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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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Designerstuhls
    (Quelle: http://eameshack.blogspot.com, 03.06.2008)
    Ikea liefert so die Grundlage für die Lösung eines Problems, das erst durch Ikea selbst entstanden ist. Wieder anderen geht
     es schließlich darum, Ikea-Produkte, die sie zwar mögen, aber zu standardisiert finden, weiter zu individualisieren und ein
customizing
herbeizuführen (Green 2007a). Kunden haben in diesem Zusammenhang das Gefühl, die im Ikea-System angelegte Logik autonom weiterzuführen
     und zu radikalisieren. Eine Kundin sagt:
    »I think Ikea just makes it easy to D.I.Y. (do-it-yourself) because it already has a system in place of mixing and matching
     this frame with that cabinet and those knobs. Hacking just takes it a little further, repurposing it to fit your needs. And
     maybe the geek-nerd in us hackers feels a buzz having outsmarted the Ikea system by creating something of our own.« (Ders.
     2007b: 8)
    Abbildung 9 zeigt einen Esstisch, der aus einem Bilderrahmen und Tischbeinen des Typs
Vika Fintorp
zusammengesetzt wurde. Der Bastler schildert sein Vorgehen wie folgt:
    »essentially, i made it like a large picture frame using 45 degree miter cuts. after painting each component, i attached the
     legs to the frame and then simply placed |45| the window on top. the fit is so snug between the underframe and the frame of the window that i didn’t even have to connect
     them in any way. the total cost for this project was around $60, not including tools or painting supplies which i already
     had on hand. […] i later painted the feet of the vika fintorp legs black, which was a very surprising improvement over the
     original drab gray.« 1
    Abbildung 9: Esstisch mit Vika Fintorp Beinen
    (Quelle: http://ikeahacker.blogspot.com/2007/08/dining-table-with-vika-fintorp-legs.html, 03.06.2008)
    Beim Ikea-Hacking geht es nicht nur um das Kombinieren und Umfunktionieren von Möbeln – und damit um den Bereich des Bastelns
     mit vergleichsweise rudimentären Technologien. Beliebt ist offenbar heute auch das Kombinieren von Hightech-Elementen beziehungsweise
     Gadgets mit Lowtech-Accessoires von Ikea. Über Ikea-Hacker Zieak, der sich einen Webcam-Ständer (Abbildung 10) zurechtbastelte,
     berichtet ikeahacker. blogspot.com wie folgt: »he writes ›this little guy (ikea unicef brum bear) i |46| bought at the thrift store for 25 cents. i could feel an articulated skeleton within.‹ after some surgery, zieak attached
     his webcam to the ›head‹ portion of the skeleton. he adds, ›now my cam can hang on my laptop monitor, stand on my desk‹.« 2
    Einer ähnlichen Fusion aus Hightech und Lowtech folgt auch das in Abbildung 11 gezeigte Lautsprechersystem auf Basis von Ikea-Plastiksalatschüsseln.
    Abbildung 10: Ikea Cam Creature
    (Quelle: http://ikeahacker.blogspot.com/search/label/av%20aids, 03.06.2008)
    Neben der globalen Amateurbewegung der Ikea-Hacker registriert die Kunstkritik neuerdings, dass Ikea verstärkt in den Arbeiten
     zeitgenössischer Künstler vorkommt. Damit ist mehr gemeint als die nur vage Assoziation, wie sie etwa anlässlich der rekursiven
     Readymades des französischen Künstlers Mathieu Mercier als »[…] l’improbable exposition d’un chef de rayon psychotique de
     Leroy Merlin ou la production d’un designer d’IKEA sous LSD […]« (Bovier 2007: 36) aufkam. Eine Bestandsaufnahme von Tollmann/Nedo
     (2008) zeigt nämlich, dass Ikea-Märkte zum Schauplatz von Kunstvideos werden, wie etwa beim israelischen Künstler Guy Ben-Ner
     (»Stealing Beauty«) oder bei den deutschen Künstlerinnen Judith Hopf |47| und Kathrin Pesch (»The Uninvited«). Oder aber die Schilderungen von Kunden über das Ikea-Universum geben Klischeesammlungen
     für veritable Seifenopern ab, wie etwa beim Berliner Künstler Ulf Aminde (»Welcome Home«). Auch wenn solche Häufungen bemerkenswert
     sein mögen, so handelt es sich jedoch noch nicht um AMOs im eigentlichen Sinne.
    Abbildung 11: Lautsprechersystem aus Ikea-Plastiksalatschüsseln
    (Quelle: http://dailydiy.com/2007/05/28/speaker-balls, 03.06.2008)
    Ein geradezu idealtypisches Beispiel für ein AMO liefert indes Joe Scanlan (2002) mit seiner Arbeit »DIY or How To Kill Yourself
     Anywhere in the World for Under 399$«. Sein Katalog im Stile einer Ikea-Montageanleitung zeigt, wie man aus den Bauteilen
     eines Billy-Regals mit geringfügigen Eingriffen schließlich einen Sarg samt zwei Podesten für die Blumengebinde zimmern kann
     (Abbildungen 12 und 13). Damit reagiert Scanlan

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