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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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uns für den Abend mit Walter, seiner Freundin und dem Sohn Dennis, die uns am Moss Lake besuchen kamen, zum Essen verabredet. Walter wollte seinen 50. Geburtstag mit uns feiern und hatte das Treffen schon vorher per E-Mail mit uns ausgemacht. Es war zufällig auch unser Hochzeitstag, es ergab also doppelten Sinn, die Tassen zu heben.
     
    Wir waren den Tag über am See gewesen und hatten dort gearbeitet, als Manu und die Kinder zurück zum Haus nach Gainesville fuhren, um sich für den Abend frisch zu machen und sich umzuziehen. Als sie ankamen, sah Manu, dass irgendein elektronisches Gerät, ich glaube es war der DVD-Player oder der Fernseher, etwas komisch dastand. Sie machte sich erst nichts daraus und ging in unser Schlafzimmer. Manu stöhnte fast im gleichen Moment auf, als Janina, die in dem Moment ihr eigenes Zimmer betrat, einen Schrei ausstieß. Auch Jason entfuhr etwas wie „Ach du Scheiße“, als er in sein Zimmer kam. Die herumliegenden Sachen und offenen Schubladen und Schränke ließen keinen Zweifel: Es war eingebrochen worden. Manu rief die Polizei und dann mich an und versuchte zunächst herauszufinden, was alles fehlte. Am meisten Verluste hatte Jason hinzunehmen – in seinem Zimmer war die Stereoanlage weg, ebenso Musikinstrumente, seine Playstation und der Game Cube sowie ein paar andere, lose herumliegende Dinge, die man an anderer Stelle wahrscheinlich noch zu Geld machen oder eben selbst benutzen konnte. Insgesamt hielt sich der Schaden zum Glück in Grenzen. Auch wenn ein paar Sachen weg waren, gab es glücklicherweise keine große Barschaft, die gestohlen werden konnte. Auffallend war, dass der oder die Einbrecher gewusst haben mussten, was wo zu finden war. Wir vermuteten, dass sie nachts durch die Hintertür eingestiegen waren, als wir alle am Moss Lake waren. Wahrscheinlich hatten sie uns beobachtet, wie wir wegfuhren, und scheinbar gewusst, dass wir auch eine Weile wegbleiben würden. All das kann man nicht über Wochen beobachten. Nicht für den Ertrag, der einen Eindringling im Haus erwartete. Das musste man schon vorher wissen, an anderer Stelle mitbekommen, gesagt bekommen haben, von denjenigen, die es wissen mussten. Von uns.
     
    Auf der anderen Seite konnten es aber auch keine Profis gewesen sein. Es fehlten fast nur Dinge, die Kinder oder Jugendliche interessieren würden, und nicht die klassisch wertvollen Sachen, auf die ein „normaler“ Einbrecher aus ist. Die teuren Gegenstände waren stehengeblieben. Hier war niemand wie ein Profi vorgegangen. Niemand, der darauf aus war, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, und auch wusste, wie man das anstellt. Das alles schränkte den Kreis der Verdächtigen für uns schon erheblich ein. Die Polizei kam und nahm alles auf. Dieses Mal hatten wir allerdings Grund, auf die zuständigen Beamten wütend zu sein. Sie machten viele Fehler bei der Beweisaufnahme, vergaßen, wichtige Gegenstände und Teile des Hauses auf Fingerabdrücke zu überprüfen, unter anderem das Fenster von Jasons Zimmer, durch das die Einbrecher offensichtlich ihre Beute nach draußen gereicht hatten. Das Gras vor dem Fenster war nachhaltig und breit mit Fußspuren plattgedrückt. Spuren, die dann auch noch zu unseren mexikanischen Nachbarn führten. Auch diesem Verdacht wurde nicht nachgegangen. Weder am gleichen Tag noch sonst irgendwann hat je ein Polizist bei den Mexikanern nebenan nachgefragt. Wenn die tatsächlich etwas damit zu tun hatten, konnte man immerhin davon ausgehen, dass sie damit nicht ihren Lebensunterhalt bestritten, denn diese Leute stiegen nicht jeden Tag in Häuser ein, so viel war klar. Ich bin mir sicher, bei einer Befragung hätten sie es entweder gleich gestanden oder zumindest Fehler gemacht und sich in Widersprüche verstrickt. Die beiden jüngeren der drei Kinder von drüben waren oft bei uns gewesen, wussten, wo was herumstand beziehungsweise wer welches Zimmer bewohnte und wo sich die Dinge befanden, die für Jugendliche von Interesse waren. Sie waren jedoch mit ihren Eltern am Tag zuvor in den Urlaub gefahren, lediglich der ältere 19- oder 20-jährige Bruder war allein zurückgeblieben. Und er machte als Erstes das, was er während der Anwesenheit seiner Eltern unmöglich hätte tun können. Er hatte schon vorher öfter mit seinen Kumpels vor dem Haus seiner Eltern herumgehangen und Bier getrunken. Da der Trampelpfad von Jasons Fenster zu dem Haus der Mexikaner auf mehrere Personen schließen ließ, muss man kein Genie sein, um

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