Konny Reimann
neuen Heim zu beginnen, schien die Fertigstellung eines zweiten Hauses für weitere Besucher sinnvoller. Die Anfragen reichten in der Tat für zwei Häuser, und die Verlockung, dass damit weitere Einnahmen zu erzielen wären, war groß. Denn schließlich würde das auch bedeuten, dass wir irgendwann unsere Jobs würden aufgeben und vollends am Moss Lake für uns selbst sorgen können. Kaum hatten wir den Entschluss öffentlich gemacht, liefen auch schon die ersten Buchungen ein. Das bestärkte uns noch mehr, das Richtige zu tun. Am 8. Oktober 2007 fingen wir an, als Fertigstellungsdatum riefen wir für uns selbst den Mai 2008 aus.
Auch hier kam uns die Verbindung zu RTL zugute. Alle Arbeiten würden natürlich schneller gehen, wenn mir ein paar ordentliche Arbeitskräfte unter die Arme greifen würden. Diese durften natürlich nix kosten, für dumm verkaufen wollten wir aber auch niemanden. Also banden wir einfach die vor uns liegenden Schnürsenkel zusammen und richteten uns an die Fernsehzuschauer. Wir suchten via TV ein paar tüchtige Leute für die Arbeit an Haus 2, die sich für freie Logis hier etwas vergnügen könnten, aber eben auch ein bisschen mithelfen sollten. Der Rücklauf war erstaunlich. Wir suchten schließlich vier Männer aus, die uns seriös erschienen, und warteten gespannt auf ihre Ankunft. Während ich also das erste Haus noch vollständig alleine von null auf hundert gebracht hatte, konnte ich dieses Mal zumindest für zehn Tage auf ein wenig professionelle, wenn auch freiwillige Hilfe setzen.
Die Männer kamen, und die ersten zwei Tage saßen wir zunächst mal in der Kneipe, aßen gut und genossen den See. Sie sollten erst mal ankommen und sich hier wohlfühlen. Und das taten sie, vergnügten sich an Land oder fuhren mit mir mit einem Boot auf den See. Wir haben viel dummes Zeug gemacht, den üblichen Quatsch, den ich eigentlich mache, seit ich laufen kann und den erstaunlicherweise die meisten in meiner Umgebung mitmachen. Ich hatte mit den Männern eine super Zeit, bis am späten Nachmittag des zweiten Tages einer von ihnen sagte: „Hey, sollten wir nicht langsam mal anfangen zu arbeiten?“ Ein paar Blicke und viel Nicken später machten wir uns ans Werk und fingen zunächst an, die im Weg stehenden Bäume und Sträucher zu entfernen.
Als Erstes war das Fundament dran. Es war erstaunlich. Ich musste keine Anweisungen geben oder lang und breit erzählen, wie ich was haben wollte. Die Jungs waren Profis und fingen einfach an. Ganz nach meinem Gusto: Nicht fragen, einfach machen. Neben dem eigentlichen Plan, das zweite Gästehaus anzufangen, ergab sich im Zuge der Arbeiten auch noch die Erledigung anderer Dinge. So wurde kurzerhand die Bar verkabelt, Wasserleitungen wurden gelegt und viele Kleinigkeiten erledigt, die einem teilweise erst einfallen, wenn man schon mittendrin ist. Die traumhaft funktionierende Gastmannschaft wollte nicht mal fragen, was sie als Nächstes tun soll. Die suchten sich die Arbeit selbst.
Die wohl heikelste Aktion war das Fällen der Bäume. Der steile Hang rechts vom Weg war gesäumt von zahlreichen Bäumen, die genau dort standen, wo später mal das künftige Haus hin sollte. Und von alleine würden sie nicht weggehen. Also kletterte ich in die Baumkronen. Ich schnitt zunächst mit einer Kettensäge die Äste ab. In fünfzehn Meter Höhe balancierte ich zwischen den Wipfeln und ratterte durch das Gebälk. Die abgesägten Äste wurden anschließend abgeseilt, damit sie nicht unkontrolliert durch ihre Verwandten weiter unten am Baum hin und her segelten, um schließlich irgendwo zu landen, wo sie nicht landen sollten. Niemand von uns hatte eine Ausbildung darin, wie man Bäume fällt oder wie man sie vorher so präpariert, dass kein Schaden entsteht. Eines der wenigen Dinge, die ich bei Blohm & Voss nicht gelernt hatte. Egal, ich kletterte einfach hoch und fing an.
Zwischen der Bar und dem Haus Blankenese stand ein Ungetüm von Baum, das wegmusste. Er war eigentlich nicht im Weg, denn das neue Gästehaus sollte auf die andere Seite vom Weg, mehr angrenzend an das Nachbargrundstück und nah an den See heran. Aber er würde später stören, denn ich plante, die Bar noch zu erweitern, spätestens dann wäre die Beseitigung des Riesen vonnöten gewesen. Außerdem warf er mit seinen tausend dunklen Armen viel zu viel Schatten auf diesen schönen unteren Teil unseres Grundstücks.
Doch den braun-grünen Riesen zu Fall zu bringen war nicht eben
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