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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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bestimmten Leistung aufgrund der Gefahr von Augenverletzungen nicht an Privatpersonen verkauft
     werden dürfen.
    Solche Lowtech-Bauanleitungen sind ohnehin eher im Sinne der ursprünglichen Idee der Streetart-Kultur mit ihren zwar plakativen,
     aber oft hintersinnigen Bildern, Produkten oder Projekten. Sie sollen Anregungen liefern, die Menschen auf eigene Ideen bringen
     und zu eigenständigem Handeln anregen. Entsprechend sind auch die online verfügbaren Inhalte gestaltet. So besticht das
throwie
, die wohl bekannteste Entwicklung des GRL, durch seine Einfachheit: Es ist aufgebaut aus einer kleinen Rundbatterie (Knopfzelle),
     einer Leuchtdiode (LED), einem Magneten und einem |215| Streifen Klebeband, der die Teile so zusammenhält, dass die Anschlussdrähte der LED auf der Batterie fixiert sind und die
     LED leuchtet (vgl. Abbildung 6). Der Magnet erlaubt, das
throwie
an jede metallische Oberfläche zu heften. Die Bezeichnung
throwie
weist darauf hin, dass dies am besten mit einem Wurf erfolgen kann und so auch Flächen mit bunt leuchtenden Punkten verziert
     werden können, die mit bloßer Hand unerreichbar wären.
    Abbildung 7: Straßenbahn nach throwie-bombing auf der Ars Electronica in Linz
    (Quelle: http://www.flickr.com/photos/urban_data/243453680, 30.05.2008)
    Hier werden also nur einfachste Materialien verwendet und entsprechend auf anderen Webseiten vergleichsweise simple Modifikationen
     vorgeschlagen. So etwa ein Schalter: Ein Stück eines Trinkhalms über einem der LED-Anschlussdrähte erlaubt es, die
throwies
auf Vorrat zu basteln, da sie erst dann zu leuchten beginnen, wenn der Halm herausgezogen wird. Dies kann wichtig sein, da
     bei
throwie-bombing-
Aktionen sehr viele, durchaus auch tausende der Leuchtobjekte eingesetzt werden (vgl. Abbildung 7).
    Eine andere Weiterentwicklung erinnert wieder stärker an die Graffiti-Szene: Damit die
throwies
nicht wahllos, sondern in vorgesehener Form, also als Leuchtzeichen oder -buchstaben, appliziert werden können, werden die
     Leuchtpunkte zunächst auf, zum Beispiel, einem Schneeschieber angeordnet, wobei jedes Blech mit daran befestigter, möglichst
     langer Stange diesem Zweck genügt. Dabei müssen die
throwies
so aufgelegt werden, dass die Magnetkraft nur durch die Batterie wirkt. Je länger der Stiel ist, desto höher lassen sich nun
     die Zeichen oder Schriftzüge damit positionieren, etwa an den Stahlträgern von Brücken. Da die Magnete direkt auf die Zieloberfläche
     treffen, haften sie dort stärker als auf dem Blech, das verwendet |216| wurde, um sie anzuordnen und zu positionieren. 9 Der Fantasie sind hier also keine Grenzen gesetzt, und so werden
throwies
auf die unterschiedlichsten Weisen verwendet, mal ganz pragmatisch zum Zwecke der Fahrradbeleuchtung, 10 ein andermal für einen ungewöhnlichen Heiratsantrag.
    Die einfache Technik schließt jedoch nicht per se aus, dass hier auch elaborierte Ansätze verwirklicht werden, wie die Anleitung
     für einen Dämmerungssensor, über den die LED erst bei Dunkelheit eingeschaltet wird. Doch hier geht es weniger um die Demonstration
     von hochkarätigem Wissen, auch wenn dieses bescheiden als »Fünf-Minuten-Projekt« 11 deklariert wird, sondern interessant ist Lowtech als Handlungsanreiz, als eine erstaunlich simple, intelligente Form der
     Intervention oder Modifikation im Sinne der Streetart: Es geht darum zu betrachten und zu verstehen, wie Alltagskultur und
     Wahrnehmung in einem speziellen Kontext funktionieren, und diese dann minimal abzuwandeln, damit Dinge plötzlich nicht mehr
     so sind, wie sie gedacht waren, sein müssten oder sein sollten. Hierzu können auch Aktionen gehören, die zwar komplizierte
     Technik einsetzen (auch eine LED ist ein Hochtechnologieprodukt mit jahrelanger und internationaler Entwicklungsgeschichte),
     diese wird aber nicht als explizites Thema betont. So benötigt der
Laser-Tag
zwar eine relativ aufwendige Einrichtung, der sichtbare Effekt ist jedoch nah an den Praktiken des simplen Filzstiftes orientiert,
     was auch dieser Form den Charme des unvoreingenommenen, unprofessionellen und spontanen Handelns verleiht.
    Hier lässt sich ein Unterschied identifizieren, der den online dokumentierten Aktionen eine etwas andere Qualität verleiht,
     als den Referenzpraktiken vor Ort eigen ist. Sicher lässt es sich über Onlinemedien prinzipiell transportieren, Teil einer
     geheimen, verschworenen Gemeinschaft zu sein. Doch die Betonung der Bauanleitungen mit ihren

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