalen Prinzengarde, einem Fastnachtsverein. All das hatte wenig mit dem zu tun, was ihn vorher ausgemacht hatte, und so verloren wir uns das erste Mal etwas aus den Augen.
Eine Zeitlang blieben Manu und ich noch in Hessen. Manu jobbte bei der Frankfurter Rundschau, ich versuchte mich so gut es ging an das Bundesland zu gewöhnen. Wenige Monate ging das auch gut. Aber irgendwann merkte ich: Hessen ist alles, nur nichts für mich, und Manu hielt auch nicht wirklich viel in ihrer Heimat. Als wir wieder nach Hamburg zogen, kamen wir mit sechs 7,5- Tonnern, einer Ente 2 CV, die wir uns zwischenzeitlich zugelegt hatten, und diversen Büschen und Bäumen dort an. Schenefeld empfing uns mit offenen Armen, und wir mussten selbst lachen über das groteske Bild der uns begleitenden Umzugskarawane. „Das nächste Mal steht hier ’n Container!“, sagten wir beide fast zeitgleich. Keiner von uns ahnte, wie recht wir haben würden. Ich arbeitete fortan in Hamburg weiter als Angestellter und Subunternehmer, während Manu eine Ausbildung zur Schneiderin in Wedel.
Vielleicht ist es zu weit gegriffen, aber auf eine subtile Art und Weise war der Ausflug zu „Onkel Pö“ der Anfang zu meinem neuen Leben mit Manu, begann.auch wenn sie gar nicht anwesend war an jenem Abend. Während sie immer mehr Teil meines Lebens und letztlich unersetzlich wurde, verschwand Jan immer weiter aus meinem Fokus.
n der Nähe von Gainesville, Texas, gibt es einen kleinen Ort, der Muenster heißt. Auch Manu wuchs in Münster auf, allerdings in einem mit ü, aber nicht in Westfalen, sondern in Hessen, in der Nähe von Darmstadt. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der Nähe von Ami-Kasernen, den Unterkünften von amerikanischen Soldaten. Natürlich ist es Zufall, aber wenn man erst mal darüber nachdenkt, findet man diverse Beziehungspunkte von damals zu unserem jetzigen Leben. Manu jedenfalls war in ihrer Jugend mit zwei dort stationierten Amis zusammen, mit einem von beiden wollte sie mit sechzehn sogar mal ein bisschen durchbrennen. „Ein bisschen“ nur deswegen, weil es bloß ein Urlaub mit ihm werden sollte. Ihre Eltern ließen sie aber nicht gehen. Vielleicht besser so. Aus meiner heutigen Sicht.
Aber auch diese lose Verbindung nach Amerika verlor sich mit der Zeit, und einzig ihre Vorliebe für amerikanische Rockmusik wie die von Guns n’ Roses oder Metallica blieb übrig. Ihr muss schwindlig geworden sein, als sie mich kennenlernte, zumindest was die Musik anging. In meinem Besitz befanden sich nur exakt zwei CDs, eine von Dire Straits und eine von U2, und ich bin mir nicht mal sicher, wie ich dazu gekommen war. Ich war (und bin) der typische Musikhörer, der sich nicht für Musik interessiert. Manu sah darin dennoch ein Indiz dafür, dass wir beide zusammenpassen würden. U2 war immerhin ihre Lieblingsgruppe. Ich wollte nicht widersprechen, schließlich bestand die Hälfte meiner Musiksammlung aus U2-Scheiben. Für Manu war es Liebe auf den ersten Blick, und auch, wenn ich vielleicht zwei Mal mehr geblinzelt habe, bevor es einschlug, war die Sache doch ziemlich schnell ziemlich klar. Manu war für mich und ich war für Manu gemacht. Nach meiner Hilfe mit dem „Treppenmann“ kamen wir uns schon deshalb schnell näher, weil ich mit allen meinen Kick-Boxing-Kursteilnehmern nach dem Training immer noch zusammensaß und quatschte. Also regelmäßig auch mit Manu.
Eine erste Ahnung davon, wie ich ticke und zu was ich imstande bin, bekam sie, als ich ihr einmal, noch bevor wir zusammen waren, wie erwähnt ihr Auto reparieren sollte. Wie sich herausstellte, war die Wasserpumpe an ihrem BMW kaputt. Manu hatte kaum Werkzeug da, von Ersatzteilen ganz zu schweigen. In die Werkstatt sollte die Kiste aber auch nicht, also nahm ich, was da war,
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