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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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Internet. Die meisten Familien hier in der Gegend wohnen in diesen wie lange Eisenbahnabteile aussehenden Häusern. Man kann sich bei den Dingern vorher genau die Farbe der Wände und der Teppiche aussuchen und alles genau so bestimmen, wie man es gerne haben möchte. Wie bei einem Auto. Nur dass der Kasten eben zwanzig Mal so groß und bewohnbar ist. Am 19. Oktober 2007 war die Endabnahme für den Trailer, vier Tage später wurde er geliefert und wurde auf das abschüssige Unkraut-und-Bäume-Feld ca. 25 Meter oberhalb der Steintreppe gesetzt, genau in die Mitte neben den Schotterweg. Da die Stelle zwar optimal vom Platz war, jedoch wie erwähnt keine gerade Fläche, packte die Firma, die das Haus lieferte, ein paar Steine als Unterbau darunter. Das würde auf Dauer natürlich nicht ausreichen, und so war es wieder mal an mir, hier nach und nach einen richtigen Untergrund zu schaffen. Es ist kein Wunder, dass selbst diese langen Trailer in Amerika immer wieder mal bei Wirbelstürmen oder heftigen Tornados wie leere Kekspackungen durch die Gegend fliegen, sind sie doch oft genug eben nur auf die Steine platziert, die bei der Lieferung als Füße hingestellt werden. Inzwischen habe ich zumindest an einer Seite angefangen, Stahlrohre im Boden zu befestigen, um das Haus gescheit zu verankern.
     
    Endlich war es so weit: Zwei Wochen vor Weihnachten zogen Manu und die Kinder zum Moss Lake und ich aus dem Airstream ebenfalls in den neuen Trailer.
     
    Später haben uns noch ein Mann aus Rostock namens Roland und nicht zuletzt immer mal wieder diverse Familien mit kleinen und großen Handwerksarbeiten an den diversen neuen Bauten geholfen. Erstaunlich, wie schnell eine Gemeinschaft entsteht. Ich weiß nicht, ob sie alle nur ein wenig an der großen Villa Kunterbunt mitarbeiten oder ob auch sie ein wenig beweisen wollten, dass man doch abseits der Norm ein kleines, merkwürdiges Paradies erschaffen kann. Vielleicht ist die Erklärung aber auch einfacher, und es machte ihnen schlicht Spaß.
     

    eine Familie und ich, wir sind wenig kompliziert. Ich mache klare Ansagen, bei mir kann aber auf der anderen Seite auch jeder prinzipiell erst mal tun und lassen, was er will. Ändern werde ich die Menschheit ohnehin nicht mehr. Aber genau diese einfache Struktur, der Freiraum, den hier jeder genießt, und natürlich der Ort, an dem wir das hier alles erschaffen, scheint die Menschen zu uns zu ziehen.
    Ich erinnere mich zum Beispiel an einen professionellen Zimmermann, der bei uns am Bau des Dachstuhls mithalf. Er war drauf und dran, das Dach von Haus Dithmarschen komplett anders anzugehen, als ich es gemacht hätte. Ich erklärte ihm, wie ich es haben wollte, und sagte, dass das bisher bei mir immer so funktioniert hätte, woraufhin er meinte: „Das kannst du doch so nicht machen!“ Es ging schlicht gegen sein Bild von Handwerkskunst; er hatte diese Handgriffe schon tausendmal gemacht und schlicht mehr Ahnung von der Materie als ich. Also sagte ich: „Mensch, mach doch deinen Kram alleine, wirst schon wissen, was du tust.“ Ich meinte das nicht im Mindesten böse. Ich vertraute ihm. Er machte alles, wie er es einst gelernt hatte, und es war gut. Am Ende passte alles genau. Richtiges Handwerk ist eben doch oft eine gute Sache, auch wenn ich vieles nach Gefühl mache, was ich nicht ohnehin schon richtig gelernt habe. In diesem Fall aber wusste es unser Gast einfach besser. Was muss ich ihm da noch meine Meinung eintätowieren? Diese Vorgehensweise hat sich bewährt.
     
    Das ganze Haus unterlag sowieso keinen gängigen Maßstäben. Ich machte alles so, wie mir das für den Hang, an dem es hier liegen sollte, passend erschien. Ob das dann auch an anderen Hängen in Deutschland, Amerika oder sonst wo auch so gemacht wurde, war mir schnuppe. Wenn ich der Meinung war, dreieckige Fenster passen in achteckige Rahmen, hab ich das so gebaut. Auch Manu war etwas erstaunt, dass ich das Haus mit nur einer kleinen Skizze auf Pappe anging. Am Ende wurde aber immer aus zwei lose aufgezeichneten Pfosten und einem Stück Glas ein bis auf den Millimeter genau passendes Fenster oder eine stabile Wand, ein Dach usw. Ich brauchte keinen Bauplan, ich brauchte nicht mal weitere Zeichnungen; das kleine Stück Pappe und mein Gehirn reichten vollkommen. Ich hatte alles in meinem Kopf und wusste, wie alles auszusehen hatte. Wenn mal jemand, wie im Fall von dem Zimmermann, kam, der etwas besser zu wissen schien, bitte, kein Problem. Hauptsache, das Haus sah

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